Baguettes rund um die Uhr

Saarbrücken · Mehr als zwei Millionen Baguettes sind bereits aus dem Backautomaten der Lothringer Jean-Louis Hecht und Jean-François Bir gepurzelt. Jetzt haben sie die Maschine nach Deutschland gebracht.

 Jean-François Bir (l.) betreibt in Saarlouis einen Baguette-Automaten. Bäcker Dominque Romano liefert die vorgebackenen Teiglinge.

Jean-François Bir (l.) betreibt in Saarlouis einen Baguette-Automaten. Bäcker Dominque Romano liefert die vorgebackenen Teiglinge.

Foto: Oliver Dietze

Am Sonntagabend ein ofenfrisches Baguette knabbern? Oder mitten in der Nacht? Bäckermeister Jean-Louis Hecht aus dem lothringischen Hombourg-Haut, einer Klein stadt zwischen Saint Avold und Forbach, machen genau dies möglich. Hecht backt nicht nur Baguettes, gemeinsam mit seinem Kompagnon Jean-François Bir, ebenfalls Bäckermeister, hat er auch einen Backautomaten entwickelt, der Kunden rund um die Uhr mit frischen Baguettes versorgt - seit Kurzem auch im Saarland.

Vor mehr als zehn Jahren haben Hecht, Bir und fünf Elek trotechnik-Studenten den Prototypen für seine Baguette-Maschine entwickelt. Doch die verrückte Idee, die die beiden 2002 in Paris vorstellten und sich anschließend patentieren ließen, wurde schnell zu einem Erfolg. 70 der 50 000 Euro teuren Automaten hat ihre Firma Pani Vending nach eigenen Angaben bereits verkauft: Neben vielen Standorten in Frankreich und der Schweiz gibt es den Baguette-Backautomaten mittlerweile auch in den USA und in Russland. Zwei Millionen Euro Umsatz hat die Firma laut Hecht im vergangenen Jahr erwirtschaftet, neun Angestellte arbeiten für das Unternehmen. Aktuell sind Hecht und Bir auf der Suche nach Investoren, die die weitere Expansion unterstützen.

Die Technik der knapp zwei Meter großen und eine Tonne schweren Automaten ist vergleichsweise einfach. Ein Baguette backt üblicherweise 20 Minuten. Für den Automaten werden die Baguette-Rohlinge zwölf Minuten vorgebacken, lagern dann in einem Kühlfach, das sie bis zu drei Tage frisch hält. Im Automaten werden sie gesteuert durch die Kundennachfrage auf einen Ofenrost transportiert und bei 200 Grad noch einmal acht Minuten nachgebacken, so dass immer fertige Baguettes vorrätig sind, die dann idealerweise lauwarm an den Kunden ausgegeben werden.

Über die Jahre hat Hecht den Mechanismus noch verbessert: "Der Automat backt jetzt zuverlässiger", sagt der Bäckermeister, der bereits an der sechsten Version des Automaten arbeitet. Herstellen lässt Hecht die Maschinen in einem Betrieb in Portugal, an dem er gemeinsam mit seinem Bruder beteiligt ist. Vor allem geht es bei dem neuen Modell darum, die Kapazität zu erhöhen. Während das aktuelle Modell "nur" bis zu 130 Baguettes vorhalten kann, soll die neue, etwas breitere Variante dann 180 vorgebackene Baguettes aufnehmen können. Das sei auch notwendig, schließlich würden zu Spitzenzeiten mit einer Maschine mehr als 600 Baguettes pro Tag verkauft, sagt Hecht, der selber fünf solcher Automaten betreibt und teils mehrmals täglich mit Baguette-Rohlingen bestückt. Pani Vending bietet zu den Automaten auch den nötigen Service an. Über eine spezielle App lassen sich die Backautomaten selbst in Amerika oder Russland überwachen und technische Störungen per Fernwartung beheben.

Den ersten Baguette-Automat im Saarland - er steht in der Wallerfanger Straße 108 in Saarlouis - hat Hechts Kompagnon Bir aufgestellt. Doch schon bald soll ein weiterer Automat in der Landeshauptstadt dazukommen. Den wolle der Bäcker Jean-Claude Huck aus Petit-Rosselle betreiben, sagt Hecht. Huck besitzt Hecht zufolge bereits mehrere solcher Baguette-Automaten und sei einer seiner erfolgreichsten Abnehmer.

Die härteste Konkurrenz der Baguette-Automaten bleiben allerdings die Supermärkte. Über den Automaten direkt vor seiner Bäckerei verkauft Hecht seit einer Weile nur noch halb so viele Brote wie früher. Der Grund: Hecht verlangt einen Euro pro Baguette, der neue Supermarkt um die Ecke verkauft sie für 40 Cent.

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