Der neue Mini Countryman macht sich lang

München · Unter den Spielarten des Mini ist der Countryman eine der erfolgreichsten: Über 500 000 Stück des Kompakt-SUVs wurden verkauft. Der nun auf Golf-Format gewachsene Nachfolger soll den gestiegenen Ansprüchen der Kunden gerecht werden. Er bleibt aber ein Lifestyle-Mobil.

 Ist der aber groß geworden: Der neue Mini Cooper Countryman bietet jetzt deutlich mehr Platz. Fotos: Mini

Ist der aber groß geworden: Der neue Mini Cooper Countryman bietet jetzt deutlich mehr Platz. Fotos: Mini

Mächtig maxi dieser Mini: Nichts aber wollte die Kundschaft mehr als Größe, sagen die Mini-Macher. Denn auch Mini-Fans aus den Nuller-Jahren, als BMW das urbritische Kultmobil reanimierte, sind jetzt halt in diesem gewissen Alter. Dem Familien-Alter nämlich, wo man Platz braucht für Kids. Deshalb streckt sich der neue Countryman nun kräftig. Dabei war schon sein Vorfahr ein Gulliver im Reich der Auto-Liliputs. 20 Zentimeter in der Länge, drei in der Breite hat das bayrisch-britische Kompakt-SUV in seiner zweiten Auflage draufgepackt - übrigens auch gute 100 Kilogramm mehr Gewicht samt satten 3000 Euro Preiszuschlag. Dafür ist er nun sogar einen Tick länger als ein aktueller Golf.

Das zahlt sich aus: Hinter einer auch per Fußkick schließbaren Heckklappe gibt's genügend Stauraum: 450 bis 1390 Liter. Und ein pfiffiges Detail, auf das man wohl nur bei Mini kommt: Die Picknick-Bench dient als Einladeschutz und Pölsterchen zugleich. So kann man auf der Kofferraumkante bequem sitzend einen Wimbledon-Imbiss, Champagner und Erdbeeren, goutieren. Weniger snobbish gesinnte Zeitgenossen wechseln darauf halt Laufschuhe oder Skistiefel.

Auf dem regulären Gestühl hat man's im Fond wie vorne sehr angenehm und geräumig. Am Volant weiß man zudem das SUV-Plus an Höhe zu schätzen, das einem mehr Überblick über Straße und Gelände beschert - falls der Countryman tatsächlich mal raus darf in Matsch und Modder. Den passenden, cleveren Allradantrieb dazu hat er jedenfalls. "All4" getauft, kann man ihn nun in Kombination mit allen Motorvarianten ordern. Im Grunde bleibt der Countryman damit jedoch ein erfreulich agiler Fronttriebler. Braucht man dann mal doch mehr Traktion, gibt's auch hinten Schub. Und die elektronische Regelung wie auch die Acht-Gang-Steptronic verrichten ihre Dienste mit der unerschütterlichen Souveränität eines englischen Butlers. Der Motorsound ist jedoch nicht wirklich von Adel: Der 192 PS/141 kW starke Vierzylinder im Cooper S gibt den kernigen Landmann, hat dafür aber reichlich Kraft. Im Basismodell Cooper Countryman werkelt gar nur ein 1,5-Liter-Dreizylinder mit 136 PS/100 kW. Mit vier Motoren, zwei aufgeladenen Dieseln (150 PS/100 kW und 190 PS/140 kW) sowie den beiden Turbo-Benzinern, geht der Countryman jetzt an den Start. Noch dieses Jahr folgen der Potenzprotz John Cooper Works und das Saubermännchen Cooper SE mit einer beachtlichen Systemleistung von 224 PS. Rein elektrisch schafft dieser Plug-in-Hybrid 40 Kilometer; genug immerhin, um abgasfreie Innenstädte anzusteuern.

Auch im Fahrverhalten zeigt sich der Countryman 2017 erwachsener, geschmeidiger. Man könnte auch sagen langweiliger, weil weniger hart und giftig. Gewiss, man ahnt die wieselflinke Verwandtschaft noch, von der hoch gerühmten Kart-Flinkheit eines Mini jedoch bleiben bloß Relikte, selbst wenn man unter den drei wählbaren Fahrmodi auf "Sport" schaltet. Dafür sind auch lange Touren mit dem Countryman eine Freude.

Das typische Mini-Feeling aber transportiert sich eher durchs Design. Zum Knuddeln ist der Countryman entschieden zu groß, die charakteristischen Proportionen weisen ihn aber unverkennbar als Mini aus. Selbst wenn er mit den ovalen Scheinwerfern und den hängenden Lefzen der Chromspange im Frontgrill (beim Cooper S) wie eine Bulldogge beim Mittagsschläfchen aussieht.

 Das große Zentraldisplay lässt sich jetzt via Touchscreen-Funktion sehr gut bedienen.

Das große Zentraldisplay lässt sich jetzt via Touchscreen-Funktion sehr gut bedienen.

 Wie eine Bulldogge beim Mittagsschläfchen: die hängenden Lefzen der Chromspange.

Wie eine Bulldogge beim Mittagsschläfchen: die hängenden Lefzen der Chromspange.

Innendrin aber herrscht vollkommenes Mini-Glück. Das Zentraldisplay, das in den buntesten Farben schillert, lässt sich via Touchscreen überzeugend intuitiv bedienen. Dank Head-up-Display muss man sich zudem beim Fahren nicht mehr vom Blick auf die Instrumente ablenken lassen. Und auch sonst wirken Kippschalter, Spangen und Blenden so stylisch wie es in einem Mini eben sein darf, mittlerweile aber auch so wertig und insbesondere die Türverkleidung so massiv wie man es von einer Firma der BMW-Group einfach erwarten muss. Da haben die Mini-Macher aus der Kritik am Finish des Vorgängers offenbar gelernt.

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