Wie schnell ist mein Funknetz wirklich?

Berlin/Hannover · Auf den Verpackungen von WLAN-Routern werden oft gewaltige Übertragungsgeschwindigkeiten versprochen. In der Praxis werden die hohen Datenraten aber nur in den seltensten Fällen erreicht.

 Ein schnelles Funknetzwerk allein reicht noch nicht aus, um Videos aus dem Internet komfortabel auf verschiedenen Geräten abzuspielen. FOTO: DPA

Ein schnelles Funknetzwerk allein reicht noch nicht aus, um Videos aus dem Internet komfortabel auf verschiedenen Geräten abzuspielen. FOTO: DPA

Glaubt man den Angaben auf den Verpackungen von WLAN-Routern, sollte es im Heimnetzwerk eigentlich keine Übertragungsprobleme beim Videostreaming geben. Doch in der Praxis sind die Geräte meist deutlich langsamer als versprochen.

Gerade beim WLAN weichen die erreichten Geschwindigkeiten häufig stark von den Angaben im Datenblatt ab. Das hat technische Gründe, erklärt Ernst Ahlers vom Computermagazin c't. Geräte, die über ein gemeinsames Funkband eines WLANs kommunizieren, könnten demnach nicht gleichzeitig senden und empfangen. Die WLAN-Übertragung sehe daher Sendepausen vor, in denen festgelegt wird, welches Gerät wann senden darf. In diesen Pausen fließen allerdings keine Daten.

Die maximal möglichen Datenraten aus mehreren Funkbändern werden in der Werbung oft addiert: "Beispielsweise werden aus 300 Mbit/s und 867 Mbit/s dann 1167 oder gerundet 1200 Mbit/s", so Ahlers. Das sei aber höchstens ein theoretisch erreichbarer Wert. Grundsätzlich falsch seien die Versprechungen auf der Packung also nicht, aber eben auch nicht realistisch.

Und es gibt noch einen weiteren Faktor zu beachten: "Das Heimnetz ist beim Internetzugriff höchstens so schnell wie die langsamste Komponente", sagt Kai Petzke vom Telekommunikationsportal Teltarif.de. So werde ein altes Notebook mit langsamer WLAN-Antenne auch durch einen Router mit modernster Funktechnik nicht schneller.

Techniken wie MIMO (Multiple Input Multiple Output) sollen mehr Tempo ins Funknetz bringen. Laut der Fachzeitschrift Chip kommen dabei mehrere Funkantennen zum Einsatz, die parallel Datenströme senden können. Wird beispielsweise über einen MIMO-Router mit drei Antennen eine große Videodatei gestreamt, übermittelt im Optimalfall jede Sendeeinheit ein Drittel der Daten.

Beim verbreiteten WLAN-Standard 802.11n sind das maximal 150 Mbit/s pro Datenstrom, beim neueren Standard 802.11ac bis zu 433 Mbit/s - theoretisch.

In der Praxis stören aber viele weitere Faktoren die Übertragung und damit sinkt am Ende auch die Geschwindigkeit des Datenflusses im WLAN: Funknetze der Nachbarn, Wände und Betondecken oder ein ungünstiger Standort des Routers. All das kann das Funknetz weiter verlangsamen.

Außerdem beherrschen längst nicht alle Netzwerkgeräte die modernen Übertragungstechniken. Laut Ernst Ahlers nützt es beispielsweise wenig, wenn eines der Funkbänder des Routers hohe Übertragungsraten hat, die angeschlossenen Komponenten aber auf einem anderen, langsameren Funkband senden. Das sei bei älteren Geräten besonders häufig der Fall.

Doch auch wenn viele Router letztlich nicht die beworbene Geschwindigkeit erreichen, mit aktuellen Standards und Techniken wie MIMO können sie trotzdem die wachsende Anzahl an vernetzten Geräten in modernen Haushalten besser versorgen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt: Die angegebenen Maximalgeschwindigkeiten für Router beziehen sich immer nur auf den Datenaustausch innerhalb des Netzwerks. Werden Daten direkt aus dem Internet geladen, spielt die Maximalgeschwindigkeit des WLAN kaum eine Rolle. Dann geht alles nur so schnell, wie es der Internetzugang zulässt. Laut Kai Petzke sind das selbst mit einem Internetanschluss über Kabel maximal 400 Mbit/s. Die würden allerdings in der Praxis ebenfalls kaum erreicht.

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