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Saarbrücken · Kundenbewertungen im Internet können hilfreich sein – sofern sie tatsächlich echt sind. Denn immer mehr Händler zahlen für die begehrten Sterne. Doch nun gibt es Online-Dienste, die gefälschte Beurteilungen entlarven.

 Grafik: Fotolia, SZ

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Für die meisten Menschen sind Kundenrezensionen eine wichtige Entscheidungshilfe beim Online-Kauf. Das hat eine repräsentative Umfrage des Digitalverbrands Bitkom ergeben, bei der 1166 Bundesbürger nach ihrem Kaufverhalten im Internet befragt wurden. Knapp zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie die Bewertungen anderer Kunden lesen würden, bevor sie ein Produkt im Internet kaufen. Wenn es zu einem Angebot keine Kundenbewertungen gibt, ist das für fast 40 Prozent der Menschen ein Grund, Vorsicht walten zu lassen.

Doch es gibt keine Garantie, dass die Kundenmeinungen auch tatsächlich echt sind. Das zeigt ein zum Beispiel des Online-Riesen Amazon. Wie die Zeitung "Seattle Times" berichtet, hat der Konzern im vergangenen Jahr mehr als tausend Personen verklagt, die falsche Bewertungen an Drittanbieter auf amazon.com verkauft haben sollen. Außerdem geht das Verkaufsportal mittlerweile rigoros gegen so genannte gesponserte Bewertungen vor, also Rezensionen, bei denen der Tester das Produkt kostenlos vom Hersteller bekommen hat.

Diese Maßnahmen scheinen jedoch nur bedingt zu greifen. "Bewertungsdienstleister reagierten schnell auf die neuen Richtlinien und machten mit leicht geänderten Konzepten weiter, die ihrer Meinung nach nicht gegen die neuen Richtlinien verstoßen", sagt Andreas Wilkens vom Fachmagazin Heise Online.

Laut Bitkom gebe es aber auch für die Kunden selbst einige Faustregeln, mit denen gefälschte Bewertungen entlarvt werden können. So wären zum Beispiel Tests, die ein Produkt "allzu überschwänglich" loben, mit Vorsicht zu genießen. Auch wenn in mehreren Rezensionen öfter die gleichen oder ähnliche Formulierungen auftreten, sei Misstrauen angebracht.

Generell gelte: Je mehr Bewertungen für ein Produkt oder eine Dienstleistung abgegeben wurden, desto wahrscheinlicher sei es, dass das Gesamtbild realistisch ausfällt, sagt Julia Miosga, Bereichsleiterin für Handel und Logistik bei Bitkom.

Doch selbst aufmerksames Lesen der Rezensionen kann nicht immer Aufschluss darüber geben, ob die Erfahrungsberichte wirklich echt sind. Gerade bei hohen Ausgaben sollten Nutzer mehrere Quellen heranziehen, um sich einen verlässlichen Eindruck von der Qualität des Angebots zu verschaffen, rät Miosga. Dabei können Webseiten helfen, mit denen sich Kunden ein klares Bild über Kundenrezensionen machen können. Die Internetseite marktplatz-tools.de bietet beispielsweise die Funktion an, eBay-Kundenbewertungen zu filtern. Neben den negativen und neutralen Rezensionen werden dabei positive Bewertungen hervorgehoben, die bekannte negative Aspekte der Produkte beleuchten. Mögliche Anzeichen für gefälschte Bewertungen muss der Nutzer allerdings selbst suchen.

Für Produkte bei Amazon gibt es Webseiten, die diese Funktion automatisch übernehmen. Eine davon ist fakespot.com. Momentan ist Fakespot jedoch ausschließlich auf Englisch verfügbar und unterstützt nur Links der US-Version von Amazon. Das gewünschte Produkt muss also zuerst bei amazon.com gesucht werden. Danach kann der Link des gewünschten Artikels bei Fakespot eingefügt werden, woraufhin das Programm automatisch alle Rezensionen auf verdächtige Formulierungen oder andere Auffälligkeiten prüft. Nachdem die Seite alle Falschbewertungen herausgefiltert hat, zeigt sie dem Nutzer ein bereinigtes Ergebnis an. Laut Ming Ooi, Leiterin der Unternehmensentwicklung bei Fakespot, werde aktuell auch an einer Version in deutscher Sprache gearbeitet.

Ebenfalls nur auf Englisch, dafür aber mit Unterstützung für die deutsche Version von Amazon gibt es die Seite reviewmeta.com. Das Prinzip ist ähnlich: Nachdem der Nutzer den Link des gewünschten Produkts in die Suchmaske eintragen hat, erscheinen nach kurzer Wartezeit alle überprüften und als zuverlässig eingestuften Ergebnisse. Eine deutschsprachige Version sei derzeit allerdings nicht geplant, sagt Chefentwickler Tommy Noonan.

Fakespot und Review Meta sind auch als Erweiterungen für Chrome und Firefox verfügbar. Mit diesen werden die Bewertungen dann direkt beim Surfen auf Amazon sortiert.

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