Frau Schausten und die 150-Euro-Enthüllung

Saarbrücken. Auf diese Art von Berühmtheit hätte die ZDF-Journalistin Bettina Schausten sicher gut verzichten können. Doch wegen eines merkwürdigen Wortwechsels mit Bundespräsident Christian Wulff in dem ARD/ZDF-Interview am Mittwoch steht sie plötzlich im Mittelpunkt von Kantinengesprächen und Internetdiskussionen

Saarbrücken. Auf diese Art von Berühmtheit hätte die ZDF-Journalistin Bettina Schausten sicher gut verzichten können. Doch wegen eines merkwürdigen Wortwechsels mit Bundespräsident Christian Wulff in dem ARD/ZDF-Interview am Mittwoch steht sie plötzlich im Mittelpunkt von Kantinengesprächen und Internetdiskussionen. Bezahlt die 46 Jahre alte Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios Freunden tatsächlich 150 Euro für eine Übernachtung im Gästezimmer? Diese Frage lässt gerade der Webgemeinde keine Ruhe, die kübelweise Hohn und Spott über der Moderatorin ausgießt. Allein die Facebook-Seite "Fr. Schausten muss ihre bezahlten Übernachtungen bei Freunden offenlegen" hatte bis gestern Nachmittag über 5500 Unterstützer. In den zahlreichen Kommentaren wird Schausten wahlweise als "Witzfigur" oder "Lügenbaronin" bezeichnet, andere stellen Fragen wie: "150 Euro am Tag? Fürs Wochenende? Mit Frühstück? Wellness?" Wieder andere zeigen allerdings auch Verständnis für "die kleine Notlüge".Schausten selbst wollte sich gestern zum Thema nicht äußern. Das ZDF teilte auf Anfrage des "Kölner Stadt-Anzeigers" lediglich mit, dass "das Thema der Stunde der Bundespräsident ist und nicht die privaten Gepflogenheiten von Frau Schausten".

Doch wie bewerten Benimm-Experten die 150-Euro-Enthüllung? Für eine Übernachtung bei Freunden sollte als Gegenleistung kein Bargeld angeboten werden, erklärt die Deutsche Knigge-Gesellschaft. Die Aussage von Frau Schausten sei "albern, peinlich und skurril", sagt Knigge-Vorstandschef Hans-Michael Klein auf SZ-Anfrage. "Wenn mich jemand bei sich übernachten lässt, revanchiere ich mich nicht sofort, sondern an passender Stelle und Gelegenheit. Zum Beispiel, indem ich ihn einlade und bei mir übernachten lasse. Oder ich schenke dem Gastgeber Blumen oder Ähnliches. Es geht um eine Geste", erklärt Klein. "Wir alle haben eine moralisch-ethische Grundgrammatik und dazu gehört die Verinnerlichung des Grundsatzes: Wenn ich etwas bekomme, gebe ich auch etwas", ergänzt er. Dieses "Gesetz der sozialen Verpflichtung" sei eine Bedingung "für unser soziales Miteinander". tho

Foto: dpa

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