"Rau waren die Kelten, aber keine Barbaren"

Otzenhausen. Mit dem ersten Schritt auf das Gelände berührt man sofort den Boden eines Keltendorfes. Die Aussteller in der Markt- und Händlergasse tragen Umhänge, schnitzen, drechseln oder sitzen am Lagerfeuer. Vor einem Nachbau eines Streitwagens unterhalten sich zwei räudige Gesellen. Ein Eburone (Unterstamm der Belgier), und ein Kelte vom Volksstamm der Treverer

 Beim Keltenfest lernten die Besucher auch einiges über die Kleidung der Kelten. Foto: Frank Faber

Beim Keltenfest lernten die Besucher auch einiges über die Kleidung der Kelten. Foto: Frank Faber

Otzenhausen. Mit dem ersten Schritt auf das Gelände berührt man sofort den Boden eines Keltendorfes. Die Aussteller in der Markt- und Händlergasse tragen Umhänge, schnitzen, drechseln oder sitzen am Lagerfeuer. Vor einem Nachbau eines Streitwagens unterhalten sich zwei räudige Gesellen. Ein Eburone (Unterstamm der Belgier), und ein Kelte vom Volksstamm der Treverer. Im Jahre 54 vor Christus zettelten die beiden befreundeten Stämme einen Aufstand gegen Julius Cäsar an. Wie seinerzeit zu Pferd gekämpft wurde, demonstriert die Gruppe Eporetas aus Mosberg-Richweiler."Die Reit-und Kampfkunst der Kelten hatte einen hohen Standard", erzählt Björn Kiefer. Gemeinsam mit Eva Stuhrmann rekonstruiert er taktisch angewandte Kampftechniken. "Im Kampf muss das Zusammenspiel mit dem Pferd wie ein Tanzpaar funktionieren", erklärt Stuhrmann. Beim Anblick der Schaukämpfe der tschechischen Stuntmen-Truppe Equites wundert es niemand mehr, dass die Lebenserwartung eines Kelten nur knapp die Dreißig-Jahre-Grenze überschritt.

Den Zuschauern auf dem Thingplatz stockt fast der Atem als sich eine Kriegerin des Angriffs zweier schier übermächtiger Gegner erwehren muss. "Rau waren die Kelten, aber keine Barbaren", klärt Georg Eul von der Gruppe Dekadentix auf. Dass die Kelten exzellente Handwerker waren, präsentiert der Freundeskreis keltischer Ringwall in einer ganzen Produktionsstraße. Eine Darstellungsgruppe der Hochwaldkelten verbrennt Raseneisenerz, um es für den Verhüttungsprozess in einem Rennofen vorzubereiten. Ein Querschnitt über vier Gräber aus der Spätlaténezeit, die im Jahre 1983 bei Eiweiler gefunden wurden, ist bei der Arbeitsgruppe Keramik zu bestaunen. "Das Keltengrab und die Grabbeigaben haben wir nach archäologischen Aufzeichnungen nachgebaut", informiert Doris Peter.

Abschied nehmen muss nun auch für die Gemeinde Nonnweiler vom angestammten Gelände. "Das nächste Mal findet das Keltenfest im neuen Keltenpark statt", kündigt Bürgermeister Schneider (CDU) an. Die Realisierung des Keltenparks ist über eine Zeitschiene von circa sechs Jahren geplant. Im ersten Teilabschnitt wird die touristische Erschließung unter anderem mit einer Arena für Veranstaltungen wie Celtoi realisiert. "Hierfür hat das Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft der Gemeinde einen Zuschuss über 400 000 Euro in den Jahren 2011/12 zugesagt", teilt Staatssekretär Joachim Kiefaber (FDP) mit. Das Keltenfest sei ein wichtiges Instrument zur authentischen Wiedergabe des keltischen Lebens in der Region. Dies veranschaulichen die 14 Gruppen mit rund 200 Akteuren mit authentischen Aufführungen und in den diversen Workshops.

Kein Einsehen mit den Darstellern und der veranstaltenden Gemeinde hat erneut der keltische Wettergott Taranis. "Selbstverständlich haben uns die Regenschauer einige Besucher gekostet, doch damit muss man sich halt arrangieren", sagt Thomas Finkler. Mit dem Fest wolle die Gemeinde primär auf die zahlreichen Aktivitäten am Ringwall hinweisen und zeigen, was sich alles getan habe.

Auf einen Blick

Ergänzt wurde das Programm mit Führungen zum keltischen Ringwall. Oben auf dem Ringwall spielten die Derendinger Alphornbläser und machten Werbung für die Musikfestspiele Saar. Die Gruppe Poitin unterhielt an beiden Tagen die Besucher auf dem Veranstaltungsgelände mit schottischer und irischer Musik. frf

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