Küchenhilfe Reif plant großen Satz

Saarbrücken. Hausfrauen schwören darauf, Homöopathen empfehlen es, und selbst Krankenschwestern greifen hin und wieder gern darauf zurück. Ebenso wie die Eltern von Christian Reif. "Die haben gesagt: Mach Quark drauf. Das soll die Schwellung und die Entzündung rausziehen", erzählt der Weitspringer schmunzelnd. Und ja - er hat sie tatsächlich ausprobiert, die Quark-Methode

Saarbrücken. Hausfrauen schwören darauf, Homöopathen empfehlen es, und selbst Krankenschwestern greifen hin und wieder gern darauf zurück. Ebenso wie die Eltern von Christian Reif. "Die haben gesagt: Mach Quark drauf. Das soll die Schwellung und die Entzündung rausziehen", erzählt der Weitspringer schmunzelnd. Und ja - er hat sie tatsächlich ausprobiert, die Quark-Methode. Reif hat alles versucht, von der Stoßwellen-Therapie über Tapes bis hin zur Röntgenreizbestrahlung. Um endlich diese verdammten Beschwerden an der Achillessehne in den Griff zu bekommen. Schließlich verpasste er die Qualifikation für die Olympischen Spiele bereits 2008, damals wegen eines Muskelfaserrisses. Das sollte ihm nicht noch einmal passieren."Die Achillessehnenprobleme hatte ich schon 2011", erinnert sich der ständig verletzungsgeplagte Reif: "Und jetzt sind sie im zweiten Trainingslager wieder aufgetaucht." Den Saisoneinstieg Mitte Mai musste er verschieben, erst Ende Mai gaben die Ärzte grünes Licht für den Wettkampf in Weinheim. "Ich hatte ein ganz schlechtes Gefühl. Ich habe morgens probiert, zu joggen, und es ging gar nichts", erzählt er. Reif sprang trotzdem. Und wie. 8,26 Meter im ersten Versuch - die Olympia-Norm war abgehakt. "So gut habe ich noch nie einen Wettkampf begonnen", staunt der Athlet des ABC Ludwigshafen noch heute. Nur wenige Tage später flog er in Bad Langensalza bei schlechten Bedingungen auf 8,21 Meter - etwa 20 Zentimeter weiter als die starke Konkurrenz.

"Danach ging es mir aber richtig schlecht", erzählt Reif, der die Teilnahme an der deutschen Meisterschaft und der EM absagen musste. Was half, war die Schon-Therapie. Keine Wettkämpfe bis zu Olympia in London. Seinen Leistungsnachweis erbrachte Reif, der seit 2008 in Saarbrücken lebt und trainiert, am Donnerstag stattdessen an der Sportschule. "Ich bin 20 Meter fliegend in 1,88 Sekunden gesprintet und mit kurzem Anlauf 7,42 Meter gesprungen. Das habe ich absolut nicht erwartet", sagt er. Das gab Selbstvertrauen: "Ziel in London ist eine Medaille." Die Qualifikation ist am Freitagabend, das Finale am Samstag.

Ob die eher kurz angewandten Quark-Wickel letztlich geholfen haben, weiß Reif nicht. Der Quark bleibt bei ihm ohnehin eher in der Küche. Genauer gesagt in der Küche der Mensa an der Sportschule. Abgesehen von einem halbjährigen Ausflug in eine eigene Wohnung lebt er seit fast vier Jahren am Olympiastützpunkt. "Die Küche war toll, aber ansonsten war die Wohnung viel zu groß für mich. Deswegen bin ich zurück an den Stützpunkt", erzählt Reif. "Hier fühle ich mich unglaublich wohl. Außerdem kann ich fokussierter arbeiten. Bei der kleinen Wohnung an der Sportschule ist man nicht so sehr dazu verleitet, sich abzulenken und ständig Freunde einzuladen", erzählt er grinsend. Statt der eigenen großen Küche gibt es für ihn daher Mensa-Essen. Reif verspricht: "Nach Olympia werde ich hier einen Tag als Küchenhilfe arbeiten." < wird fortgesetzt

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