"Vermutlich ist ein geringeres Defizit möglich"

Wie zufrieden starten Sie in die neue Ära am Nürburgring?Lindner: Sehr. Die Mitarbeiter sind sehr motiviert und die ersten Veranstaltungen wurden erfolgreich durchgeführt. Unter unseren 33 Hotels der Lindner Unternehmensgruppe liegt das am Nürburgring bereits hinter Hamburg auf Platz zwei, was den Umsatz betrifft

Wie zufrieden starten Sie in die neue Ära am Nürburgring?

Lindner: Sehr. Die Mitarbeiter sind sehr motiviert und die ersten Veranstaltungen wurden erfolgreich durchgeführt. Unter unseren 33 Hotels der Lindner Unternehmensgruppe liegt das am Nürburgring bereits hinter Hamburg auf Platz zwei, was den Umsatz betrifft.

Alteingesessene Gastronomen kritisieren, dass Sie mit den vom Land finanzierten Hotels Gäste abwerben . . .

Lindner: Das Gegenteil ist richtig. Im ersten Quartal 2010 gab es im Kreis Ahrweiler sechs Prozent mehr Gäste und drei Prozent mehr Übernachtungen als im Vorjahreszeitraum. In der Gemeinde Nürburg sind im Vergleich Januar 2010 mit Januar 2009 die Übernachtungen von 1629 auf 3832 gestiegen. Davon entfallen 1482 auf das Lindner Congress Motorsport Hotel und das Hotel im Eifeldorf Grüne Hölle. Das heißt: Die Zahl der Übernachtungen hat in Nürburg generell zugenommen. Ich bin überzeugt, die Region profitiert von uns.

Sie kommen aus dem Hotel- und Immobiliengeschäft, müssen jetzt aber Rennstrecken vermarkten. Haben Sie da besonderes Know-how?

Lindner: Gegenfrage: Braucht man für den Nürburgring Motorsportkompetenz? Nicht nur. Glauben Sie, dass Bernie Ecclestone als Boss des Formel-1-Geschäfts sich von einem Rennstrecken-Betreiber in sein Konzept reinreden lässt oder dass sich der ADAC vorschreiben lässt, ob die Autos beim 24-Stunden-Rennen links rum oder rechts rum fahren? Wir veranstalten keine eigenen Rennen. Wir müssen touristische Kompetenz und Kompetenz in der Umsetzung einer Motorsportveranstaltung beweisen. Und da haben wir Mitarbeiter mit langjähriger Erfahrung.

Sie sind angetreten, die Rennstrecke besser zu vermarkten. Was ändert sich?

Lindner: Wir haben mit dem ADAC und weiteren Klubs die bisherigen Veranstaltungen bis Ende 2012 gesichert. Damit steht für die Hauptsaison das Gerüst mit 29 Veranstaltungen. Der wichtigste Punkt des neuen Vertrags: Ein Viertel der Streckenmieten fließt zurück in einen gemeinsamen Marketingtopf, um mit den Rennen neue Zielgruppen anzusprechen und mehr Zuschauer anzulocken. Das dient Veranstaltern und der Region.

2011 soll die Formel 1 wieder anrollen. Wer verhandelt mit Ecclestone? Sie oder das Land, das für die Verluste in Millionenhöhe aufkommen muss?

Lindner: Wir werden das übernehmen, wenn das Land das möchte. Ich halte die Formel 1 für sinnvoll. Sie trägt zum Image des Nürburgrings weltweit bei, ist wichtig für die Region. Man sollte sie nicht um jeden Preis wollen. Vermutlich ist ein geringeres Defizit möglich.

2009 gab es den Ring-Botschafter Boris Becker, der seinen Vertrag für das Honorar von 500 000 Euro noch nicht erfüllt hat. Werden Sie ihn noch einsetzen?

Lindner: Ja. Mit Becker waren acht Auftritte vereinbart, davon stehen fünf noch aus.

Die Steuerzahler hoffen, dass Sie genügend Pacht erwirtschaften, damit die Besitz-GmbH die Kredite von 330 Millionen Euro abzahlen kann. Wie sieht das im ersten Geschäftsjahr aus?

Lindner: Wir sind hier in einer Anlaufphase. Kein Hotel ist vom ersten Tag an voll. Das gilt auch für so eine Freizeitstätte. Und es ist einfach nicht möglich, schon vom ersten Tag an die Miete zu zahlen, die das Land sich dann dauerhaft vorstellt. Für die ersten drei Jahre haben wir eine erfolgsabhängige Pacht vereinbart, bis wir im vierten Jahr zu der Summe kommen. Im ersten Jahr können wir ja auch kaum etwas ändern. Der Prozess wird Jahre dauern.

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