Nächster Halt Straßenstrich

Saarbrücken · Die Stadt Saarbrücken will den Fernbusbahnhof vom entlegenen Hauptfriedhof auf den früheren Hela-Parkplatz verlegen. Bei Busunternehmen stößt das auf wenig Begeisterung, befindet sich der Haltepunkt doch direkt neben dem Straßenstrich.

 Ein Teil des Parkplatzes am früheren Hela-Baumarkt an der Dudweiler Straße soll zu einem Busparkplatz umgebaut werden. Foto: Becker&Bredel

Ein Teil des Parkplatzes am früheren Hela-Baumarkt an der Dudweiler Straße soll zu einem Busparkplatz umgebaut werden. Foto: Becker&Bredel

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Bisher durften Fernbusse in Saarbrücken nur am Hauptfriedhof Metzer Straße halten. Wie die SZ berichtete, schreckt die Randlage der Haltestelle jedoch Anbieter der neuen innerdeutschen Fernbuslinien ab. Die Stadt suchte daraufhin nach einer Alternative. Die ist jetzt offenbar gefunden: Nach der Prüfung von 16 Standorten habe man sich für den von Q-Park bewirtschafteten Parkplatz des früheren Hela-Marktes entschieden, erklärte Bürgermeister Ralf Latz. In der vorderen Hälfte des Parkplatzes an der Dudweiler Straße sollen künftig acht bis zehn Busse halten und 15 parken können. Sofern der Stadtrat am 7. Mai zustimmt, soll laut Latz möglichst zügig die nötige Infrastruktur für einen barrierefreien Einstieg sowie Beleuchtung und Wartehäuschen geschaffen werden, so dass der Platz schon im Sommer benutzt werden könnte.

Neben Fernbussen soll der neue Busbahnhof künftig auch die Touristenbusse, die bisher an der Schlossmauer parken, sowie die Reisebusse, die sich an der Roonstraße drängeln, aufnehmen. Die Situation an der Schlossmauer und in der Roonstraße sei ein Problem, daher habe man eine attraktive Gesamtlösung angestrebt, betont Latz. Für den Hela-Platz habe gesprochen: Er sei vom Bahnhof aus zu Fuß in rund zehn Minuten erreichbar, durch eine Bushaltestelle an der Dudweiler Straße gut an den Bus-Nahverkehr angebunden, außerdem nahe der Autobahn, und er könne bei Bedarf erweitert werden.

Was Latz nicht erwähnt: In diesem Bereich der Dudweiler Straße hat sich Straßenprostitution etabliert. Hier befindet sich ein Betreuungsprojekt für drogenabhängige Prostituierte, die dort von Freiern aufgesucht werden. "Der Bereich ist durch Sichtschutz abgetrennt und wir werden das Richtige machen, dass das noch mehr abgetrennt ist", verspricht Latz.

Was sagt die Busbranche dazu? Beim Landesverband Verkehrsgewerbe, der Interessenvertretung der saarländischen Busunternehmen, freut man sich zwar, dass Saarbrücken endlich einen zentralen Busterminal bekommen soll, aber am Straßenstrich? Keine gute Lösung, findet Geschäftsführer Hartwig Schmidt, Touristen dürfte dieser Standort kaum zusagen. Sein Verband hatte den Nordterminal des Eurobahnhofs favorisiert und bedauert, dass die Stadt sich dagegen entschied. "Der Friedhof war schon nicht gut, Prostitution ist es auch nicht, darüber sollte die Stadt nochmal nachdenken", sagt Schmidt.

"Es ist schon erstaunlich, dass das in mehreren Städten gleich abläuft", stellt Christian Janisch vom Fernbus-Anbieter DeinBus fest. "In Heilbronn sollten wir auch am Straßenstrich halten, wie es in Saarbrücken ja jetzt der Fall ist", sagt Janisch. Eine Saarbrückerin in seinem Team, die den Hela-Parkplatz regelmäßig zum Parken nutzt, habe ihm bestätigt, dass man sich dort als junge Frau nicht sehr sicher fühle, erzählt er. "Bei uns fahren viele junge Frauen mit", betont Janisch. "Wenn 25 junge Studentinnen aussteigen und erstmal auf verdunkelte Limousinen stoßen, fragen wir uns schon, ob Saarbrücken so seine Gäste willkommen heißt." Gegenüber dem abgelegenen Friedhof sei der Hela-Platz aber eine Verbesserung. "Lieber rot als tot", meint Janisch augenzwinkernd und hofft, dass Saarbrücken genau wie Frankfurt und Heilbronn noch einlenkt. Dort sei die Haltestelle jetzt vor dem Bahnhof.

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