Akrobaten im freien Fall

Saarlouis-Düren. Vermutlich werden sich etliche Sportler und Besucher der Europameisterschaft im Fallschirmspringen, die seit Montag in Düren stattfindet, am Ende dieser Woche nach einer Nackenmassage sehnen. Denn fast alle richten ihren Blick ständig gen Himmel

Saarlouis-Düren. Vermutlich werden sich etliche Sportler und Besucher der Europameisterschaft im Fallschirmspringen, die seit Montag in Düren stattfindet, am Ende dieser Woche nach einer Nackenmassage sehnen. Denn fast alle richten ihren Blick ständig gen Himmel. Die Besucher, weil sie von den rasanten Landeanflügen der Springer fasziniert sind, die Sportler und Organisatoren, weil sie permanent das Wetter beobachten, das in den letzten Tagen nicht immer mitspielte.Nach den nahezu perfekten Bedingungen am Montag und Dienstag, wurden die Teilnehmer am Mittwoch auf eine Geduldsprobe gestellt. Aber dass Fallschirmspringen ein Sport ist, der vom Wetter bestimmt wird, wissen die 350 Springer aus 20 Nationen nur zu gut. Auch Markus Bastuck aus Wallerfangen. Der gebürtige Saarländer ist Mitglied der deutschen Nationalmannschaft für Freifall-Formationsspringen und bei der EM mit der Vierer- und Achterformation am Start. 4000 Mal ist der 35-Jährige bereits aus dem Flugzeug gesprungen. "Am Mittwoch hat uns ein Island-Tief das Leben schwer gemacht", erklärt Bastuck. Aber auch wenn die Athleten die geforderten Sequenzen nicht immer im freien Fall zeigen können, allein die "Trockenübungen", mit festem Boden unter den Füßen, vermitteln einen Eindruck von dem, was die Springer bei einer Fallgeschwindigkeit von etwa 200 Kilometern pro Stunde leisten. Was auf der Erde aussieht wie ein Mix aus Indianertänzen und Meditationsübungen, muss oft trainiert werden, bis die Griffe sauber sitzen. "Unser Team besteht nur aus Amateuren, weshalb sämtliche Trainingscamps in unserer Freizeit stattfinden. Wir kommen auf etwa 200 Sprünge pro Jahr. Profiteams wie Frankreich oder Russland schaffen bis zu 800." Dass Deutschland dennoch zur internationalen Spitze zählt - bei der letzten EM belegte der Achter Rang zwei, bei der letzten WM Platz sieben - führt Bastuck unter anderem auf den guten Zusammenhalt zurück. "Wir haben Spaß an unserem Hobby und investieren viel Zeit und Geld. Und wenn sich die Chance ermöglicht, oben mitzumischen, dann wollen wir diese auch nutzen." Rang eins sei nahezu unmöglich, aber einen Platz auf dem Podest visiert Bastuck mit beiden Formationen an. Zwar wird erst am Samstagnachmittag feststehen, wie die Gastgebernation abgeschnitten hat, als erfolgreiche Veranstaltung, die schon jetzt mehr als 5000 Besucher angelockt hat, darf die EM aber bereits gewertet werden. Das bestätigen Profis wie Matt Davidson und Brian Krause vom US-Team, das am parallel stattfindenden Worldcup teilnimmt. "Hier ist alles perfekt organisiert und das Zuschauerinteresse enorm groß. Wir waren schon bei vielen Wettkämpfen auf der ganzen Welt. Dieser ist einer der besten", sind sie sich einig. Dazu gehört es auch, dass am Abend gemeinsam ein Bier getrunken wird. Markus Bastuck: "In der Luft sind die Nationen zwar Kontrahenten, aber am Boden sind wir eine große Springer-Familie."

Auf einen Blick

Die Europameisterschaft und der Worldcup im Fallschirmspringen finden noch heute und morgen auf dem Flugplatz in Saarlouis-Düren statt. Der Wettbewerb beginnt jeweils um 9 Uhr. Alle Sprünge werden auf einer LED-Wand übertragen und kommentiert. Die letzten Sprünge werden am Samstag gegen 17 Uhr gezeigt, im Anschluss erfolgt die Siegerehrung. pra

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