Zornige Bürger vor dem Freibad

Dudweiler/Saarbrücken. Gerd Kiefer, der FDP-Fraktionsvorsitzende im Bezirksrat hatte, inmitten einer imposanten Menschenmenge, verblüffende Neuigkeiten zu verkünden: Am Montag, so erzählte er, seien einige Herrschaften aus der Stadtverwaltung ums Freibad geschlichten - mit Bauplänen in der Hand

Dudweiler/Saarbrücken. Gerd Kiefer, der FDP-Fraktionsvorsitzende im Bezirksrat hatte, inmitten einer imposanten Menschenmenge, verblüffende Neuigkeiten zu verkünden: Am Montag, so erzählte er, seien einige Herrschaften aus der Stadtverwaltung ums Freibad geschlichten - mit Bauplänen in der Hand. Darauf zu sehen: ein Seniorenhaus, Mehrfamilienhäuser und eine neue Zufahrt in Höhe der Straße "Am Schwimmbad". Gerd Kiefer war, wie viele andere Bürger auch, gestern Vormittag zu einer ersten öffentlichen Demonstration am Freibad erschienen. Weil dessen Erhalt gemäß einem Gutachten auf der Kippe steht. Der Zorn in der Bevölkerung ist groß, wie unschwer zu vernehmen war. Wolfgang Backes, der Vorsitzende des Fördervereins Dudweiler Bäder, winkte ab, als die SZ ihn nach den neuesten Äußerungen von Oberbürgermeisterin Charlotte Britz befragte. Sie hatte erklärt, sie könne sich ein "Genossenschaftsbad" vorstellen, an dem sich die Bürger jedoch beteiligen müssten. "Ein Schnellschuss der OB", urteilte Backes über ein solches Modell des Erwerbs von Geschäftsanteilen. Im Übrigen sprach er von den Kommunalwahlen 2014: Wenn die Stadtverordneten sich einbilden würden, dass sie gewählt werden, indem sie ihr Votum gegen den Willen der Bürger richten, "dann haben sie sich geschnitten".Alt-Bürgermeister Hermann Schon (85) war auch vor Ort. "Die Politik der geschlossenen Fenster bei der Oberbürgermeisterin muss aufhören", forderte er. Die OB sei bei schwierigen Sachverhalten nicht präsent, schicke immer nur ihren Pressesprecher vor. Hermann Schon sprach sich für offene Diskussionen aus. Geheime Abstimmungen, wie beim Sonderstatus im Stadtrat, findet er hingegen "unmöglich".

Manfred Paul (70) viele Jahrzehnte tragende Säule der DLRG vor Ort, als Schwimmmeister auch tätig in Dudweiler und Altenkessel, ging bei der Demo auf das von der Stadt beauftragte Gutachten ein. Geliefert hat die heftig umstrittene Entscheidungsgrundlage die Firma GMF, die das Spaßbad Calypso betreibt. "Das wäre genauso, als würde man Coca Cola beauftragen, über Pepsi Cola ein Gutachten anzufertigen", verdeutlichte der DLRG-Mann das, was auch viele andere Bürger als völlig absurd bewerten. Zudem gab Paul zu bedenken, dass es das Freibad seit 90 Jahren gebe, somit auch in finanziell elenden Zeiten betrieben worden sei, "und jetzt soll einfach nichts mehr gehen? Das ist doch ein Witz."

"Das Geld, das jetzt gespart wird, kann man in ein paar Jahren in die Jugendhilfe stecken", gab derweil Roland Stephan zu bedenken. Und Michaela Both - für die Linkspartei sitzt sie im Bezirksrat - stellte sich auf den Standpunkt, dass man nicht nur wirtschaftliche, sondern auch die sozialen Aspekte dringend im Auge behalten sollte. Derweil stellte Anwohner Arno Gaber die Frage in den Raum, wie es denn sein kann, dass St. Wendel ein neues Freibad baut, während das in Dudweiler dicht gemacht werden soll.

"Wie machen Wellen" stand auf dem Demo-Transparent des Fördervereins Dudweiler Bäder. Und das ist offenbar ernst gemeint. Denn: Am 8. März ist der Verein mit einem Info-Stand auf dem Dudweiler Marktplatz präsent, und am 9. März, um 11 Uhr ist Großdemo am Freibad angesagt. Hierfür warmgelaufen hat man ich gestern. "Ramba-Zamba" sagt Anwohner Horst Heinz, müssten die Bürger allesamt machen. Damit die Entscheidungsträger in Saarbrücken endlich merkten: "Da ist was im Busch."

Was im Übrigen die eingangs erwähnten Herrschaften aus der Stadtverwaltung angeht, so erklärte am Dienstagnachmittag der Saarbrücker Bürgerbeauftragte Robert Mertes, dass es weder irgendwelche Pläne der Verwaltung für eine Freibadgelände-Nutzung noch Anfragen von potenziellen Investoren gebe. "Die Politik der geschlos-

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Fenster muss aufhören."

Hermann Schon

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