Immer neue Vorwürfe gegen Guttenberg

Berlin. Für Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU, Foto: dapd) wird es eng. Die Opposition will klären lassen, ob er in der Plagiatsaffäre sein Amt missbraucht hat

Berlin. Für Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU, Foto: dapd) wird es eng. Die Opposition will klären lassen, ob er in der Plagiatsaffäre sein Amt missbraucht hat. Laut "Spiegel" hatte er 2004 bei Wissenschaftlern des Bundestages eine Ausarbeitung zum Gottesbezug in der US-Verfassung in Auftrag gegeben und das Papier beinahe vollständig in seine Dissertation eingefügt haben - obwohl Abgeordnete den Dienst nur für mandatsbezogene Arbeit nutzen dürfen.Guttenberg wird zur Last gelegt, zahlreiche Passagen seiner Doktorarbeit aus Werken anderer Autoren kopiert zu haben. Im Internet werden inzwischen mehr als 120 Stellen aufgelistet. Die Opposition äußerte den Verdacht, Guttenberg habe Ghostwriter eingesetzt. Der SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann verlangte Auskunft, "ob der Wissenschaftliche Dienst zu Privatzwecken eingesetzt wurde und Guttenberg seine Promotion auf Kosten der Steuerzahler geschrieben hat." Linken-Chef Klaus Ernst sagte, falls dies zutreffe, sei ein Rücktritt "unausweichlich". Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth forderte Bundestagspräsident Norbert Lammert im "Hamburger Abendblatt" auf, den Vorgang lückenlos aufzuklären.

CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich nannte die Vorwürfe lächerlich. In seiner Dissertation verweise Guttenberg ausdrücklich darauf, dass er in den folgenden Passagen einen Beitrag des wissenschaftlichen Dienstes verarbeite, den er als Grundlage für eine Rede angefordert habe, sagte er der "Bild am Sonntag".

Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" soll Guttenberg auch seinen Lebenslauf auf seiner Internet-Seite "ein bisschen aufgeblasen" haben. So seien aus mehrwöchigen Praktika als Student "berufliche Stationen in Frankfurt und New York" geworden, aus einem mehrwöchigen Praktikum bei der Zeitung "Die Welt" eine Tätigkeit als "freier Journalist".

Der Minister hatte am Freitag in der Plagiatsaffäre Fehler eingeräumt, zugleich aber betont, seine Doktorarbeit sei kein Plagiat. Seinen Doktortitel will er bis zum Abschluss der Untersuchungen der Universität Bayreuth ruhen lassen. Gut zwei Drittel der Deutschen sprachen sich in einer Umfrage für seinen Verbleib im Amt aus. In einer Erhebung des Emnid-Instituts für das Magazin "Focus" waren 68 Prozent der Befragten gegen einen Rücktritt Guttenbergs wegen der Plagiatsvorwürfe, nur 27 Prozent waren dafür.

Der Aachener Karnevalsverein (AKV) zeichnete Guttenberg am Samstag in Abwesenheit mit dem Orden wider den tierischen Ernst aus. Der Minister hatte seine Teilnahme schon vor Wochen unter Hinweis auf die Lage in Afghanistan abgesagt. An seiner Stelle nahm sein jüngerer Bruder Philipp den Orden entgehen. In seiner Ritterrede sagte er: "Die Doktorarbeit wär verlogen, hört man's links von mir laut toben. Als hätt' das Land nicht andere Sorgen." > Seite A 4: Analyse dpa/afp

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