Sternstunde mit dem Lettischen Nationalchor in Saarbrücken

Saarbrücken · Giuseppe Verdis wohl „schönste Oper“ ist seine „Messa da Requiem“. Eine Totenmesse, in der sich der gewaltige Text in opernhafter „Italianata“ mit einer Bild- und Sinnhaftigkeit verbindet, die eine religiöse Aussage jenseits der Liturgie definiert: Demut vor der Majestät des Todes, Schuldbewusstsein gegenüber der Macht über Leben und Tod, Hoffnung auf Erlösung der gläubigen Seelen.



Um das überzeugend zu interpretieren, bedarf es eines vorzüglichen Chores und stimmgewaltiger Solisten. In der 5. SR-Matinée stand am Palmsonntag der von Maris Sirmais perfekt einstudierte "Lettische Nationalchor" auf der Bühne der Congresshalle. Nicht genug rühmen kann man seine Präzision, die Intonation, die Artikulation, die Dynamik vom feinsten Pianissimo bis zum gewaltigen Forte. Wie herrlich für Dirigent Karel Mark Chichon, diesen Chor in die Gewalt des "Dies irae" oder zur Innigkeit des "Agnus Dei" zu führen.

Das prachtvolle Solistenquartett wurde angeführt von der beeindruckend klaren Sopranistin Leah Crocetto. Luciana D'Intino führte ihren Mezzosopran nicht nur satt in "italienische" Tiefen, sondern auch hinauf in lichte Höhen. Tenor Ho-yoon Chung gewann seinem Part Farbigkeit und Strahlkraft ab, und Donnie Ray Albert grundierte mit hellem Bass ausdrucksstark. Der Orchesterpart war bei der Deutschen Radio Philharmonie (DRP) in besten Händen. Da glänzte das Blech, wirbelten und glätteten die Holzbläser, zeichneten die Streicher souverän ihre Linien, mit schönem "sotto voce" und "dolcissimo". Im Tutti fehlte es nicht an saftigem "con forza" und anschmiegsamem "pianissimo". Die Aufführung war eine Sternstunde dieser Saison mit Chefdirigent Chichon, die tief berührte mit all ihrer Emphase und realistischen Diesseitigkeit. Ein wunderbares Erlebnis.

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