Nimsgerns Lehren aus der Sänger-Praxis

St.Ingbert/Saarbrücken. "Eigenwillige Individualität" werde man ihm nicht absprechen können, beginnt Jens Malte Fischer das Kapitel über Siegmund Nimsgern in seiner Sängerbibel "Große Stimmen". Doch, da hat der Herr Professor den Bassbariton gut getroffen. Doch was Fischer im Weiteren über den St

 Siegmund Nimsgern Foto: Maurer

Siegmund Nimsgern Foto: Maurer

St.Ingbert/Saarbrücken. "Eigenwillige Individualität" werde man ihm nicht absprechen können, beginnt Jens Malte Fischer das Kapitel über Siegmund Nimsgern in seiner Sängerbibel "Große Stimmen". Doch, da hat der Herr Professor den Bassbariton gut getroffen. Doch was Fischer im Weiteren über den St. Ingberter schreibt, macht ja das Bedeutsame aus: dessen große Partien nämlich, dessen Interpretationen, dessen mustergültige "Deutlichkeit", dessen überlegte Form der Präsentation - ob nun als Wotan, als Jago, als Scarpia, aber auch so Mustergültiges wie Nimsgerns Aufnahme von Schuberts "Winterreise".Kein Wunder, dass sich in diesem langen Sängerleben (seit 1965 konzertiert Nimsgern, 1967 hatte er den ersten Gastvertrag an der Saarbrücker Bühne) ein reicher Erfahrungsschatz ansammeln ließ. Und an dem lässt der 72-Jährige von diesem Montag an Studierende der Saarbrücker Musikwissenschaft, aber auch sonstige Interessierte teilhaben. 13 Doppelstunden sind für den Bayreuther Wotan der 80er und den unvergesslichen zum Hörerglück gleich doppelt auf Platte gebannten Telramund reserviert (mit Karajan und mit Solti), für den Saarländer, der Auftritte auf großen Bühnen von Wien bis Covent Garden sammelte wie Otto Normalo Briefmarken. Ganz zu schweigen davon, dass Nimsgern als Liedinterpret eine ebenso glänzende Karriere machte wie auf der Opernbühne.

Für die Uni-Reihe nun hat sich Nimsgern einiges vorgenommen. Er will nicht allein das Thema theoretisch ergründen. Mit seinen Studenten wird er auch eine Probe der Staatstheater-Produktion "Eugen Onegin" besuchen und erläutern, zwei junge Sänger lädt er zu einem Veranstaltungstermin ein - um auch die praktische Arbeit zu demonstrieren. Auch seinen Filius Frank, den erfolgreichen Komponisten, hat er zu einem Termin gebeten: Da geht's dann um Frank Nimsgerns Musical "The Ring". Volles Programm also, in dem Nimsgern vor allem sein Leitmotiv deutlich machen wird: "Singen als Finderabdruck der Seele". Denn jeder "Sänger ist einzigartig", sagt er, manche seien freilich auch eher "ein Unikum".

Nein, langweilig wird's gewiss nicht werden. Nimsgerns "Sieg-Mundwerk" formuliert stets scharfzüngig und selbstbewusst. "Das Singen habe ich vom lieben Gott gelernt, an dem ich nicht mehr glaube, und von Fischer-Dieskau", antwortet er etwa, fragt man ihn nach seinen Fixpunkten.

Auch steht nicht zu befürchten, dass sich der Sänger mit Anekdotischem aufhält. Opernproduktionen des Saarbrücker Theaters etwa hört und beobachtet er geradezu akribisch, berät auch junge Sängerkollegen. Und für Details der Regie hat er immer ein Auge, meist für jene, die nicht stimmen. Da war Nimsgern, gibt er gerne zu, zu seiner Bühnenzeit durchaus berüchtigt, dass er manche Inszenierungen "nachjustierte", wenn der Regisseur nach der Premiere abgereist war. Nimsgern hat eben gelernt, was auf der Bühne wirklich zählt. Man darf gespannt darauf sein, das zu erfahren.

Veranstaltung: Vom 23. April an jeweils montags, 14.15- 15.45 Uhr, Universität des Saarlandes, Musikwissenschaft, Geb. C5,2.

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