Mit "ö" und "eu" auf Du und Du - Grönemeyer in Esch

Esch. Was kann man einem der Größten im deutschen Pop-Geschäft noch mitgeben, nachdem er eine überzeugende Vorstellung vor 6000 Zuhörern abgeliefert hat? Höchstens, dass seine Annahme, er müsse unbedingt Französisch sprechen, weil das Konzert in der Luxemburger Rockhal stattfand, nicht ganz der Realität angemessen war

Esch. Was kann man einem der Größten im deutschen Pop-Geschäft noch mitgeben, nachdem er eine überzeugende Vorstellung vor 6000 Zuhörern abgeliefert hat? Höchstens, dass seine Annahme, er müsse unbedingt Französisch sprechen, weil das Konzert in der Luxemburger Rockhal stattfand, nicht ganz der Realität angemessen war. Ob der französische Superstar Johnny Halliday demnächst an selber Stelle Stücke auf Deutsch ankündigt (womöglich aus Rücksicht auf seine saarländischen Fans?), darf bezweifelt werden. Herbert Grönemeyer fand am Montag aber Gefallen daran, mit seinen Sprachkenntnissen zu kokettieren: Eigentlich beherrsche er ja nur 32 französische Worte, wovon 15 auf Zahlwörter entfielen. Gleichwohl kündigte der 56-Jährige an, in Zukunft "sehr einfache Lyrik" auf Französisch zu verfassen.Alles andere aber grenzte an Perfektion, die ausgewogene Songauswahl (nicht nur Hits, nicht zu viel von der neuen Platte), der prima Sound, die gute Laune des Wahl-Londoners, dazu das dankbare Publikum, das dem Sänger die Arbeit in manchen Refrains abnahm.

Erstaunlich auch, wie beschwingt Grönemeyer die todtraurigen Texte von "Mensch" und "Der Weg" sang, mit denen er den Verlust von Frau und Bruder verarbeitete. 14 Jahre ist das nun her, woran andere zerbrochen wären, hat ihn zu seinen wohl eindringlichsten Stücken inspiriert. Stimmig zeigte sich auch die bei Großkonzerten so wichtige Videotechnik: Häufig wurden die Bandmitglieder einzeln auf die Leinwand projiziert, so dass auch Zuschauern der hinteren Reihen der Eindruck einer Band vermittelt wurde. Für den Evergreen "Männer" entschuldigte sich der Sänger launig: Das "deutsche Kulturministerium" habe ihm vorgeschrieben, den Song zu bringen. Seine Markenzeichen hat er im Laufe der Jahre noch stärker herausgearbeitet: Niemand außer ihm kann gurgeln und singen gleichzeitig, niemand außer ihm lässt den Vokal "e" mit nach vorne geschobenen Lippen wie ein "ö" klingen (oder ein französisches "eu"). Der Mensch heißt "Mööönsch" - zumindest bei Weltbürger Grönemeyer. sedi

Foto: dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort