Bunte Vielfalt

Saarbrücken. Unter dem Namen "SaarQueerele" lief das Südwestdeutsche Lesbisch-Schwule Chorfestival, das alle zwei Jahre stattfindet, nun bei seiner neunten Ausgabe erstmals in Saarbrücken

 Die Philhomoniker mit Musik der "Dreigroschenoper" in der Congresshalle. Foto: Iris Maurer

Die Philhomoniker mit Musik der "Dreigroschenoper" in der Congresshalle. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Unter dem Namen "SaarQueerele" lief das Südwestdeutsche Lesbisch-Schwule Chorfestival, das alle zwei Jahre stattfindet, nun bei seiner neunten Ausgabe erstmals in Saarbrücken. Hierher geholt und organisiert hatten es Kulturmanager Hasso Müller-Kittnau und sein Partner Stephan Wolsdorfer, aktiver Sänger im Gemischten Saarbrücker Herrenchor, der zusammen mit dem Gemischten Saarbrücker Damenchor als Gastgeber fungierte. Beide Ensembles stehen unter der Leitung von Amei Scheib, die auch die künstlerische Leitung des Festivals übernommen hatte.Zum Finale der beiden von Stefanie Becker und Christian Langhorst moderierten Abendprogramme in der Congresshalle wurde stets gemeinsam die Hymne "Wir sind anders" geschmettert; dieses kollektiv intonierte Auftragswerk des chilenischen Komponisten Daniel Osorio bildete auch den Abschluss des Straßensingens am Samstagmorgen, bei dem etliche der Chöre mit Open Air-Konzerten in der Innenstadt unterhielten.

Bunte Vielfalt: Das blendend aufgelegte Publikum erlebte eine Mischung aus Musik, Tanz, Kabarett und Revue. Fades Absingen von Liedern? Nicht mit diesen "verqueeren" Ensembles. Hier zählte auch die Präsentation: Jeder Auftritt war sorgsam inszeniert und mit entsprechender Kostümierung in komische Spielszenen oder kabarettreife Moderation verpackt. Bei Best Ofs, Ausschnitten aus aktuellen oder Hörproben aus neuen Programmen, wurde hemmungslos mit oder ohne instrumentale Begleitung (meist Piano) und mit schwul-lesbischen Klischees gespielt. Der Schwerpunkt lag auf humoristischen Neubetextungen bekannter Hits aus dem Bereich Jazz und Pop - die Münchner MissStücke und Melodiva, die Karlsruher WEIBrations und die beiden wunderbar selbstironischen Stuttgarter Chöre Musica Lesbiana und Rosa Note. Eine weniger humoristische Ausnahme bildeten da die Münchner Philhomoniker mit Songs aus Brechts "Dreigroschenoper", der Gemischte Herrenchor mit seinem Volksmusik-Repertoire oder der Gemischte Damenchor, der bei seinem anspruchsvollen Renaissance-Programm mit stimmstarken Soli erfreute.

So manches der dynamisch durchweg lobenswerten Ensembles wäre dagegen besser beraten gewesen, auf Solobeiträge zu verzichten: zu groß die Aufregung, zu deutlich die Defizite in Sachen Stimmbildung und Intonation. Wieder andere traten kühn ohne Dirigenten auf und gerieten prompt rhythmisch ins Trudeln - so die Nürnberger Trällerpfeifen, die dafür mit Witz und einer Rampensau von Leadsänger punkteten. Mutig verhob man sich an schweren Arrangements (Lilamunde, München; Schrillmänner, Karlsruhe), trumpfte mit Eleganz (Schwubs, Bern), glänzte mit transparentem Chorklang (die TAKTLOSEN, Köln; Queerflöten, Freiburg) oder brachte Mainzer Fassenacht auf die Bühne (Die Uferlosen). Einen rundum professionellen Eindruck hinterließen die Frankfurter Mainsirenen: Ein perfekt vorbereitetes Ensemble von 46 Männern mit stabiler Intonation und Taktsicherheit, bewundernswerter Bühnenspannung und herrlich komischen eigenen Texten, die ganze Geschichten rund um schwules Selbstverständnis erzählten. Dirigiert wurden sie von einem ebenso charmanten wie souveränen Chorleiter, der mit Entertainerqualitäten durchs Programm führte.

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