„Sind wir Bürger zweiter Klasse?“

Eiweiler · Die Bürgerinitiative „Gegenwind rund um Eiweiler“ will Windkraftanlagen verhindern. Es sei nicht hinzunehmen, dass im Regionalverband Windräder näher an die Wohnbebauung dürfen als andernorts.

Man möchte fast sagen, es ging schnell wie der Wind: Mit 17 Gründungsmitgliedern hatte sich am 7. Oktober in Eiweiler die Bürgerinitiative (BI) "Gegenwind rund um Eiweiler" gegründet, die gegen Windkraftanlagen rund um Eiweiler eintritt. In kürzester Zeit hatte man fast 100 Unterschriften zusammen, dazu zehn Schreiben mit persönlichen Einwendungen gegen die möglichen Windkraft-Standorte.

Vier Vertreter der BI, Gerd Barten, Gudrun Schönmeier, sowie Simone und Florian Lony kamen zum Gespräch in die SZ-Redaktion. Einer der Haupt-Argumentationspunkte: "Wir waren schon Mal grundsätzlich gegen einen Mindestabstand von nur 650 Meter zur Wohnbebauung", wie er im Stadtverband vorgesehen ist, schildert Barthen (in Heusweiler setzt sich der Gemeinderat inzwischen für mindestens 800 Meter ein). Barthen verweist darauf, dass der Mindestabstand in saarländischen Kommunen außerhalb des Stadtverbandes 1000 Meter beträgt und fragt: "Sind wir hier Bürger zweiter Klasse?" 650 Meter seien nachts unzumutbar, zumal es sich nicht um gleichmäßige, sondern um Impulsgeräusche handele.

Aber was ist mit dem Vorwurf, wer gegen Windkraft im eigenen Ort ist, der handelt nach dem St.-Florians-Prinzip - sollen doch andere den Ärger haben? Vom St.-Florians-Prinzip könne man nur bei gleichen Bedingungen reden, so Florian Lony, doch die seinen nicht gegeben, eben wegen des geringeren Mindestabstandes. Zudem gebe es um Eiweiler schon genug Belastungen durch Autobahn, Sendemasten und die Laminate-Fabrik, und wenn dann auch Lebach auf der Eiweiler zugewandten Seite Windräder baue, sei man von Windrädern und Türmen umzingelt. Bei 200 Meter hohen Windrädern, so Simone Lony, reiche zudem der Schattenwurf laut Windpotenzialanalyse nach Osten und Westen bis zu 1000 Meter.

Nicht genug Wind im Köllertal

Des Weiteren würden die noch kaum erforschten Auswirkungen einer Ultraschallbelastung - also von Tönen, die das menschliche Ohr zwar vordergründig nicht hört, die aber dennoch vorhanden sind - nicht ausreichend berücksichtigt, so Barthen. An der Politik kritisiert er, dass es die Landesregierung unter der Jamaika-Koalition den Kommunen überlassen habe, über mögliche Standorte zu entscheiden, "das wäre eigentlich eine Aufgabe der Landespolitik" - wenn nicht gar der Bundespolitik.

Durch Windräder im Wengenwald würde auch eine Rückzugsmöglichkeit in einem Naherholungsgebiet mit vielen alten Bäumen zerstört, so Simone Lony.

Abgesehen vom Gesundheitsschutz seien Windkrafträder in unserer Region ohnehin nicht sinnvoll und würden hier nur gebaut, weil es auf Kosten aller Stromverbraucher Subventionen durch das "Erneuerbare-Energie-Gesetz" (EEG) gibt - sprich: Profitstreben, nicht gesamtwirtschaftlicher oder ökologischer Nutzen seien ausschlaggebend. Simone Lony: "Entsprechend der Windpotenzialanalyse haben wir im Köllertal gar nicht die Windstärken wie in anderen Orten", an saarländischen Standorten würden im Schnitt nur 18 sogenannte Volllaststunden pro Turbine und Jahr erreicht. ("Volllaststunden" sind ein rechnerischer Vergleichswert, große Kraftwerke können im Dauerbetrieb abzüglich Wartung 5000 bis 8700 Volllaststunden erreichen).

Gudrun Schönmeier ergänzt, dass eine Windkraftanlage in der Region praktisch nur zu 20 Prozent nutzbar sei. Unterm Strich, so Simone Lony, "ist das Ganze eine Frechheit - und wir zahlen auch noch dafür". Viele im Ort, so Florian Lony, hätten zwar gesagt, "Wir sind für Windkraft", das ändere sich aber, wenn man die Hintergründe erkläre.

Zum Thema:

HintergrundEntsprechend der jüngsten Gemeinderatssitzung will die Gemeinde Heusweiler den Bau von Windrädern nördlich von Eiweiler-Kirschhof, in Niedersalbach am Lohberg und in der Holzer Fröhn zulassen, jedoch nicht im Eiweiler Wengenwald. Auch sollen Windräder mindestens 800 Meter von Wohnbebauung weg bleiben, der Abstand an den Ortslagen soll kritisch überprüft und der Holzer Frohnwald nach einem Windradbau wieder aufgeforstet werden. Außerdem will man - falls tatsächlich ein Windrad gebaut wird - Feinabstimmungen in Bezug auf Natur- und Umwelt sowie Lärmschutz vornehmen. dg

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort