Osterspaziergang im Grünen

Homburg/Bexbach/Kirkel · Ostern ist ein Fest, das christliche, heidnische und alttestamentarische Bräuche in sich vereint: Ein Hase, der Eier bringt, ein Engel in einem schneeweißen Gewand und eine frohe Botschaft.

Wie wird das Wetter an Ostern? Das ist immer die bange Frage, die über der ganzen Feiertags-Planung liegt, denn sie bedeutet: Sucht man die Eier im Garten (schön!) oder in Haus (langweilig!)? Kann man das neue Kostüm, den schicken Mantel oder die modische "Kombination" anziehen - oder sollte man lieber doch die wattierte Winterjacke aus dem Schrank holen, weil man sonst riskiert, die Feiertage mit einer Erkältung zu krönen?

Soweit man der Wettervorhersage trauen kann, bleiben wir auch in den nächsten Tagen unter dem Einfluss nördlicher Kaltluft, die für Temperaturen sorgt, die kaum über 17 Grad liegen dürften. Ein bisschen Regen soll sich auch noch dazu gesellen. Bevor man sich beklagt, lohnt es sich, das Archiv der Saarbrücker Zeitung zu bemühen. So erfährt man, dass Ende März 2008, pünktlich zum Osterfest, der Winter mit aller Macht zuschlug: Das Saarland erlebte ein schneeweißes Osterfest, obendrein das kälteste seit 1970. Mit Temperaturen von minus fünf bis plus drei Grad wurde es so eisig, dass der Osterspaziergang vielerorts in einen winterlichen Schlittenausflug umgewandelt wurde.

Am Ensheimer Flughafen standen die Maschinen im Schnee, die eigentlich die Oster-Urlauber nach Teneriffa oder Mallorca hätten bringen sollen, Autofahrer, die ihre Winterreifen bereits abmontiert hatten, rutschten den Höcherberg hinunter.

So schlimm wird es diesmal nicht werden, zumal der Winter ohnehin nicht zurückkommen kann, da er ja nie richtig da war. Kaum ein anderes Fest lässt so viele verschiedene Interpretationen zu wie Ostern. Man kann das feierliche Hochamt besuchen, man kann ausschlafen und dann mit den Kindern Eier suchen, man kann seine Frühjahrsmode beim Spaziergang ausführen und man darf sogar ein großes Feuer machen, sofern die Feuerwehr die Aufsicht führt.

Heidnische, weltliche und kirchliche Bräuche gehen Hand in Hand und bringen seltsame Verbindungen hervor: Ein Hase, der Eier anschleppt, die Auferstehung Jesu und die symbolische Verbrennung des Winters. Das Ei war schon immer ein Symbol für Fruchtbarkeit, eine Übernahme dieses heidnischen Symbols für das Fest der Auferweckung Christi an Ostern lag für die Christen deshalb nahe. Zumal Eierspeisen während der Fastenzeit nicht erlaubt waren, so dass man sie am Ostermorgen um so eifriger verzehrte. Verbreitet ist außerdem der Osterlamm-Kuchen, ursprünglich eine Erinnerung an den Opfertod Christi.

Das Osterlamm hat schon im Alten Testament eine besondere Bedeutung. Nachdem sich die Ägypter weigerten, die Hebräer ziehen zu lassen, kündet Gott ihnen die Tötung der Erstgeborenen von Mensch und Tier an. Um verschont zu bleiben, sollte jede israelitische Familie abends ein männliches, einjähriges fehlerloses Jungtier von Schaf oder Ziege schlachten, mit dessen Blut die Türpfosten bestreichen und es dann braten und gemeinsam vollständig verzehren. An den so markierten Häusern werde der Todesengel vorübergehen, während Gott die Strafaktion an Ägypten vollstrecke. Eine sehr düstere Geschichte.

Beim Osterspaziergang sollte man hingegen fröhlich sein. Und auf jenen Engel hören, der in seinem schneeweißen Gewand auf Christi Grab saß und uns allen den guten Rat gab: "Fürchtet euch nicht".

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