"Ein Tag der Freude"

Saarlouis · Auf dem Friedhof "Neue Welt" ist gestern ein Gräberfeld für früh gestorbene Kinder eingesegnet worden. Nun haben auch in Saarlouis Eltern die Möglichkeit, ihr tot-, fehl- oder frühgeborenes Kind zu beerdigen.

 Das Kindergräberfeld auf dem Friedhof "Neue Welt" wurde gestern eingesegnet. Foto: Rolf Ruppenthal

Das Kindergräberfeld auf dem Friedhof "Neue Welt" wurde gestern eingesegnet. Foto: Rolf Ruppenthal

Saarlouis. "Es ist ein Tag der Freude", betonte Gerhard Schwetje, Ruhestandspfarrer und ehemaliger Klinikseelsorger. Freude darüber, dass nach zweieinhalbjähriger Planung das Gräberfeld nun Wirklichkeit geworden sei. Gestaltet wurde es von der Bildhauerin Regina Zapp aus Saarlouis, als Spannungsfeld von Trauer und Freude: Den Mittelpunkt eines gepflasterten Labyrinths bildet eine helle Stele, mit farbigen Kinderzeichnungen, gekrönt von einem Glaswürfel.

Das Angebot, zu früh geborene Kinder bestatten zu lassen, gilt konfessions- und glaubensübergreifend, es ist aber kein Muss. Bisher war die Beisetzung von früh, fehl- oder totgeborenen Kindern nur auf zwei Saarbrücker Friedhöfen möglich. Üblicherweise werden sie verbrannt. In Saarlouis soll drei Mal im Jahr eine ökumenische Gemeinschaftsbestattung stattfinden; bis dahin verbleiben die Kinder in der Pathologie. Die Särge werden beigesetzt, ein bunter Glasstein mit dem Datum der Bestattung wird im Rasen eingelassen. Die Eltern erhalten einen kleinen Kristall, der auf Wunsch in die Stele eingearbeitet wird, und so an das Baby erinnert. Das Grabfeld soll Eltern und Geschwistern einen Ort zum Trauern geben und den verstorbenen Kindern menschliche Würde; es soll auch auf das Tabu Fehlgeburt aufmerksam machen.

Das Gräberfeld entstand auf Initiative der Klinikseelsorge der Saarlouiser Krankenhäuser, der beiden Kirchen und des Vereins trauernder Eltern und Kinder im Saarland. Als "Bürgerwerk" bezeichnete es Oberbürgermeister Roland Henz: Denn viele Einzelne, Institutionen und Gruppen spendeten, bisher 26 016 Euro. Weitere Bürger helfen tatkräftig: So zimmert etwa der Verein für Sozialpsychiatrie die kleinen Holzsärge, der Bestatter Jörg Blasius überführt sie auf den Friedhof. Die Stadt Saarlouis stellte das Gelände bereit, erledigte die bauliche Gestaltung. "Diese breite Unterstützung macht eine kostenlose Beisetzung möglich", sagte Schwetje. Die erste Gemeinschaftsbestattung ist am 17. April geplant.

Spenden zur Finanzierung der Bestattungen gehen an das Konto des "Verein trauernder Eltern und Kinder im Saarland e.V.", Kontonummer 200 678 209, Kreissparkasse Saarlouis, Stichwort "Kindergräberfeld".

Hintergrund

 Das Kindergräberfeld auf dem Friedhof "Neue Welt" wurde gestern eingesegnet. Foto: Rolf Ruppenthal

Das Kindergräberfeld auf dem Friedhof "Neue Welt" wurde gestern eingesegnet. Foto: Rolf Ruppenthal

Das Grabfeld ist für Kinder, die nicht der saarländischen Bestattungspflicht unterliegen. Das ist der Fall, wenn das Herz nicht geschlagen oder die Nabelschnur nicht pulsiert hat, das Kind nicht geatmet hat oder weniger als 500 Gramm wiegt. In Saarlouis sind das in beiden Kliniken etwa 100 bis 150 Kinder pro Jahr. nic

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