Die Rückkehr des Königs

Saarlouis · Elf Jahre hat René Spandauw die Basketballerinnen der Saarlouis Royals trainiert, unter anderem zwei Meistertitel gewonnen. Am Samstag kommt er mit seinem neuen Verein, dem SV Halle, erstmals zurück ins Saarland.

 Der Meistermacher kommt am Samstag zurück nach Saarlouis: René Spandauw. Fotos: Ruppenthal/Wieck/Becker&Bredel

Der Meistermacher kommt am Samstag zurück nach Saarlouis: René Spandauw. Fotos: Ruppenthal/Wieck/Becker&Bredel

Er war nicht nur Trainer der Saarlouis Royals , er war das Gesicht des Frauen-Basketballs im Saarland. Und einer, der - wie er selbst sagt - die Mentalität dieses Bundeslandes aufgesogen und lieben gelernt hat. Dass René Spandauw (57) am Samstag um 19.30 Uhr als gegnerischer Trainer mit dem SV Halle die Stadtgartenhalle betritt, wird für viele Fans der Heimmannschaft ein ungewöhnliches Bild sein. Auch für Spandauw selbst, von dem sich der Verein nach elf Jahren zum 31. Juli getrennt hat.

"Es ist", sagt Spandauw, "ein besonderes Spiel und ein besonderes Gefühl, nach Saarlouis zu kommen." Und er gibt zu, dass ihn immer wieder dieser Gedanke einholt, wie er wohl reagieren wird, wenn er am Samstag das Parkett in der Stadtgartenhalle betritt. "Ich war ja mit dafür verantwortlich, gemeinsam mit alten Mitstreitern wie Oliver Kraulich, aber auch Klaus Pecina oder Roland Henz, dass die Royals heute in der umgebauten Stadtgartenhalle spielen", sagt Spandauw.

Elf Jahre mit bitterem Ende

Nein, elf Jahre lassen sich nicht einfach verdrängen. Nicht für einen, der den Frauen-Basketball im Saarland salonfähig gemacht hat. Zwei Meistertitel und drei Pokalsiege sind da nur die Spitze. "Ich habe bei meinem Umzug meine Medaillen gezählt, die ich mit den Royals gewonnen habe - 14 in elf Jahren. Und die Urkunden für drei Mal Trainer des Jahres in der Bundesliga habe ich auch gefunden. Wir hatten eine enorme Zuschauerentwicklung, waren dank unserer Erfolge präsent in der Öffentlichkeit. Ich habe Spielerinnen entwickelt wie Romy Bär, worauf ich sehr stolz bin. Ich habe auch Fehler gemacht, aber insgesamt fällt die Bilanz extrem gut aus", sagt er.

Natürlich klingt da Wehmut mit, wenn Spandauw über seine Zeit in Saarlouis spricht. Eine Zeit mit weitaus mehr Höhen als Tiefen. Dass sie nach elf Jahren zu Ende gegangen ist, haben viele Anhänger nicht verstanden. Immer wieder wurde erklärt, dass man miteinander verhandele, erst nach dem letzten Saisonspiel, dem dritten Finalspiel gegen Wasserburg, gab der Royals-Lizenzgeber, die M.U.T. Sportmarketing GmbH um Dieter Therre, die sich anbahnende Trennung bekannt - ohne Gründe zu nennen. Spandauw nennt die Vorgehensweise von Therre heute "unglücklich" und "unnötig": "Ich möchte nicht weiter ins Detail gehen, aber es hätte auch anders laufen können. Und das muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass ich bei den Royals geblieben wäre."

Das Geschehen in Saarlouis verfolgt der Niederländer auch aus der Ferne - allein schon von Berufs wegen. Unter Neu-Trainer Saulius Vadopalas, einem Gegenentwurf zum volksnahen Spandauw, gewannen die Royals zum Auftakt in Herne (88:57), verloren dann gegen Wasserburg (38:90) und Aufsteiger Keltern (68:81). "Es hat mich überrascht, dass sie so hoch in Herne gewonnen haben, aber noch mehr überrascht haben mich die deutlichen Niederlagen gegen Wasserburg und Keltern", sagt Spandauw, der der Mannschaft um Topspielerin Stina Barnert "von der Qualität her zutraut, mindestens das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft zu erreichen".

"Halle ist noch nicht Saarlouis "

 René Spandauw und Spielerin Stina Barnert, die heute noch bei den Royals ist, drücken sich.

René Spandauw und Spielerin Stina Barnert, die heute noch bei den Royals ist, drücken sich.

 Ein erfolgreiches Duo: René Spandauw und Assistent Mariusz Dziurdzia (rechts).

Ein erfolgreiches Duo: René Spandauw und Assistent Mariusz Dziurdzia (rechts).

So sehr sich Spandauw weiterhin interessiert für die Entwicklung der Royals - sein Fokus richtet sich jetzt auf seinen neuen Verein, die Halle Lions. Als "extrem jung und extrem talentiert" bezeichnet er sein Team. "Was uns fehlt, ist Erfahrung. Ich habe bei null angefangen, weil die Spielerinnen natürlich meine Philosophie noch nicht gekannt haben. Und so habe ich in den letzten acht Wochen mehr gecoacht als in den zwei Jahren davor in Saarlouis ", sagt Spandauw.

Dabei sieht er die Voraussetzungen in Sachsen-Anhalt besser als in Saarlouis . "Die Struktur ist ähnlich, aber der Verein in Halle ist viel größer. Hier sind die Mannschaften von U6 bis U19 besetzt. Wir haben ein Sportgymnasium direkt vor Ort, wo die talentiertesten Spielerinnen zusätzlich gefördert werden. Die Uni vor Ort ist ein Standortfaktor. Und wir haben die schönste Halle der gesamten Liga", erläutert Spandauw.

Nur so wirklich heimisch geworden ist der Niederländer noch nicht. "Das liegt auch daran, dass meine neue Wohnung gerade erst fertig geworden ist", sagt Spandauw, der heute umzieht: "Die Renovierungsarbeiten haben sich hingezogen, aber der Verein hat das sehr gut organisiert. Und in den ersten Wochen war ich ohnehin fast nur in der Halle und nicht zuhause." Und dann sind da noch die ständigen Gedanken an die alte Heimat. "Ich weiß nicht mehr, wie ich mich damals in Saarlouis nach acht Wochen gefühlt habe", sagt Spandauw, "aber Halle ist noch nicht Saarlouis ". Und so freut er sich "riesig" auf das Wiedersehen: "Ich werde mit einem breiten Lächeln in die Stadtgartenhalle kommen - und hoffentlich mit einem breiten Lächeln wieder rausgehen."

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