Enttäuschung und Ratlosigkeit herrschen vor

Saarbrücken · Der 1. FC Saarbrücken wird über Jahre nicht ins Ludwigsparkstadion zurückkehren können. Das versetzt den Verein in einen Schockzustand.

 Die FCS-Führung mit Vizepräsident Dieter Ferner, Sportdirektor Marcus Mann, Präsident Hartmut Ostermann und Geschäftsführer David Fischer (von links) muss sich jetzt Gedanken machen, wie der Verein mit der Verzögerung beim Umbau des Ludwigsparkstadions umgeht. Die neue Arena ist nicht 2018, sondern frühestens 2020 bespielbar.

Die FCS-Führung mit Vizepräsident Dieter Ferner, Sportdirektor Marcus Mann, Präsident Hartmut Ostermann und Geschäftsführer David Fischer (von links) muss sich jetzt Gedanken machen, wie der Verein mit der Verzögerung beim Umbau des Ludwigsparkstadions umgeht. Die neue Arena ist nicht 2018, sondern frühestens 2020 bespielbar.

Foto: Schlichter

Der jüngste Zwei-Jahres-Plan des 1. FC Saarbrücken sah vor, in dieser Saison in der Regionalliga Südwest eine Mannschaft aufzubauen und so lange wie möglich in der Spitzengruppe mitzumischen. Den Aufstieg hätte der FCS natürlich mitgenommen, ausgesprochenes Ziel war er nicht. Erst zur Saison 2017/2018 sollte der Kader nochmal gezielt verstärkt werden. Die Vorgabe: 2018 im frisch renovierten Ludwigsparkstadion in der 3. Liga endlich wieder auf die bundesweite Fußballbühne treten.

Doch daraus wird nichts. Der Baustopp für den Ludwigspark, der morgen im Saarbrücker Stadtrat mit ziemlicher Sicherheit beschlossen wird, lässt scheinbar alle Hoffnungen und Pläne zerplatzen. "Wir wollten mit dem Stadion den Sportstandort Saarbrücken weiterentwickeln. Die Entscheidung für die Neuausschreibung ist ärgerlich, auch weil nach dem Teilabriss wohl niemand mehr damit gerechnet hatte", sagt Frank Hälsig, der Aufsichtsrats-Vorsitzende des FCS. Und der Professor für Marketing fordert Konsequenzen: "Ich kann im Moment nicht überschauen, wer da die Verantwortung übernehmen muss. Aber auch das muss geprüft werden."

Wie ein Stadionbau funktionieren kann, hat FCS-Geschäftsführer David Fischer als Mitarbeiter eines Vermarkters bei Kickers Offenbach miterlebt. "Beim OFC hat man im laufenden Spielbetrieb für eine Summe zwischen 25 und 27 Millionen Euro umgebaut", erinnert sich Fischer: "Mit einem Generalunternehmer. Das Land Hessen hat zwölf, die Stadt und die Stadtwerke jeweils fünf Millionen Euro gezahlt. Durch den Verkauf der Namensrechte wurde der Rest der Kosten eingespielt. Das war aber alles klar, bevor abgerissen wurde." Fischer hat in den vergangenen Monaten nach eigener Angabe 23 neue Sponsoren für den FCS begeistern können. Bei den Gesprächen spielte auch die Perspektive, in einem neuen Stadion werben zu können, eine Rolle. Fischer will zwar nicht davon sprechen, dass dem FCS durch den Baustopp ein finanzieller Schaden entsteht, aber er betont ganz klar: "Wir können nun wirtschaftliche Potenziale nicht ausreizen, die mit einer neuen Arena einhergehen würden."

Der Mythos "Geld schießt keine Tore" ist durch Studien, auch des Deutschen Fußball-Bundes, widerlegt. Es gibt einen Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Stärke und sportlichem Erfolg. Demnach könnte dem FCS durch die Stadion-Pleite ein weiteres Abdriften in die fußballerische Bedeutungslosigkeit drohen. "Ich habe das noch gar nicht richtig realisiert. Ich hoffe immer noch, dass man eine Lösung findet", sagt FCS-Sportdirektor Marcus Mann: "Wir hängen jetzt natürlich in der Luft. Was soll ich in Gesprächen mit Spielern sagen, wenn die fragen, wie es weitergeht?"

Das hängt auch von FCS-Präsident und Hauptsponsor Hartmut Ostermann ab. Doch der lässt sich nicht in die Karten schauen. "Die Stadt Saarbrücken hat das ausschließliche Bau- und Planungsrecht. Das hat Innenminister Klaus Bouillon am Montag ja nochmal im Zusammenhang mit den Landeszuschüssen betont", sagt der Unternehmer der SZ: "Der FCS ist als Mieter des Ludwigsparks nur in einem Beobachterstatus und muss abwarten, welche Entscheidungen der Stadtrat trifft." Bouillon hatte auch die Beteiligung eines privaten Investors - Ostermanns Victor's Gruppe wurde da immer wieder genannt - ausgeschlossen. In wieweit sich Ostermann bei einer Aufwertung des Völklinger Hermann-Neuberger-Stadions engagieren kann und will, blieb gestern unbeantwortet. Eine Rückkehr zur "Kultspielstätte Ludwigspark" hat für Clubführung und Fans weiter Priorität. "Wer wie unser Verein nicht in der direkten und finanziellen Verantwortung für ein solches Projekt steht, sollte sich auch mit gut gemeinten Ratschlägen zurückhalten", sagt FCS-Chef Ostermann: "Aber natürlich sind wir daran interessiert, Planungssicherheit zu bekommen, damit wir den Spielbetrieb organisieren können." Sicher scheint derzeit nur: Der 1. FC Saarbrücken spielt auf nicht absehbare Zeit außerhalb seiner Heimatstadt.

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