Pauline probt den Ernstfall

Rio · Der Olympia-Einzelstart ist Pauline Schäfer sicher. Am kommenden Sonntag will die Saarländerin mit dem Turn-Team Deutschland auch das Mannschaftsticket lösen und auf den Olympia-Geschmack kommen.

 Pauline Schäfer und der Schwebebalken – eine besondere Beziehung, nicht zuletzt wegen der WM-Medaille 2015. Foto: wittek/dpa

Pauline Schäfer und der Schwebebalken – eine besondere Beziehung, nicht zuletzt wegen der WM-Medaille 2015. Foto: wittek/dpa

Foto: wittek/dpa

Gestern Abend um 22.15 Uhr startete am Frankfurter Rhein-Main-Flughafen die Boeing 747-8 zum fast zwölfstündigen Flug nach Rio de Janeiro. An Bord des 360 Passagiere fassenden Lufthansa-Jumbos saßen die besten deutschen Turnerinnen und Turner. Auch Pauline Schäfer. Dass die 19 Jahre alte Saarländerin am kommenden Sonntag in Brasilien an die Geräte gehen und für das Turn-Team Deutschland beim olympischen Testevent um die Olympia-Teilnahme im August in Rio kämpfen wird, war vor wenigen Tagen noch fraglich gewesen.

Die Schulter hält

Vor dem Turnier der Meister in Cottbus hatte sich Schäfer im Training bei einem Doppelsalto am Boden an der Schulter verletzt. Der Schock saß tief. "Ich habe mir die Bänder gezerrt und den Gelenkknorpel leicht angerissen. Die Schulter ist aber wieder okay. Die Schmerzen sind aushaltbar", erzählt die WM-Dritte am Schwebebalken .

Dank der Bronzemedaille von Glasgow ist Schäfer bislang die einzige Athletin des Deutschen Turnerbundes (DTB), die sicher für Olympia qualifiziert ist. Als Einzelstarterin turnt sie im August in Rio . 16 Wochen vor dem größten Sportspektakel der Welt geht es nun an gleicher Stelle um das Ticket für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft. Die hatte die direkte Qualifikation in Glasgow verpasst und muss jetzt am Zuckerhut mit sieben anderen Nationen - darunter Gastgeber Brasilien und Frankreich - nachsitzen.

"Wir müssen unter die besten Vier kommen und rechnen uns gute Chancen aus", sagt Schäfer und freut sich über ihre "Punktlandung". Ihr Start war arg gefährdet. Erst eine Woche vor der Landung in Rio bekam die Turnerin des TV Pflugscheid-Hixberg von Ärzten und Trainern grünes Licht - mit einer Einschränkung. "Pauline ist am Boden, Sprung und Balken voll im Soll. Am Stufenbarren wollen wir kein Risiko eingehen und verzichten auf einen Start", sagt Ulla Koch.

Viele Eindrücke sammeln

Schäfer begrüßt die Entscheidung der Bundestrainerin, obwohl sie gerne den kompletten Mehrkampf geturnt hätte. "Am Barren geht es noch nicht so gut. Und die Gefahr, mich schwerer zu verletzen, ist da am größten. Ich will den Olympia-Einzelstart ja nicht gefährden, also ist es gut so", sagt die Wahl-Chemnitzerin, die ansonsten ihr ganzes Können abrufen wird. Also auch ihren Schäfer-Salto am Paradegerät Schwebebalken - und das schon am Freitag beim Podiumstraining. "Leider finden Training und Wettkampf nicht in der Original-Olympiahalle statt. Wir schlafen auch nicht im Olympischen Dorf. Das ist noch nicht fertig", erzählt Schäfer, die für den Trip überwiegend Sportsachen eingepackt hat. "Wir werden fast nur in den Hallen sein. Vielleicht gibt es am Tag nach dem Wettkampf die Möglichkeit, einen Ausflug zu machen", sagt Schäfer. Aber es geht ja auch nicht um Urlaub am Zuckerhut: "Ziel ist die Quali. Einen Treppchen-Platz nehmen wir uns aber schon vor. Wenn es gelingt, vor den Barren-Übungen auf Platz zwei zu liegen, dürfte nichts anbrennen."

Anders als die meisten qualifizierten Olympiateilnehmer hat Schäfer einen großen Vorteil. Sie kann sich beim Testevent schon mal in Rio umschauen und auf den Olympia-Geschmack kommen. Dort, wo es im August dann richtig ernst wird und um Medaillen geht. "Ich werde viele Eindrücke sammeln und weiß so schon in etwa, was auf mich zukommt. Das ist sehr positiv", sagt Pauline Schäfer und hat die negativen Erlebnisse der letzten Tage schon fast wieder vergessen.

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