Stadt Neunkirchen wehrt sich gegen Kritik des Fußball-Oberligisten Borussia

Neunkirchen · Die finanziellen Probleme des Oberligisten Borussia Neunkirchen sind eklatant. Die Stadt Neunkirchen wehrt sich dagegen, dem Traditionsverein „den Rücken gekehrt“ zu haben. Das Heimspiel gegen Saar 05 am Samstag soll stattfinden.

Deutliche Worte finden können nicht nur die verbliebenen Verantwortlichen und Mitglieder des Fußball-Oberligisten Borussia Neunkirchen , sondern auch die Mitarbeiter der Stadt Neunkirchen. Bei der Mitgliederversammlung des Vereins wurde am Montagabend dessen existenzbedrohte Lage sichtbar (die SZ berichtete). In einigen Wortbeiträgen wurde den Stadtoberen unterstellt, sie würden den Verein im Stich lassen, statt sich - wie es vermeintlich in Städten anderer saarländischer Traditionsvereine geschehe - an Energiekosten oder am Unterhalt des Stadions zu beteiligen. Joachim Weiersbach, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Borussia, sprach gar davon, dass die Stadt dem Verein "den Rücken gekehrt" habe.

Dem widerspricht Neunkirchens Oberbürgermeister Jürgen Fried auf SZ-Anfrage entschieden: "Die Kreisstadt Neunkirchen unterstützt den Traditionsverein Borussia Neunkirchen auch weiterhin und hat dem Verein zu keinem Zeitpunkt den Rücken gekehrt", heißt es in der Stellungnahme. "Mit großem Unverständnis" habe Fried die Äußerung Weiersbachs zur Kenntnis genommen. "Ich bedauere den offensichtlich desolaten Zustand unseres Traditionsvereines. Klar wird aufgeregt nach Lösungen gesucht, aber jetzt der Stadt den schwarzen Peter zuzuschieben, ist ungerecht, unverschämt und inhaltlich falsch", sagt Fried.

Vor Jahren übernahm die Kreisstadt nach einem "finanziellen Fiasko des Vereins" das Stadion, um den Spielbetrieb aufrecht zu halten. Ein Vertrag regelt seitdem, dass die Borussia für die Unterhaltung des Stadions verantwortlich ist. Trotz dieser Regelung unterstützte die Stadt den Verein in den letzten Jahren nach eigenen Angaben mit Investitionen von über 500 000 Euro. Darüber hinaus übernehme sie jährlich rund 23 000 Euro für die Regeneration des Rasens im Ellenfeld sowie die Kosten für Bandenwerbung und die Übernahme von Versicherungen. "Von einer fehlenden Unterstützung kann hier also eindeutig keine Rede sein", sagt Oberbürgermeister Fried und kündigt an: "Wir sind künftig daran gehalten, diese Kosten im Rahmen unserer Haushaltskonsolidierung zu prüfen." Die Stadt verhandelt derzeit mit dem Unternehmer und Borussias gerade zurückgetretenen Vorsitzenden Giuseppe Ferraro über die steuerlichen Voraussetzungen des Stadion-Verkaufs.

Weniger Zuschüsse der Stadt bedeuten noch größere Lücken bei der Borussia, die laut Joachim Weiersbach in den nächsten zwei Wochen rund 100 000 Euro aufbringen muss.

Die Zukunft des Vereins ist nach dem Rücktritt Ferraros und aufgrund der prekären finanziellen Situation offen. Fest steht laut Weiersbach, dass das Heimspiel am Samstag gegen Saar 05 stattfinden kann: "Wir werden das Spiel unproblematisch austragen können. Wir befinden uns in Erfolg versprechenden Gesprächen und sind auch in der Lage, den Spielern etwas zu zahlen", sagt er und warnt: "Aber ich kann noch keine Entwarnung geben." Mögliche Kandidaten für die Besetzung eines neuen Vorstandes haben sich bei ihm allerdings noch nicht gemeldet.

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