„Abteilung Attacke“ ist wieder da

München · Der deutsche Fußball-Rekordmeister Bayern München steht vor einer wichtigen Woche. Im Mittelpunkt steht die Rückkehr von Uli Hoeneß als Präsident an, aber auch sportlich werden Weichen gestellt.

 Uli Hoeneß wird am Freitag wieder zum Präsidenten des FC Bayern gewählt – und er will so auftreten wie früher. „Das deutliche Wort wird weiter mein Markenzeichen sein“, sagt er. Foto: tropf/dpa

Uli Hoeneß wird am Freitag wieder zum Präsidenten des FC Bayern gewählt – und er will so auftreten wie früher. „Das deutliche Wort wird weiter mein Markenzeichen sein“, sagt er. Foto: tropf/dpa

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Noch hält sich Uli Hoeneß mit Kritik zurück. Noch! Nach seiner erwarteten Rückkehr ins Präsidentenamt will Hoeneß wieder die berühmte "Abteilung Attacke" bei Bayern München verkörpern. "Das deutliche Wort wird weiter mein Markenzeichen sein, das wird sich nicht ändern, ich werde sicher nicht herumeiern", sagte Hoeneß gestern.

Deutliche Worte erwartet

Ab Freitagabend dürfen sich Trainer Carlo Ancelotti und seine Stars darauf einstellen, dass beim deutschen Fußball-Rekordmeister wieder ein anderer Wind weht. Die Wiederwahl von Hoeneß auf der Jahreshauptversammlung im Audi-Dome gilt als sicher. Möglicherweise wird er der Mannschaft schon bei seiner ersten Rede klare Worte mit auf den Weg geben, zumal die letzten Wochen sportlich nicht nach Wunsch gelaufen sind.

Nicht nur beim 0:1 im Topspiel bei Borussia Dortmund bot der Luxuskader der Bayern ungewohnte Angriffsfläche. Entsprechend hat sich der Druck vor dem Gruppenspiel in der Champions League morgen (18 Uhr) bei FK Rostow, bei dem Ancelotti wegen einer Wadenverhärtung auf Torhüter Manuel Neuer verzichten muss, und vor der Bundesliga-Partie am Samstag (18.30 Uhr) gegen Bayer Leverkusen erhöht. "Wir brauchen aus den nächsten zwei Spielen sechs Punkte", verdeutlichte Torhüter Manuel Neuer bereits. Ansonsten droht in München ein unruhiger Herbst und Winter.

Längst haben die Bayern ihre Souveränität der vergangenen Jahre verloren, in denen sie unter Pep Guardiola die Liga nach Belieben beherrscht hatten. Von Langeweile war die Rede gewesen - jetzt sind sie erstmals seit 425 Tagen nur Zweiter hinter Überraschungs-Spitzenreiter RB Leipzig.

Bezeichnend ist, dass die Münchner von den momentanen Top sieben der Liga nur Hertha BSC (3:0) bezwungen haben. Ansonsten mussten sich die Bayern nicht nur dem BVB geschlagen geben, sondern sich auch gegen Köln (1:1), Hoffenheim (1:1) und Frankfurt (2:2) mit mageren Unentschieden begnügen. Dazu gab es das 0:1 in der Königsklasse bei Atletico Madrid, das den angestrebten und wichtigen ersten Platz in Gruppe D infrage stellt.

Erklärungsversuche für die Herbst-Depression der Münchner gibt es schon jetzt genug. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge führte zuletzt immer wieder die (Über-)Belastung der Nationalspieler an. Neuer bemängelte die "Mentalität bei Standardsituationen". Kapitän Philipp Lahm kritisierte nach dem BVB-Spiel "die Genauigkeit im letzten Pass". Fakt ist zudem, dass Thomas Müller seit Wochen in der Bundesliga nicht trifft.

Offenkundig kann die Mannschaft aber auch mit den Freiheiten, die ihnen Ancelotti auf und außerhalb des Platzes im Gegensatz zu Perfektionist Guardiola gewährt, (noch) nichts anfangen. Eine klare Linie ist zumindest nicht erkennbar. Kritik an Ancelotti gibt es noch nicht - auch wenn es der Italiener mit der Rotation zuletzt hin und wieder übertrieb oder mit seinen Auswechslungen, wie etwa am Samstag bei Lahm und Alonso, daneben lag.

Offen spricht dies niemand an. Vielleicht bald Hoeneß? Der fühlt sich trotz der für ihn schwierigen letzten Jahre zu jung fürs Altenteil. Selbst seine Ehefrau Susi habe "erkannt, dass ich nicht glücklich werde, wenn ich mit 64 in den absoluten Ruhestand gehe", sagte er.

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