Waschburger schwimmt an Rio vorbei

Kasan · Er hätte der erste saarländische Starter bei Olympia 2016 in Rio werden können – doch Freiwasserschwimmer Andreas Waschburger aus Saarbrücken hat gestern bei der WM in Russland die Qualifikation verpasst.

Drei Mal tauchte die "10" vor Andreas Waschburger auf, diese wichtige, alles bedeutende Zahl. Bei den drei Zeitmessungen während des Zehn-Kilometer-Wettkampfes bei den Weltmeisterschaften in Kasan lag der Freiwasserschwimmer immer auf Rang zehn. Der letzte Platz, der die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 bedeutete. Drei Mal war letztlich einmal zu wenig. Als der 28-jährige Saarbrücker bei der vierten und letzten Zeitnahme nach 1.50:41,4 Stunden am Brett anschlug, war die "10" verschwunden. Waschburger stieg als 16. aus dem trüben Wasser des russischen Wolga-Nebenflusses Kasanka.

"Ich bin sehr enttäuscht"

"Es war heute eine Schlacht", sagte Waschburger später: "Man hat gemerkt, es geht um die Olympia-Tickets. Ich wurde oft schon sehr krass am Fuß gezogen." Auf der letzten 2,5-Kilometer-Runde konnte der Olympia-Achte von 2012 mit dem Tempo des Führenden nicht mithalten. Der 21-jährige Amerikaner Jordan Wilimovsky zog den übrigen 71 WM-Teilnehmern davon und schwamm souverän in 1:49:48,2 Stunden zum Titel. Zweiter wurde der Niederländer Ferry Weertman (1:50:00,3), Bronze holte der entthronte Titelverteidiger Spyridon Gianniotis aus Griechenland (1:50:00,7). "Ich habe mich nicht gut gefühlt, ich habe vorher nur zwei Stunden geschlafen", meinte Waschburger: "Im Moment bin ich sehr enttäuscht."

Einen kleinen Trost gab es für den Saarbrücker: Die Chance, in einem Jahr nach Rio de Janeiro zu fliegen, ist noch da. Denn auch der zweite deutsche WM-Starter Christian Reichert aus Wiesbaden verpasste bei der Wasserschlacht von Kasan die Top Zehn als 18. (1:50:46,4). Im kommenden Jahr wird es ein neues Ausschwimmen beim Weltcup in Portugal geben, der noch nicht genau terminiert ist. Allerdings kann sich dann nur noch einer der deutschen Freiwasserschwimmer das Olympia-Ticket sichern - "da werde ich dann wieder richtig angreifen", versichert Waschburger.

Bis dahin könnte sich aber auch intern neue - und alte - Konkurrenz zu Waschburger und Reichert gesellen: Rob Muffels (20) aus Magdeburg hat sich am Samstag für höhere Aufgaben empfohlen, als er WM-Silber über fünf Kilometer holte. Allerdings war das gestrige Rennen über die olympische Distanz von der Härte "ein ganz anderes Level", sagte Bundestrainer Stefan Lurz.

Kehrt Lurz zurück?

Dessen Bruder Thomas Lurz (35) schloss gestern einen Rücktritt vom Rücktritt vor den Olympischen Spielen nicht aus. Der mehrfache Welt- und Europameister aus Würzburg hatte erst im März seine Karriere beendet. "Mein Beruf ist mir schon wichtig, und eine Quali allein reizt mich wenig", meinte die Freiwasser-Ikone gestern: "Aber in meinem Herzen ist auch immer Ehrgeiz drin. Wenn, dann geht es um Medaillen, oder besser gesagt um Gold." Das Weltmeisterschafts-Rennen in Kasan wäre nach Ansicht des Bundestrainers übrigens genau nach dem Geschmack seines Bruders gewesen: "Flache Bedingungen und nach hinten raus ziemlich flott, das war für ihn zugeschnitten. Und die Leute, die vorne waren, sind die Kameraden, die Thomas jahrelang bekämpft hat."

Zum Thema:

Auf einen BlickBei der WM in Kasan steht heute das Freiwasserschwimmen der Frauen über zehn Kilometer an. Ab 11 Uhr kämpfen Angela Maurer aus Mainz und Isabelle Härle aus Essen auch um die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016. Für die zweimalige Weltmeisterin Maurer, die gestern ihren 40. Geburtstag feierte, wäre es ihre dritte Olympia-Teilnahme - und Kollegin Härle soll erstmals dabei sein. "Ich habe vor zwei Jahren gesagt: Das Ziel ist erst erreicht, wenn ich sie zu Olympia gebracht habe", berichtet Maurer: "Isi ist noch immer mein kleines Schäfchen." dpa/sid

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort