Europas Jugend braucht Arbeit

Saarbrücken · 500 Teilnehmer diskutieren auf Initiative des Arbeitsmarkt-Experten Peter Hartz drei Tage in Saarbrücken neue Ideen, wie man Jugendlichen in Europa künftig den Gang in die Arbeitslosigkeit ersparen kann.

 Peter Hartz will sich mit über fünf Millionen arbeitslosen Jugendlichen in der EU nicht abfinden. Foto: Becker & Bredel

Peter Hartz will sich mit über fünf Millionen arbeitslosen Jugendlichen in der EU nicht abfinden. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Fahnen aus 24 EU-Mitgliedsstaaten auf den Konferenztischen, 500 Teilnehmer im Saal, Simultanübersetzung in fünf Sprachen und sogar EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, der zu den Teilnehmern spricht, wenn auch nur per Videobotschaft. Er hält sowohl den "ersten europäischen operativen Kongress zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit " in Saarbrücken als auch die Ideen seines Haupt-Initiators Peter Hartz für "bahnbrechend". Drei Tage herrscht in der Congresshalle eine Atmosphäre wie im EU-Parlament. Es geht um das drängendste Problem in der EU: Über fünf Millionen junge Menschen haben keine Arbeit. Der Saarländer Peter Hartz will das gemeinsam mit einer elfköpfigen Expertenrunde ändern, die neue Vorschläge gegen Jugendarbeitslosigkeit entwickelt hat. Diese stehen im Mittelpunkt des Kongresses. Setzt sich Hartz mit seinen Vorstellungen auch bei den europäischen Staats- und Regierungschefs durch, dann müssen 215 Milliarden Euro mobilisiert werden. "Macht braucht man dazu schon", sagt Hartz, der auf Lösungen drängt: "Wir müssen das jetzt machen."

Neben der vorübergehenden Vermittlung von Jugendlichen ins Ausland zur Stärkung von Berufserfahrungen will Hartz den Finanzmarkt mobilisieren. Im Kern setzt er zur Finanzierung von Ausbildung auf einen neuen Fonds, den die Europäische Investitionsbank (EIB) auflegen soll. Er funktioniert ähnlich wie ein Bausparmodell zu attraktiven Zinsen. Ihn kann jeder erwerben, der an der Verzinsung und steuerlichen Vergünstigungen interessiert ist. Ihn können aber auch Großeltern für ihre Enkel oder Eltern für ihre Kinder erwerben. Mit dem Wertpapier kann ein Jugendlicher zu einem Betrieb gehen und bringt so einen Teil des Geldes zur Finanzierung seiner Lehrstelle selbst mit. So entstünden zusätzliche Ausbildungsplätze, glaubt Hartz. László Andor, EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration, verwies auf dem Kongress zudem auf sechs Milliarden Euro , die die EU schon von 2014 bis 2020 als "Jugendgarantie" zur Verfügung stellt. Damit soll Schulabgängern innerhalb von vier Monaten ein passgenaues Angebot für ein Praktikum oder eine Ausbildung gemacht werden.

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