Religionen sollen gemeinsam gedeihen

Völklingen · Pünktlich zum Frühlingsanfang haben Schüler und Lehrer der Hermann-Neuberger-Schule in Völklingen ihre „Oase der Verständigung“ bereichert. Im Schatten von neuen Bäumen sollen Schüler einen Platz der Begegnung finden.

"Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen": Eine Schülerin der Gemeinschaftsschule Herrmann Neuberger in Völklingen liest den - Martin Luther zugeschriebenen - Satz vor. Und derweil pflanzen Schüler der Klasse 6b einen jungen Apfelbaum: Am Freitag, pünktlich zum Frühlingsanfang, hat die Völklinger Schule ihre "Oase der Verständigung" eingeweiht. Sie gehört zum Projekt "Trialog der Kulturen", ausgeschrieben von der Herbert Quandt-Stiftung. Bei bestem Wetter haben sich dazu Schülerinnen und Schüler , Lehrer und Gäste auf dem Platz vor der Sporthalle versammelt, wo auch die Oase der Verständigung ihren Platz finden wird.

Nachdem Schulleiter Thomas Lothschütz ein paar einleitende Worte gesprochen und die Aufmerksamkeit auf die bevorstehende Baumpflanzung gelenkt hat, singen die Klassen 10a und b unter der Leitung ihrer Lehrerin Lis Frank-Thome Peter Maffays "Baum des Lebens". Passend zum Thema ausgewählt, denn die Bäume stehen an diesem Vormittag an erster Stelle.

Eine Platane, eine serbische Fichte, ein Apfelbaum und ein japanischer Fächerahorn - je ein Baum für eine Religion, der vierte stellvertretend für alle Religionen - sollen die Schülerinnen und Schüler in Zukunft einladen, an diesem Ort der Begegnung zusammenzukommen und sich auszutauschen.

Bereits im vorigen Schuljahr war die Aktion angeregt worden, eine Bewerbung bei der Herbert Quandt-Stiftung dann schließlich erfolgreich. Die Herrmann-Neuberger-Schule ist eine von 22 Schulen bundesweit, die im "Trialog der Kulturen" miteinander stehen. Unter dem Thema "Hereinspaziert - Willkommen in der Welt der bunten Hände" beschäftigen sich die Teilnehmer in verschiedenen Projekten mit den drei abrahamitischen Religionen , dem Christentum, dem Judentum und dem Islam. Es geht also um Religion, doch wieso wird das gerade in Schulen so stark thematisiert? "Es geht hierbei um Gemeinschaft, um ein Erkennen, dass auch andere religiöse Gemeinschaften mit der eigenen viel gemein haben können. Die Schüler haben hier oft einen richtigen Wow-Effekt", berichtet die Theaterpädagogin Ela Otto. Außer ihr gehören noch Ayse Kont und Christina Wörz zu der Kerntruppe, die sich in Völklingen hauptsächlich um das Projekt kümmert.

Am Vormittag gibt es ein buntes Programm, drei Vertreter der Religionen tragen auf Deutsch, Türkisch und Hebräisch Segenssprüche vor, die das Wachsen und Gedeihen der Bäume begünstigen sollen. Die Schüler gestalten das Geschehen aktiv mit. Klasse 5a weiht stellvertretend für alle ein Schachbrett ein. Es ist von kunterbunten Steinen gesäumt, auf denen die Symbole der drei Religionen zu finden sind. "Kinder sollen spielen, und das Schachspiel gehört zu unserer Schule", sagt Lothschütz. Zum Abschluss tragen drei Neuntklässler ein Gedicht zu stimmungsvoller Hintergrundmusik vor, dann sind alle zu einem Umtrunk in die Sporthalle eingeladen.

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