Frust trotz positiver Bilanz

Quierschied · Höchstwahrscheinlich wird die Gemeinde Quierschied in diesem Jahr einen Überschuss von knapp einer Million Euro erzielen. Einnahmen aus der Gewerbesteuer und Sparbemühungen machen es möglich.

 Dem ,,Bloospitt“ genannten Glasbläser vor dem Quierschieder Rathaus kann's egal sein, ob die Regionalverbandsumlage steigt. Verwaltungschefin Karin Lawall jedoch treibt es den Blutdruck in die Höhe. Archiv-Foto: Iris Maurer

Dem ,,Bloospitt“ genannten Glasbläser vor dem Quierschieder Rathaus kann's egal sein, ob die Regionalverbandsumlage steigt. Verwaltungschefin Karin Lawall jedoch treibt es den Blutdruck in die Höhe. Archiv-Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

"Das ist ein positives Ergebnis", sagt Quierschieds Bürgermeisterin Karin Lawall fast bescheiden. Denn in Zeiten von Schuldenbremse und Sparhaushalten ist der Gemeinde ein echtes Kunststück gelungen. "Nach derzeitigem Stand werden wir dieses Jahr einen Überschuss von knapp einer Million Euro erwirtschaften." Kämmerer Toni Schönenberger erläutert, wie der Betrag zusammen kam: "Es gibt hohe Einnahmen aus der Gewerbesteuer und damit verbundene Zinserträge. Dabei muss man aber beachten, dass einige Zahlungen nur Einmal-Effekte waren. Auf der Ausgabenseite sind wir zum Teil deutlich unter den im Haushalt geplanten Ansätzen geblieben." So wurden beim Personal trotz Tariferhöhungen 100 000 Euro weniger ausgegeben als vorgesehen, bei den sogenannten Sachleistungen waren es sogar 200 000 Euro . "Schon in den Jahren 2010 bis 2012 zeigen die geprüften Jahresabschlüsse , dass wir insgesamt rund 1,7 Millionen Euro eingespart haben. Seit 2010 gab es keine neuen Kassenkredite", verweist Karin Lawall auf die solide Finanzpolitik in ihrer Amtszeit, "wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Aber wir müssen weitermachen, denn wegen der Schuldenbremse müssen wir ja bis 2020 jährlich 200 000 Euro einsparen."

Doch die Amtszeit der Bürgermeisterin neigt sich dem Ende entgegen. Im Januar 2016 wird Lawall in den Ruhestand gehen. Darum ist geplant, den kommenden Haushalt als "Doppelhaushalt" für die Jahre 2015 und 2016 aufzustellen. "So muss meine Nachfolgerin oder mein Nachfolger nicht gleich zu Beginn eine Haushaltsdebatte führen und kann sich in Ruhe einarbeiten", erklärt die Chefin im Rathaus. Wohlwissend, dass die Zahlen schon im kommenden Jahr nicht so gut aussehen werden. Die Zinsbeihilfe aus dem Kommunalen Entlastungsfonds (KELF) in Höhe von 600 000 Euro wird 2015 wegfallen. Auch die sogenannten Schlüsselzuweisungen werden niedriger ausfallen, da sie über die Steuerkraft der Kommunen berechnet werden. Für Quierschied heißt das - trotz positiver Entwicklung - 800 000 Euro weniger als noch 2013. Die Überweisungen an den Kreis dagegen werden höher. "Stand heute wird die Umlage für den Regionalverband auf 7,145 Millionen Euro steigen", erklärt der Kämmerer, "das sind 994 000 Euro mehr als noch in diesem Jahr."

Der Frust in der Gemeinde ist daher groß. "Wenn man sich trotz schlechter Rahmenbedingungen so anstrengt wie wir, dann kann es doch nicht sein, dass sich Regionalverband und Land auf Kosten der Kommunen sanieren", schimpft Lawall Richtung Saarbrücken, "ich nenne nur das Beispiel Eingliederungshilfe. Der Bund will den Kommunen mit einigen Millionen Euro helfen. Aber das Land will die Zuwendungen nicht weitergeben."

Die Kommunen fühlen sich allein gelassen. "Jeder greift hier dem anderen in die Tasche", sagt die Bürgermeisterin, "wir sind das letzte Glied in der Kette." Genau genommen aber das vorletzte. Denn am Ende zahlt die Zeche wieder einmal der Steuerzahler. Auch in der Gemeinde Quierschied , wo man trotz aller positiver Bilanzen nun etwa über die Erhöhung der Grundsteuer nachdenkt.

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