Die Generationen im Blick

Tholey · Die Menschen werden immer älter, sind teils auf Hilfe angewiesen. Die könnten Jüngere leisten. Als Modellprojekt startet der Landkreis St. Wendel in Tholey ein Generationenbüro Alt & Jung. Als Träger fungiert die Stiftung Hospital.

 Um die Belange von Alt und Jung kümmert sich das neue Generationenbüro in Tholey. Symbolfoto: Rolf Vennenbernd/dpa

Um die Belange von Alt und Jung kümmert sich das neue Generationenbüro in Tholey. Symbolfoto: Rolf Vennenbernd/dpa

Wir werden weniger und wir werden älter: Das ist der Lauf, den die demografische Entwicklung nimmt. "Das Älterwerden bedeutet zum einen, dass es einen größeren Pflegebedarf geben wird", sagt St. Wendels Landrat Udo Recktenwald (CDU ). "Aber das bedeutet auch, dass die Menschen möglichst lange selbstständig im gewohnten Umfeld leben möchten." Genau hier setzt das neue Generationenbüro für Alt & Jung an. Mit Angeboten, Beratungen oder Hinweisen auf die richtigen Ansprechpartner sollen Senioren unterstützt werden. Getestet wird das Projekt in der Gemeinde Tholey . "Wir wollten gerade in einer aktiven Kommune ausloten, wie kann ein solches Büro laufen", begründet Landrat Recktenwald die Wahl.

Agentur Menschen für Menschen, Bohnentaler Selbermacher, Bohnentaler Muske(l)tiere, virtuelles Mehrgenerationenhaus oder Tanztee für Ältere - all dies nennt Tholeys Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU ) als Beispiele, wo Alt und Jung in seiner Kommune bereits zusammenarbeiten.

Dritter Partner in diesem Projekt ist neben Landkreis und Gemeinde die Stiftung Hospital St. Wendel als Träger. Diese verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Jugend- und Altenhilfe. "Mit dem Seniorenhaus Theley sind wir als Dienstleister bereits vor Ort", merkt Stiftungs-Geschäftsführer Dirk Schmitt an. Bei der Stiftung ist auch Ines Ney angestellt, die das Generationenbüro betreuen wird. Die Kosten für die halbe Stelle teilen sich Landkreis (20 Prozent) und Gemeinde (80 Prozent). Die Sozialwissenschaftlerin ist in Tholey keine Unbekannte. Bisher war sie als Jugendbeauftragte tätig. "Ich freue mich auf das Projekt", sagt sie. Zur Jugendarbeit komme nun die Seniorenarbeit hinzu. Sie sei schon gut vernetzt, möchte dies aber noch ausbauen.

Untergebracht ist das Generationenbüro im Tholeyer Rathaus in einem barrierefreien Raum. "Der Sitz in der Verwaltung ist nicht zufällig gewählt", sagt Kreis-Seniorenbeauftragter Klaus Lauck. Denn hier kämen Bürger und Ortsvorsteher ohnehin regelmäßig vorbei. Die Wege seien bekannt.

Ausgestattet wird das Büro mit Geldern vom Bund. Der hat 30 000 Euro zur Verfügung gestellt. Davon wurde bereits ein Auto (Marke Nissan, Sieben-Sitzer mit bequemem Einstieg) für knapp 20 000 Euro gekauft. Mit dem ist Ney aktuell auch schon fleißig unterwegs. "Ich bin auf Vorstellungsrunde bei den Senioreneinrichtungen und den Ortsvorstehern." Eine wichtige Tour, wie ihr Chef Dirk Schmitt anmerkt. "Die Ortsvorsteher wissen, wo es brennt. Es bringt nichts, wenn wir hier am Tisch zusammensitzen und etwas planen, was an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigeht."

Es könne keine Rezeptur geben, die für alle gleichermaßen gilt, sagt auch der Kreis-Seniorenbeauftragte. "Orte haben ihre Identität, verschiedene Ressourcen und verschiedene Sorgen. Wir müssen mehr die Perspektive der Menschen einnehmen", so Lauck.

So soll das Generationenbüro zur Schaltstelle werden. "Ines Ney soll koordinieren, initiieren und einige Ideen gestalten", sagt der Tholeyer Bürgermeister. Durch das Netzwerk der Sozialwissensschaftlerin kann sie auf richtige Ansprechpartner verweisen. "Viele Senioren sind in Sachen Hilfsangeboten überfordert. Hier kann Ines Ney helfen", macht Margareta Backes, zuständig für die Ambulante Pflege bei der Stiftung Hospital, ein Beispiel. Ein Schwerpunkt der Arbeit werde bei den älteren Menschen liegen, sagt Laux.

Doch werde die Jugendpolitik nicht zurückgestellt, wirft Sozial-Dezernent beim Landkreis, Benedikt Schäfer, ein. So wird es das Ferienprogramm weiterhin geben. In der Gemeinde, so deren Verwaltungschef, gebe es mehrere Stiftungen , die sich für die Belange der jungen Menschen einsetzen, zum Beispiel die Stiftung Kind und Jugend. Außerdem seien die Vereine in Sachen Jugendarbeit engagiert. "Ich werde immer ein offenes Ohr für die Jugend haben", verspricht Ney.

Mit bereits guter Infrastruktur und einer Vielzahl an Ehrenamtler, die sich für ältere Menschen einsetzen, soll das Modellprojekt in Tholey gestartet werden. "Am Anfang, wenn es schwerer ist, haben wir es hier etwas leichter", sagt Laux. Es gehe darum, den demografischen Wandel zu gestalten und nicht nur als Fakt zu schlucken.

Ines Ney ist zu folgenden Sprechzeiten im Generationenbüro im Tholeyer Rathaus: Montags, 10 bis 12 Uhr,

Dienstags, 14 bis 16 Uhr.

Zum Thema:

Hintergrund 2013 startete das Bundes-Familienministerium das Programm "Anlaufstellen für ältere Menschen". Damit sollen Informations- und Beratungsangebote für ältere Menschen gefördert werden. 2014 hat sich der Landkreis St. Wendel bei dem Programm beworben mit dem Ziel ein Konzept für künftige Anlaufstellen für Senioren zu erarbeiten. Als Modellgemeinde wurde Tholey ausgewählt. Bürgerbefragungen, eine Bestandsaufnahme stand 2014 in der Schaumberggemeinde an. Daraus ist inzwischen ein 100-seitiger Projektbericht entstanden. Die Ergebnisse sind die Ausgangsbasis für das Umsetzen des Generationenbüros Alt & Jung. Im Oktober soll der Landkreis St. Wendel das Modellprojekt beim Landesseniorentag vorstellen, einen Monat später im Bundespressezentrum. evy

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