Auf der Suche nach den Stars von morgen

Theley · Die Talentförderung des Landessportverbandes für das Saarland veranstaltet derzeit wieder seine Sichtungen: Welche Kinder sollen in eine Klasse der Partnerschulen des Sports? Es gibt viele Talente zu entdecken.

 Dirk Mathis von der Talentförderung Saar erklärt den Kindern, was sie gleich zeigen sollen. Fotos: Andreas Schlichter

Dirk Mathis von der Talentförderung Saar erklärt den Kindern, was sie gleich zeigen sollen. Fotos: Andreas Schlichter

Real Madrid , Bayern München, Borussia Dortmund . Das sind Namen, die Zehnjährige träumen lassen. Von einer Karriere im Profifußball. An diesem Nachmittag in Theley tragen einige Kinder das Trikot eines der großen Fußballclubs. Noch in Größe XS. Die Talentförderung des Landessportverbandes für das Saarland (LSVS) veranstaltet in der Sport- und Kulturhalle einen Aufnahmetest für eine ihrer Partnerschulen: die Gemeinschaftsschule Schaumberg . 46 Grundschüler sind da. Alle besuchen eine vierte Klasse. Sie möchten eine Empfehlung für die Sportklasse der weiterführenden Schule.

Nicht nur für die Kinder ist der Test etwas Außergewöhnliches. Manche Eltern filmen alles: den Sprint über 20 Meter, Sprünge, Liegestütze, Rumpfbeuge. Auch die motorisch anspruchsvolle Übung an einem Kastenteil, den "Kastenbumerangtest". Die Grundmotorik der Kinder wird geprüft, ihre Schnelligkeit, außerdem die Kraft in Armen und Beinen.

Für Dirk Mathis von der Talentförderung Saar ist das Alltag. Überall im Saarland führen der LSVS-Mitarbeiter und sein Team zu Jahresbeginn solche Tests durch. Daher hat Mathis einen guten Überblick. "Die Anzahl der Kinder bei den Testungen ist stabil, aber die Qualität der Leistungen ist bisher höher", freut sich Mathis.

Die Balance ist wichtig

Der Sportwissenschaftler ist betont locker, wenn er vor Kinder und Eltern tritt. Er sagt aber auch: "In der Sportförderung werden nur die Kinder dabei sein, die es verdient haben." Trotz Routine: Mathis muss in seiner Ansprache immer die Balance halten, Ansprüche formulieren, ohne übertriebenen Ehrgeiz zu wecken. Da kommt es auf jedes Wort an: "Das Wort Leistungssport ist sehr gefährlich. Das hier ist noch weit weg davon."

So sieht es auch ein Vater: "Es geht rein um den Spaß, ich will keinen Profi aus meinem Kind machen", sagt David Jeziorowski aus Winterbach. Seine Tochter Julia-Johanna, zehn Jahre, Pferdeschwanz, reitet gerne, betreibt zudem Leichtathletik. "Da liegen ihre Stärken", meint Jeziorowski. In der Grundschule hörten die Eltern von der Sportklasse in Theley . Gemeinsam mit ihrer Tochter entschieden Jeziorowskis, am Aufnahmetest teilzunehmen.

Geht es nach Mathis, soll in Zukunft nicht alles von diesem Test abhängen. "Mein Traumbild ist, dass man jedes Kind in der Grundschul-Zeit testet", sagt er. "Es gibt viele verborgene Edelsteine." Was Mathis vorschwebt, könnte Realität werden. Der Plan: In der dritten Klasse prüfen Experten die Grundmotorik aller Schulkinder, ebenso das Talent für einzelne Sportarten. Darauf bauen Sport-AGs in Klassenstufe vier auf - im letzten Grundschul-Jahr, zu dessen Halbzeit der Aufnahmetest ansteht.

Das entspricht im Ansatz dem, was das Bundesministerium des Innern und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in ihrem Konzept zur Spitzensport-Reform vorschlagen. Nämlich: "bundesweit sportartübergreifende Bewegungs-Checks im Grundschulalter". Die Reform dürfte sich also auf die Talentförderung auswirken. Das Saarland sieht Mathis zwar gut aufgestellt: "Was wir machen, findet noch nicht in jedem Bundesland statt." Trotzdem müsse man bessere Sichtungsmöglichkeiten bieten. "Talente entdecken, fördern, auch spezifisch fördern, in eine bestimmte Richtung lenken", fasst Mathis die Ziele zusammen. Das bedeutet auch: Erkennen, dass manches Talent in einer anderen Sportart besser wäre. Es muss ja nicht immer Real Madrid sein.


Champions League des Jugendfußballs

Eliteschule des Fußballs im Saarland ist ein Verbundsystem mit vielen Akteuren

Das Nachwuchsfördersystem des deutschen Fußballs greift schon in den Schulen. In den so genannten Eliteschulen des Fußballs. Auch im Saarland gibt es einen Verbund an Schulen, die die Talente fördern und fordern.


Saarbrücken. Diese Schule hat mehr als eine Adresse: Seit 2007 gibt es im Saarland eine Eliteschule des Fußballs. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zeichnet mit diesem Titel nicht eine einzelne Bildungseinrichtung aus. Sondern es sind "Verbundsysteme" aus Vereinen, Landesverbänden und Schulen , die er als Eliteschule anerkennt.

Offiziell gab es in der Region lange nur eine Eliteschule für Mädchen. Das hat sich im vergangenen Jahr geändert. Jetzt werden auch Jungs gefördert. Sie dürfen während der Unterrichtszeit ein Frühtraining absolvieren. "Das ist ein Fortschritt in der Talentförderung", sagt Christian Oles, der Verbandstrainer des Saarländischen Fußball-Verbandes (SFV).

Die SV Elversberg hat diesen Fortschritt möglich gemacht. Der Fußball-Regionalligist betreibt seit 2015 ein vom DFB anerkanntes Nachwuchsleistungszentrum (NLZ). Das war eine Voraussetzung, um in den bestehenden Verbund einsteigen und die Eliteschule für Jungs öffnen zu können. "Es geht um die Jugendlichen, die in diesem Verbund versorgt werden, nicht um die SVE", sagt NLZ-Leiter Peter Eiden.

Elversberg kooperiert schon länger mit dem Gymnasium am Krebsberg und der Gemeinschaftsschule in Neunkirchen. Beide Einrichtungen sind nun Teil der Eliteschule. Gerd Mutscheller, stellvertretender Schulleiter am Krebsberg, spricht von der "Champions League des Jugendfußballs". Im Dezember schloss die SVE außerdem einen Kooperationsvertrag mit dem Gymnasium am Rotenbühl. Nun gestalten Nachwuchstrainer aus Elversberg morgens Einheiten am Rotenbühl und in Neunkirchen. Zur Neunkircher Trainingsgruppe gehören 32 Schüler . 25 sind SVE-Spieler. In Saarbrücken sind es nur vier SVE-Spieler.

Das Rotenbühl-Gymnasium hat im Saarland als Eliteschule des Sports eine Sonderstellung. Es beteiligte sich 2007 auch an der Eliteschule für den Mädchenfußball. "Fußball ist die Sportart Nummer eins in der Welt", sagt Lothar Altmeyer, der Leiter des Sportzweigs am Rotenbühl. Deshalb freut er sich über das neue Angebot für männliche Fußballtalente. Aber auch Altmeyer ist sich bewusst, dass die Zusammenarbeit zwischen seiner Schule und Elversberg im Umfeld des 1. FC Saarbrücken aufmerksam beobachtet werden wird. Doch der Lehrer hat weniger die regionale Konkurrenz im Blick. Sein Ziel: "Leistungsstarke Schüler sollen länger im Saarland bleiben."

Ähnlich sieht es Nico Weißmann, der neue FCS-Jugendleiter: "Je mehr gute Spieler am Rotenbühl, desto besser." Auch sein Club könnte bald im Verbund mitmischen. Denn: Saarbrücken will wieder ein NLZ aufbauen. "Das NLZ wird kommen, und da wird die Kooperation mit Schulen ein großer Bestandteil sein", sagt Nico Weißmann. Er bringt Erfahrung mit: Als Lehrer am Krebsberg-Gymnasium baute er dort die Kooperation mit Elversberg auf.

Sein Mitstreiter in Neunkirchen war Eric Planta. Der lizenzierte Fußballtrainer leitet seit diesem Schuljahr die Gemeinschaftsschule Schaumberg . Dort wird die Talentförderung forciert. An der Eliteschule des Fußballs will sich Planta aber nicht beteiligen. Seine Schule soll verstärkt mit der JFG Schaumberg-Prims zusammenarbeiten. "Wir wollen einen Gegenpol zu den Nachwuchsleistungszentren bieten", erklärt Planta.

 Sophia Eckert aus Bergweiler springt beim Test über einen Kasten.

Sophia Eckert aus Bergweiler springt beim Test über einen Kasten.

 Peter Eiden

Peter Eiden


Auf einen Blick
Die Partnerschulen der Talentförderung Saar: Regionalverband: Gymnasium am Rotenbühl in Saarbrücken (Eliteschule des Sports), Gemeinschaftsschule Rastbachtal in Saarbrücken, Gemeinschaftsschule Güdingen, Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasium in Völklingen, Peter-Wust-Gemeinschaftsschule in Püttlingen, Grundschule Köllerbach. Saarpfalz-Kreis: Christian-von-Mannlich-Gymnasium in Homburg, Gemeinschaftsschule Kirkel-Limbach, Leibniz-Gymnasium in St. Ingbert. Kreis St. Wendel: Gemeinschaftsschule Schaumberg in Theley , Gemeinschaftsschule Marpingen, Grundschule Marpingen, Grundschule Oberlinxweiler. Kreis Neunkirchen: Gemeinschaftsschule Haspelstraße in Neunkirchen, Gymnasium am Steinwald in Neunkirchen, Gymnasium Ottweiler, Gemeinschaftsschule Anton Hansen in Ottweiler. Kreis Merzig-Wadern: Peter-Wust-Gymnasium Merzig, Gymnasium am Stefansberg Merzig, Grundschule St. Josef Merzig. Kreis Saarlouis: Max-Planck-Gymnasium in Saarlouis, Albert-Schweitzer-Gymnasium in Dillingen. red

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