Naturschutz im Schaumberger Land

Neipel · Neues Naturschutzgebiet in der Region: Das Grünlandareal Steinbach-Truppenübungsgelände, das sich bis nach Neipel erstreckt, ist dafür vorgesehen.

 SPD-Umweltminister Reinhold Jost (re.) debattierte mit Bürgern über die Ausweisung der Natura-2000-Gebiete. foto: Frank faber

SPD-Umweltminister Reinhold Jost (re.) debattierte mit Bürgern über die Ausweisung der Natura-2000-Gebiete. foto: Frank faber

Da hat Saar-Umweltminister Reinhold Jost (SPD) schon ganz andere Informationsveranstaltungen hinter sich, wenn's um neue Natur- oder Landschaftsschutzräume als sogenannte Natura-2000-Gebiete ging. Hoch schlagende Wogen bei diesem Thema ist er gewohnt. Jetzt aber versammelten sich 50 Menschen zu einer Infoveranstaltung in Neipel. Und die debattierten eher sachlich mit dem Minister und mit Tholeys Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU).

Das geplante Landschaftsschutzgebiet Steinbach-Truppenübungsgelände umfasst eine Fläche von 126 Hektar. Zum Vergleich: Das entspricht mehr als 250 Fußballfeldern. "Eine Fläche davon liegt in der Gemarkung Limbach und zwei Flächen in der Gemarkung Neipel", erklärte Jost.

Was will die Landesregierung damit bezwecken? Gefährdete Pflanzen- und Tierarten, die hier heimisch sind, in ihrem angestammten Umfeld erhalten. Länderübergreifend soll ein Netz solcher Natura-2000-Gebiete entstehen, ist ein Beschluss der Europäischen Union (EU). Was bedeutet das für die Grundstücksbesitzer? Eigentümer von Wiesen müssen sich nach Josts Angaben an eine ganze Reihe unterschiedlicher Vorgaben halten, wenn sie das Terrain beackern wollen. Dann sei beispielsweise genau darauf zu achten, welcher Dünger eingesetzt und wann gemäht werden darf.

Jost sicherte indes zu: "Wir wollen weiterhin die Bewirtschaftung der Flächen und deren Nutzung, weil sie Bestandteil der Kulturlandschaft sind." Dabei teilte der Saar-Minister einen Seitenhieb in Richtung EU-Bürokraten nach Brüssel aus und stellte sich damit selbst als Bewahrer der hiesigen Interessen dar: "Ich will von den Verordnungen gerade so viele, damit es reicht, dass die Europäische Union die Füße still hält."

Eile ist geboten

Trotzdem muss er Gas geben, entsprechende Gebiete im EU-Interesse auszuweisen. Denn Deutschland habe bereits ein Verfahren am Hals, weil es zu schleppend die entsprechenden Richtlinien erfülle. "Bis Ende dieses Jahres wollen wir alle Ausweisungsverfahren einleiten und möglichst zum Abschluss bringen", kündigte Jost jetzt Eile an.

Dabei habe Josts Vorgänger Stefan Mörsdorf (parteiloser Minister, damals von der CDU ins Kabinett entsandt) bereits 2000, 2004 und 2006 die saarländischen Natura-2000-Gebiete festgelegt. Diese habe darauf das Bundesumweltministerium an die EU gemeldet. Darauf die kritische Nachfrage eines Teilnehmers: "Warum werden wir erst jetzt darüber informiert?" Tholeys Rathauschef Schmidt spielte den Ball ans Land zurück. Seine Gemeinde sei 2000 schriftlich über die Pläne informiert worden. Allerdings sei darin nicht vorgesehen gewesen, mit den betroffenen Grundstücksbesitzern zu reden.

Jost sicherte abermals Eigentümern und Nutzern zu: "Gebote und Verbote wird es so wenig wie möglich geben, damit die Nutzungsmöglichkeiten wie bisher weiter bestehen bleiben." Vom 21. November bis 21. Dezember liegen der Entwurf der Verordnung samt erläuternden Texten sowie Karten zu dem entsprechenden Gebiet im Rathaus aus.

Zum Thema:

Hintergrund Natura 2000 ist ein zusammenhängendes Netz am Schutzgebieten innerhalb der Europäischen Union (EU). Seit 1992 werden sie geschaffen. Damit sollen heimische Tiere und Pflanzen gerettet werden. Das Netzwerk umfasste nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz von 2015 mehr als 18 Prozent der Land- und sieben Prozent der Meeresfläche in der EU. EU-Staaten wählten entsprechende Gebiete aus. Alle sechs Jahre müssen die Nationalregierungen Berichte nach Brüssel schicken, wie weit die Vorhaben gediehen sind. Hinzukommt alle zwei Jahre ein Artenschutzbericht. Das Natura-2000-Netz im Saarland besteht aus 125 Gebieten mit knapp 30 000 Hektar. 83 Gebiete sind bereits ausgewiesen, weitere 21 sollen noch hinzukommen, so der Plan der Saar-Regierung. frf

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