Rock-Classics in Wohnzimmeratmo

Bliesen · Es hatte was von einer psychedelischen Märchenstunde. Zurücklehnen, genießen, träumen: Das St. Wendeler Pink Floyd Project spielte im ausverkauften, bestuhlten Bliesener Gemeindezentrum die bekanntesten Hits der britischen Megaband. Die Elevator-Club-Session in Wohnzimmeratmosphäre war ein intimer und toller Appetitanreger für die große Show am 8. April im St. Wendeler Saalbau.

 Sitzend streichelt Uwe Sicks die Gitarrensaiten, Bassist Andreas Mittermüller schaut genau zu. Im Hintergrund arbeiten die beiden Schlagzeuger Thomas Luther (links) und Kai Kessler. Foto: Faber

Sitzend streichelt Uwe Sicks die Gitarrensaiten, Bassist Andreas Mittermüller schaut genau zu. Im Hintergrund arbeiten die beiden Schlagzeuger Thomas Luther (links) und Kai Kessler. Foto: Faber

Foto: Faber

Warum eigentlich nicht, sich einmal die Musik der britischen Megaband Pink Floyd aus der Sitzposition reinziehen? Im Wohnzimmer ja, aber nicht wie üblich in den eigenen vier Wänden und schon gar nicht in Zimmerlautstärke oder Kopfhörer. Das St. Wendeler Pink Floyd Project hat sich in Bliesen eine bestuhlte Stube für ihre Elevator-Club-Session-Tour gemietet und drei Stunden lang ein Best-of-Programm aus der Floydschen-Ära präsentiert. Mit der Eröffnungshymne "Shine on you crazy diamond" blitzt es sofort und der abstrahlende Funke elektrisiert das Publikum im ausverkauften Gemeindesaal. Auf der Bühne ist gerade Platz für die zehn Musiker und ihr Equipment. Das Pink Floyd Project verzichtet auf eine effekthascherische Lightshow, träumt von Musik beseelt vor sich hin und spricht die Zuhörer "Hey you" kurz an. Alles klar, sie genießen teils mit verschlossenen Augen die psychedelisch verrockte Märchenstunde in Clubatmosphäre. Den Glockenschlägen der Division Bell entgegnet Keyboarder Karl-Heinz Luther mit sphärischen Tastendruck, der einfühlsame Gesang von Frank Altpeter setzt ein und zwischendrin schreit und sehnt sich das Gitarrenspiel von Uwe Sicks nach Hoffnung "High Hopes". In zwei Parts reißt das Project nicht die Mauer ein ("Another brick in the wall"), sondern baut ein großartig konstruiertes Klanggebilde auf. Quervergleiche mit den üblich verzierten Kalendersprüchen in Richtung des längst im Rockolymp schwebenden Originals zu ziehen macht keinerlei Sinn. Die St. Wendeler nehmen sich die Klassiker und Meisterwerke der legendären britischen Band schon zum Vorbild für ihr Schaffen, aber was sie aus den Songs machen, ist ihr persönliches, kreatives Ding. Die Uhr tickt, ("Time") synchron von den beiden Schlagzeuger Thomas Luther und Kai Kessler begleitet, bis Sänger Altpeter anordnet: "Ticking weg die Momente, aus denen ein langweiliger Tag wird". Den Schlusssatz übernehmen drei Backsängerinnen und Altpeter lümmelt sich mit der Gitarre auf einem Stuhl in der ersten Reihe. Als die Kasse klimpert, ist er wieder zurück auf der Bühne und weiß genau nach dem tief wummernden Bassgezupfe von Andreas Mittermüller "Money, get away". Beim Songfinale muss Saxofonist Gerhard Bleich seine Backen mächtig aufblasen. Hin und wieder verlässt Thomas Luther mal den Hocker hinter Schießbude, greift zur Gitarre und die Band singt in breiter Chorstärke den Refrain von "Dark side of the moon". Altpeter will von den Zuhörern wissen: "Seit ihr noch gelaunt für einen Song?". Die Ballade "Wish you were here" widmet die Band allen verstorbenen Gitarristen und denkt dabei an den kürzlich von ihnen gegangenen Freund Jürgen Rath. Es folgt "Comfortably numb" und "Run like hell" und das Wohnzimmererlebnis ist beendet. Das begeisterte Publikum honoriert den Auftritt mit sattem Applaus. Die Elevator-Club-Session-Tour geht mit den Gigs in Pirmasens (25. November), Blieskastel (9. Dezember) und Völklingen (4. Februar) weiter. Danach geht im Wohnzimmer das Licht aus und am 8. April im St. Wendeler Saalbau an.

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