Das Dorf der Kelten

Otzenhausen · Wie hat eine keltische Siedlung vor 2000 Jahre ausgesehen? Antwort auf diese Frage gibt es im Keltendorf in Otzenhausen am Fuße des Hunnenringes. Das Freilichtmuseum ist ein wichtiger Bestandteil des Keltenparkes. An diesem Wochenende wird es eingeweiht.

 Palisaden schützen das Keltendorf am Fuße des Hunnenringes. Foto: Thomas Finkler

Palisaden schützen das Keltendorf am Fuße des Hunnenringes. Foto: Thomas Finkler

Foto: Thomas Finkler

Die Holzpalisaden rahmen das kleine Dorf ein. Rund um einen kleinen Platz gruppieren sich zehn Gebäude aus Holz. Da gibt es Wohnhäuser, eine Schmiede, einen Backofen, ein Handwerkerhaus und auch einen Getreidespeicher. Die Dächer sind mit Holzschindel gedeckt, eines ist ein Reetdach. So also könnten die Kelten vor 2000 Jahren im Hochwald gelebt haben.

Das etwa 3000 Quadratmeter große Keltendorf ist ein wichtiger Bestandteil des Keltenparkes am Fuße des Hunnenringes. Seit Mai ist das Dorf für Besucher offen. An diesem Wochenende wird es mit einem zweitägigen Fest offiziell eröffnet.

1,72 Millionen Euro haben Land, Landkreis und Gemeinde bisher über mehrere Jahre in den Keltenpark investiert. 587 000 Euro hat im ersten Bauprojekt das Herrichten des etwa 2,5 Hektar großen Geländes gegenüber dem Parkplatz Hunnenring gekostet. Da mussten Bäume gefällt, Leitungen verlegt, das Gelände terrassiert werden. Gebaut wurde im ersten Schritt auch eine Freiluftarena, die für Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt werden kann.

In weiteren vier Bauabschnitten ist dann von 2013 bis 2015 das Keltendorf entstanden. Dabei ging es darum, möglichst authentisch nach historischen Befunden die Holzhäuser zu errichten. Da wurden Holzstämme mit dem Beil zugeschlagen, die Schindeln mit Holznägeln befestigt. Da wurden Zwischenwände aus Weidengeflecht mit einem Lehm-Stroh-Gemisch versehen.

Von den bisher verbauten 1,7 Millionen Euro kommen 1,27 Millionen Euro vom Land, 166 00 vom Landkreis. Den Restbetrag trägt die Gemeinde Nonnweiler.

Seit Mai kann das Keltendorf täglich besichtigt werden. "Allein im Mai kamen 1100 Besucher", freut sich Bürgermeister Franz Josef Barth. Jeden ersten Samstag im Monat zeigen die Hochwaldkelten anschaulich, wie die Kelten vor 2000 Jahren in einem solchen kleinen Dorf gelebt haben könnten. Da wird der Backofen angeworfen, die Schmiede geheizt, da wird Wolle gefärbt, Essen gekocht. Und einiges mehr. "Wir wollen das keltische Leben zeigen, in dem wir das Keltendorf bespielen", sagte der Vorsitzende des Freundeskreises, Michael Koch, im SZ-Gespräch vor einigen Wochen.

Die Fertigstellung des Keltendorfes ist für die die Hochwaldgemeinde Nonnweiler ein wichtiger Baustein das Nationalpark-Tores am Fuße des Hunnenringes. Im nächsten Schritt soll auf dem Gelände in Zusammenarbeit mit Kreis und Land ein Zentralgebäude entstehen mit Gastronomie, einem Museum, Verwaltungsräumen, Sanitäranlagen. Der Bürgermeister geht davon aus, dass es im kommenden Jahr einen Architektenwettbewerb geben wird, 2018 mit dem Bau begonnen werden kann. "Mit dem Keltendorf haben wir eine gute und wichtige Vorarbeit für das Nationalparktor geleistet", betont Barth.

Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger , Schirmherrin der Veranstaltung, sagt: "Mit dem Archäologie- und Keltenpark leistet die Gemeinde Nonnweiler einen tollen Beitrag zum Tourismus in der Region. Der Keltenpark ergänzt sich wunderbar mit anderen touristischen Highlights in der Nähe, wie beispielsweise dem Bostalsee."

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Auf einen Blick Das Keltendorf wird an diesem Samstag und Sonntag, 23. und 24. Juli, eingeweiht. Das Dorf ist am Samstag von 12 bis 23 Uhr und am Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Hochwaldkelten und das Project Latène führen keltisches Handwerk vor, stellen die keltische Lebensweise dar. Zudem gibt es Führungen durch das Dorf. Am Samstag um 17 Uhr wird eine geführte Wanderung zum Ringwall angeboten. Die Archäologin Sabine Hornung erzählt von den neuesten Forschungsergebnissen zum keltischen Leben am Ringwall. Am Abend haben die Besucher die Möglichkeit, die Dämmerung im Keltendorf zu erleben, untermalt mit Irish Folk der Itchy Fingers ab 18.30 Uhr. Am Sonntag ab 10.30 Uhr ist dann die offizielle Einweihung mit Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger und der Einsegnung des Dorfes durch Pastor Hans Leininger aus Primstal. Um 14 Uhr können Besucher mit den Rangern des Nationalparks auf eine Keltentour zum Ringwall starten. An beiden Tagen gibt es in den Häusern die Ausstellung "LiDAR -Landschaft im Laserlicht". Auf den großen Tafeln wurde mit Laserstrahlen die Erdoberfläche der Umgebung sichtbar gemacht. Anhand dieser Bilder können Archäologen auch unzugängliche Gebiete erforschen. Die Terrex stellt ebenfalls die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeiten aus. Wer mehr über den Nationalpark Hunsrück-Hochwald erfahren möchte, kann sich an deren Stand informieren. Der Eintritt ist an beiden Tagen frei. red

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 Beeindruckend, der Ringwall von Otzenhausen. Foto: atb

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 Einblicke ins Leben der Kelten vor 2000 Jahren gibt es an diesem Wochenende im Keltendorf. Foto: Timo Volz

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Foto: Timo Volz

Hintergrund Nationalparktore sind wichtige Treffpunkte und Anlaufstellen für Besucher des Nationalparkes Hunsrück-Hochwald. Drei dieser Tore werden im Nationalpark entwickelt. Eines am Hunsrückhaus auf dem Erbeskopf, ein zweites an der Wildenburg. Und das dritte am Fuße des Hunnenringes. Zum dritten Tor mit dem Schwerpunktthema Kelten wird der Keltenpark ausgebaut. vf

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