Wo Förderturm noch in Betrieb ist

Walhausen · Einst arbeiteten die Menschen in Walhausen in einer Untertagewelt. Das Kupfer-und Bleibergwerk ist heute ein stummer Zeuge der einst blühenden Montanindustrie der Region. Teile der Bergwerksanlage hat der historische Bergwerksverein in mühsamer Kleinarbeit wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

 Wolfgang Kilian, Vorsitzender des historischen Bergwerksvereins, in einem der Kupferschächte in Walhausen. Das Stollensystem ist ein interessantes Industriedenkmal. Foto: B&K

Wolfgang Kilian, Vorsitzender des historischen Bergwerksvereins, in einem der Kupferschächte in Walhausen. Das Stollensystem ist ein interessantes Industriedenkmal. Foto: B&K

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Wolfgang Kilian, Vorsitzender des historischen Bergwerksvereins in Walhausen , öffnet den mit einem Eisentor verschlossenen Seibert-Stollen. Er knipst die Lampe am Helm an und bringt Licht ins Dunkle. "Der Seibert-Stollen ist 216 Meter lang und ist die Zuführung zu einer abbaufähigen Stelle", erklärt er. Der Vorsitzende nimmt die SZ mit in die spannende Untertagewelt des Kupfer- und Bleibergwerks.

In Walhausen ist bis zum Jahre 1792 Kupfer und Blei abgebaut worden. "Bis zu vier Zentimeter Tagesvortrieb hat früher ein Bergmann geschafft, im Jahr waren es etwa zehn Meter", berichtet Kilian. Die erste urkundliche Erwähnung des Walhausener Bergwerks geht auf das Jahr 1454 zurück. Menschen von überall seien seinerzeit ins Dorf gekommen, um als Bergmann für einen kargen Lohn zu arbeiten. Drei Stollen des unterirdischen Systems haben die Mitglieder des Bergwerkvereins freilegen können.

Wieder Tageslicht vor Augen führt uns Kilian zum ersten Lichtloch des tiefen Stollens und scherzt: "Hier steht der einzige im Saarland sich noch in Betrieb befindende Förderturm". Der Bergwerkhistoriker hievt ein massives Gitterrost nach oben und über eine Leiterfahrt geht es hinab in das steinalte und nasse Naturmuseum. "Über 20 Jahre meines Lebens habe ich hier unten an der Freilegung des verfüllten Schachtes gearbeitet", so Kilian. Auf der letzten Gitterrostbühne angekommen, lässt er einen Stein in die Tiefe fallen, der nach einer gewissen Zeit ins Wasser plumpst. "Der Schacht hat die Tiefe von 32 Metern", erläutert dabei Kilian. In Zinkeimern haben die Hobby-Bergmänner den Schutt nach oben befördert und das Wasser abgepumpt. "Bei der Arbeit hat uns das Wasser bis zum Hals gestanden. Denn der so genannte tiefe Stollen diente früher wohl zum Entwässern verschiedener Bergwerke", erzählt Kilian.

Zudem habe der Verein überaus interessante Sachen entdeckt. In der durch Bergleute bearbeiteten Wand ist die Jahreszahl 1744 eingemeißelt. Eine alte Holzfahrt (Leiter) ist unbeschadet erhalten geblieben und Reste eines 2,30 Meter breiten Handhaspels (Handkurbel zu Erzförderung) und von Blei- und Kupfermineralien sind gefunden worden. Zurück an der Erdoberfläche zeigt Kilian auf der vom ehemaligen Bergverwaltherrn zu Veldenz Johann Burkhardt Jacobi um das Jahr 1760 erstellten Grundrisskarte das gesamte Walhausener Stollensystem. Die Kupfer- und Bleierzlagerstätten rund um Walhausen gehören zum drei Kilometer breiten und 50 Kilometer langen Streifen, der sich durch das Nahetal bis nach Kirn zieht.

Nach wie vor kämpft der Verein gegen den hohen Wasserandrang im Bergwerkssystem an. Durch den Bau des neuen Kanalsystems, welches das Abwasser von Walhausen zur Kläranlage nach Nohfelden abführt, hat sich das Problem noch verstärkt. Bei den Arbeiten sei ein Rohrkanal zerstört worden, weshalb an einer Entwässerungsstelle im Dorf kein Wasser an mehr abgepumpt werden darf. "Wir hoffen, dass eine Lösung dafür gefunden werden kann. Das ganze Bergwerkssystem ist noch nicht vollständig erforscht und wir wollen es für die Öffentlichkeit zugänglich machen", sagt Kilian. Nach Ansicht des Vereines ist das Stollensystem eines der interessantesten Industriedenkmäler im Saarland.

walhausen.de

 Am Förderturm des 32 Meter tiefen Bleischachts. Foto: B&K

Am Förderturm des 32 Meter tiefen Bleischachts. Foto: B&K

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Zum Thema:

Auf einen BlickDer historische Bergwerksverein Walhausen wurde 1995 gegründet und hat 90 Mitglieder aus ganz Deutschland. Seit mehreren Jahren bemüht sich der Verein, Teile der ehemaligen Kupferbergwerke Walhausen als Besucherbergwerk für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bislang konnte noch kein geeignetes Objekt hergerichtet werden. Von den ehemaligen Bergwerken sind einige Stollen mit einer Streckenlänge von über 1000 Metern, die vermutlich aus dem 18. Jahrhundert stammen, gut erhalten wiedergefunden worden. Seit 1984 war eine Gruppe des Vereins, über 20 Jahre, mit Aufwältigungsarbeiten an einem alten Bergwerksschacht beschäftigt. 2005 wurden sie fündig. Eine Besichtigung führt der Verein nach Voranmeldung für Kleingruppen (fünf bis sechs Personen) durch. Kontakt: Wolfgang Kilian, Vorsitzender des historische Bergwerksverein, Telefon: (0 68 52) 8 12 42. frf

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