Bands, Freunde und Wiesn-Gaudi

Freisen · 25 Vereine haben das dreitägige Dorffest in Freisen organisiert. 30 Musiker standen am Freitag in zusammengewürfelten Bands auf der Bühne und eröffneten mit dem Projekt Bands and Friends die Fete im 2800-Einwohner-Ort.

 Den Auftakt zum Konzertabend „Bands and Friends" bestritten die Musiker (von links) Swen Meiser, Julius Becker, Dietmar Weber, Joachim Schad, Ralf Brill und Knut Bausch. Foto: Frank Faber

Den Auftakt zum Konzertabend „Bands and Friends" bestritten die Musiker (von links) Swen Meiser, Julius Becker, Dietmar Weber, Joachim Schad, Ralf Brill und Knut Bausch. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

Sieben Musiker sitzen wie einst die berühmte US-Country-Rockband The Eagles nebeneinander auf der Bühne. Sänger Joachim Schad erzählt die Geschichte von einem Hotelaufenthalt, der sich als Albtraum herausstellte: "Sie machen Party im Hotel California". Links der Herr, der an den Saiten der Akustikgitarre zupft, hat jedoch den allerbesten Grund Party zu machen. Swen Meiser, Ex-Gitarrist der Rockfraktion PHF, feiert seinen 43. Geburtstag. "Er lebe hoch", skandieren ihm zwischendrin Musiker und Festzeltbesucher in Chorstärke. Mittlerweile tritt Meiser mit der Formation AH2LA auf und trägt als Vorsitzender des Freisener Karnevalvereins saisonal die Narrenkappe. Seiner Idee, beim Dorffest das Zelt mit dem Projekt "Bands and Friends" zu rocken, sind 30 musikalische Söhne und Töchter Freisens mit ihren Freunden gefolgt.

"Wir haben viele gute Musiker in Freisen , die viele gute Freunde haben. Warum sollen wir denn in die Ferne gucken", sagt Meiser. Ihm sei es darum gegangen, Jung und Alt auf die Bühne zu holen, um ein gemeinsames Konzert zumachen. "Ich habe gewusst, dass es nicht einfach werden wird, alle unter einen Hut zu bringen", erklärt der 43-Jährige.

Die Anfangsformation auf der Bühne im Freisener Festzelt hat noch ihre Startschwierigkeiten, um die Besucher an diesem lauen Sommerabend vom Getränkestand und aus dem Biergarten draußen loszueisen. "Ich möcht' zurück auf die Straße", singt Joachim Schad. Großartig kopiert er Marius Müller Westernhagens Stimme. Der Hit "Mit 18" vermittelt Aufbruchstimmung auf dem Mutziger Platz, nichts wie rein ins Zelt, wo viele Freisener eine Frischzellenkur verpasst bekommen.

Wechsel auf der Bühne. Nightlife-Frontfrau Anita Zimmer schnappt sich das Mikrofon, Bassist Ralf Brill bleibt hocken, die Show wird poppiger. Eine weitere Formation rockt ein paar Gänge höher und rotiert personell ungemein. Heilige Bruehder musizieren gemeinsam mit früheren Souldivers, Vogelbach Allstars und einem Roadie. Zum Abschluss verkünden 30 Musiker kollektiv auf der Bühne Neil Youngs 1989 als Song verfasste Botschaft "Keep on rockin' in the free world" (Rock in einer freien Welt).

Zeit für Dirndl

Kontrastprogramm am Samstag. Die Lederhose ist in, es geht auf die Sommer-Wiesn' (siehe Text unten). Ein Akkordeon rattert, Bläsersätze mischen sich ein und die Band Krachleder schmettert Oberkrainer-Klassiker, typische Alpenrockhits und Ballermann-Hymnen. 700 enthusiastische Menschen feiern tanzend, singend, grölend auf den Bierbänken und sehen dabei die eigene Darbietung auf der Großbildleinwand. "Wir haben das Festzelt noch aufgemacht und zusätzliche Stehtische aufgestellt", berichtet Alexander Becker, der Vorsitzende der Vereinsgemeinschaft. Insgesamt schwärmt er von einem überwältigenden Besucherzuspruch und einer intakten Dorfgemeinschaft. "Es ist toll, was die Vereine gemeinsam auf die Beine gestellt haben", so Becker. Ein Höhepunkt des Fests war die Ziehung der Tombolapreise. 8000 Lose waren zuvor dafür verkauft worden.

Unruhe im Dorf. Ein Kirchenstreit, der die Gemeinschaft spaltet. Am Samstagabend schien es im Freisener Festzelt fast so, als sollte demonstrativ gefeiert, geschunkelt, getanzt und alles mal vergessen werden. Zur offiziellen Eröffnung des Dorffestes kamen gleich mehrere Politiker. Auch Schirmherrin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ), die am Morgen noch in Berlin war, schafft es rechtzeitig nach Freisen . Es sei etwas Besonderes, wenn nach zwölf Jahren ein Dorffest wiederbelebt wird, sagte die saarländische Ministerpräsidentin. Für ihr Parteikollege, Landrat Udo Recktenwald , war es schon der zweite Fassbieranstich an diesem Tag. In Scheuern habe der Weihbischof 17 Schläge gebraucht. "Mal sehen, wie viele Annegret braucht", scherzte Recktenwald. Bürgermeister Karl-Josef Scheer, übrigens der einzige Sozialdemokrat am Rednerpult, blickte zufrieden von der Bühne auf das zu diesem Zeitpunkt bereits gut gefüllte Zelt: Das Dorffest zeige, dass der Ort zusammenhält. Und das sei das Wichtigste. Auch Ortsvorsteher Gerd Bonenberger beschwor den Lokalpatriotismus. "Ich sehe nur Freisener", sagte er und zählte auf: Recktenwalds Frau komme aus Freisen , also gehöre er zu Freisen , Vorfahren von Annegret-Kramp-Karrenbauer stammten aus dem Ort und Oberkircher Karl-Josef Scheer... Eine Pause des Redners ließ Raum für das Gelächter aus dem Publikum. "Der arbeitet hier", ergänzte Bonenberger rasch. Dann wurde er ernst: "Ich bin stolz, Freisener zu sein. Auch weil wir in der Zukunft gewisse Probleme lösen können. Ich sage jetzt nicht welche." Bei dieser Andeutung blieb es. Und es wurde Dorffest gefeiert - ohne einen Gottesdienst am Sonntagmorgen.

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