Charlie schüttelt gequält den Kopf und schiebt die Anfrage unter den Stapel der 20 852 Gesuche auf ein Abonnement. Das atte noch eine bisschen Zeit. Mon dieu.

Die Welt macht sich wie im Großen so im Kleinen ihre Gedanken, wie der Meinungsfreiheit unter die Arme zu greifen ist. Unter anderem ist der heldenhafte Antrag einer Ratsfraktion an das St. Ingberter Rathaus ergangen, das Satiremagazin "Charlie Hebdo " zu abonnieren, um - Zitat - "auch in St. Ingbert ein Zeichen für die Freiheit und gegen den Terror (zu) setzen und uns mit unseren französischen Nachbarn und insbesondere mit den Bürgerinnen und Bürgern unserer Partnerstadt Saint-Herblain solidarisch (zu) erklären". Gewiss ist es ein Gerücht, dass der Bedienstete, der die Post am Ankunftstag öffnete, mit einem gewagten Satz unter seinen Schreibtisch sprang und seither im Krankenstand weilt.

Jedoch muss die Frage erlaubt sein: Ist der Vorschlag tatsächlich zu Ende gedacht? Man stelle sich vor: OB und Pressestelle sichern schwerbewaffnet die Zugänge zum Untergeschoss des Rathauses. Dort lernen die Bediensteten beim Stadtarchivar im Schnellkursus Französich. Schon nach den ersten Gehversuchen wird dort unten im Archiv herzlich gelacht. Oh lala, diese Franzosen! Zugegeben, zumindest was die deutsch französische und die St. Ingbert/Saint Herblain-Freundschaft im Speziellen betrifft, wäre ein großer Schritt getan. Aber St. Ingbert-Kenner wissen: Im Stadtrat stünde mindestens eine Fraktion auf und monierte, in der Verwaltung bliebe zugunsten gemeinschaftlichem Absingens der Marseillaise die Arbeit liegen.

Doch gemach. Bis Charlie so weit ist und die Anfrage aus der Mittelstadt bearbeitet, sind wir alle längst - pardon - zur Tagesordnung zurückgekehrt.