Ein Geheimtipp bei den Gästen

Blieskastel · Über drei Millionen Euro an sogenannten „Leader“-Fördermitteln von Europäischer Union und Land sind seit 2007 in zahlreiche Projekte in der Biosphäre Bliesgau geflossen. Rund zwei Millionen Euro sind in der jetzt beginnenden zweiten Förder-Periode für neue Ideen zu erwarten. SZ-Serie, Teil 2: Tourismus.

 Die Pilgerrast und der daneben liegende Klostergarten in Blieskastel haben sich dank Leader-Förderung zu einem Magneten für Besucher entwickelt. Fotos: LAG/Rosemarie Kappler

Die Pilgerrast und der daneben liegende Klostergarten in Blieskastel haben sich dank Leader-Förderung zu einem Magneten für Besucher entwickelt. Fotos: LAG/Rosemarie Kappler

Die Zahlen des saarländischen Wirtschaftsministeriums für 2013 sind bemerkenswert: Mit 2,6 Millionen Übernachtungen schaffte der Tourismus einen Zuwachs von 12,6 Prozent. 1,3 Milliarden Euro setzen die 32 000 Beschäftigten der Branche im Saarland jährlich um, hieß es in einer Pressemitteilung des Ministeriums im Juli. Auch Wolfgang Henn, Geschäftsführer des Zweckverbandes Saarpfalz-Touristik hatte sich in den vergangenen Jahren über steigende Übernachtungen in der Region Bliesgau gefreut: "Wesentlich hat dazu beigetragen, dass wir 2011 mit der Biosphäre zum ‚Fahrtziel Natur' geworden sind." Aktuell, so verrät er, sei die Biosphäre mit dem Regionalbus 501 für den Fahrtziel Natur-Award 2014 nominiert, der von DB, Nabu, BUND und VCD ausgeschrieben wird. Henn, selbst Mitglied des LAG-Vorstandes, weiß allerdings auch um die großen Anstrengungen, die in der Vergangenheit unternommen werden mussten, um das touristische Profil des Saarpfalz-Kreises und damit der Biosphäre Biesgau zu schärfen. "Die LAG hat dazu einen wertvollen Beitrag geleistet", sagt er.

Fast die Hälfte der zur Verfügung stehenden Leader-Mittel kamen Projekten im Biosphärenreservat zugute, die das gemeinsame Ziel der Tourismusförderung verfolgen. Von den knapp über 1,4 Millionen Euro in diesem Bereich flossen alleine 876 000 Euro in die Sanierung der Pilgerrast mit Pilgerherberge am Wallfahrtskloster Blieskastel . Vor zwei Jahren ist die Pilgerrast nach ihrem Umbau - bei dem ganz im Sinne des Biosphärengedankens heimische Materialien verwendet wurden - in Betrieb gegangen und hat sich in kurzer Zeit zu einem Geheimtipp entwickelt. Manuela Henrich, Tochter der Gastronomenfamilie Born vom Restaurant Hubertushof, wurde für den Betrieb gewonnen. "Es ist eine besondere Art von Gastronomie", sagt sie. "Für mich ist Kloster eine Einfachheit, ohne technischen Schnickschnack. Das wissen auch unsere Gäste zu schätzen. Ich erlebe es immer wieder, dass Menschen, die aggressiv, angespannt und hektisch hier ankommen, in wenigen Minuten alleine durch die Atmosphäre und das Ambiente der Pilgerrast und die Stille des Klosters völlig ruhig werden", hat sie erfahren. Unter den Gästen seien viele Wanderer, Radtouristen, die die Übernachtung von der Touristinformation unten in der Altstadt empfohlen bekamen, Menschen, die ganz bewusst Einfachheit und Stille suchen, vereinzelte Pilger, die auf dem vorbeiführenden Jakobsweg unterwegs sind und natürlich Wallfahrer. "Hier profitieren wir natürlich deutlich vom Kloster, aber die Mönche bekommen umgekehrt durch unsere Pilgerrast auch mehr Wallfahrer", sagt Henrich, in deren Küche nahezu ausschließlich regionale Produkte verarbeitet werden. Auch dies im Sinne des Biosphärengedankens. Gäste wollen natürlich auch mit Informationen zur gesamten Biosphärenregion versorgt werden. Auch dem hat die LAG Rechnung getragen, indem sie die Einrichtung dezentraler Informationsstellen im Römermuseum Schwarzenacker, im Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim und im ehemaligen Rathaus Blieskastel mit 111 000 Euro aus dem Leader-Fördertopf unterstützte.

Zur Attraktivitätssteigerung in der Biosphäre tragen auch Aussichtspunkte bei. Gefördert wurden deshalb etwa die Vorplanung für den Alexanderturm auf dem Kahlenberg sowie der Aussichtspunkt Vogesenblick bei Seyweiler. Vor jedem größeren Projekt steht in aller Regel ein Gutachten oder eine konzeptionelle Prüfung. Als aussichtsreich für die Tourismusförderung haben sich so etwa die Verbesserung und die Vernetzung vorhandener Strukturen für Reiter herauskristallisiert. Rund 11 000 Euro an Leader-Mitteln wurden hierfür investiert. Weitere 12 000 Euro kamen der Ausbildung zertifizierter Natur- und Landschaftsführer zugute, die Besuchern der Biosphäre nachwirkende Erlebnistouren bescheren sollen. > wird fortgesetzt

 Manuela Henrich in der Pilgerrast in Blieskastel.

Manuela Henrich in der Pilgerrast in Blieskastel.

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Auf einen BlickDamit das Biosphärenreservat Bliesgau von Fördermitteln der Europäischen Union aus dem Leader-Programm profitieren kann, wurde 2007 die Lokale Aktionsgruppe Biosphärenreservat Bliesgau (LAG) als eigenständiger Verein mit Verwaltungen, Vereinen und Verbänden sowie Unternehmen als Mitglieder gegründet. Die LAG entscheidet über die Zuteilung der Fördermittel . Weitere Infos: www.biosphaere-bliesgau.eu/index.php/de/lag/lokale-aktionsgruppe . Interessenten und Ideengeber wenden sich an Regionalmanager Hans-Ulrich Thalhofer, Tel. (0681) 5 80 91 78, u.thalhofer@hwk-saarland.de. bea

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