Ohne Wasser läuft nichts

St Ingbert · Selbst der kurze Starkregen in der Nacht zum Donnerstag konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Natur das Wasser fehlt. Getreide, Raps und andere Nutzpflanzen haben unter der lang anhaltenden Trockenheit gelitten. Mit Ernteverlusten ist auch beim Heu zu rechnen. Wässern ist angesagt.

 Bei dieser Trockenheit lassen selbst wärmeliebende Pflanzen wie dieser Schopflavendel in einem Garten in Rentrisch die Blüten hängen. Foto: Cornelia Jung

Bei dieser Trockenheit lassen selbst wärmeliebende Pflanzen wie dieser Schopflavendel in einem Garten in Rentrisch die Blüten hängen. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

. Seit Wochen hat es keine nennenswerten Niederschläge in unserer Region gegeben. Was den einen freut, weil er ohne Regenschirm das Haus verlassen kann, ist das Leid des anderen. Vor allem Gärtner und Landwirte leiden unter dem Wassermangel. Gärtnermeister Albrecht Breyer von der St. Ingberter Stadtgärtnerei sieht die Situation noch nicht dramatisch, aber man müsse in dieser Zeit mit dem Wässern gerade des frisch Gepflanzten oder Eingesäten dranbleiben, um Schäden zu vermeiden. Auch Bäume und Sträucher bis zum 2. Standjahr müssten vermehrt gegossen werden, um das Anwachsen zu erleichtern.

Normalerweise reiche für diese die Nachtfeuchte bis Ende Mai aus, aber derzeit ist das auch durch die relativ hohen Tag- und Nachttemperaturen, den Wind und die damit verbundene hohe Verdunstungsrate nicht der Fall. Wegen des ausbleibenden Wassers brauche man andererseits aber nicht so häufig zu mähen, da das Gras langsamer wächst und daher nicht so hoch ist. Der Rasen sehe dann zwar grau und stumpf aus, was aber nur eine "optische Sache" sei. Dass es bisher noch keine nennenswerten Schäden beim städtischen Grün gab, sei auch der guten Winterfeuchte bis Anfang März zu verdanken, von der die Stadtgärtnerei bisher "gezehrt" habe.

Generell ist die Vegetation in diesem Jahr zwei bis drei Wochen eher dran als normal und bräuchte jetzt dringend Wasser. Was zuletzt vom Himmel fiel, war der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. "Da wurde zunächst nicht mal der Staub gebunden", so Breyer, "was wir brauchen sind 20 bis 25 Liter Regen pro Quadratmeter." Noch ist ausreichend Wasser im Regenrückhaltebecken oberhalb der Gärtnerei, das für die Bewässerung der St. Ingberter Grünanlagen genutzt wird.

Noch keine Probleme haben die Weiher im Stadtgebiet, wie von Klaus Becker vom Angelsportverein zu erfahren war. An der Mäusbach gebe es noch einen normalen Zulauf und auch der Stadtweiher mit seinen vielen eigenen Quellen ist noch gut versorgt. Als angespannt bezeichnet Erwin Kattler, Vorsitzender des Gartenbauvereins St. Ingbert, die derzeitige Situation. Als er in seinem Nutzgarten jetzt die Schwarzwurzeln ausgrub, die eine Wurzeltiefe bis zu 35 Zentimeter haben, sei es selbst eine Spatentiefe darunter noch trocken gewesen. Er rät allen Hobbygärtnern, ihre Pflanzen zu gießen, um Verluste zu vermeiden. "Das, was wir durch den warmen Winter an Heizkosten gespart haben, zahlen wir jetzt durch die Ausgaben an Trinkwasser wieder drauf", so Kattler. Gut bedient sei, wer wie er eine Regenwasserzisterne und Regentonnen hat. "Ich lebe ein Dreivierteljahr aus meinem Garten und der braucht wie wir Menschen zum Überleben regelmäßig Wasser", so der Gartenexperte. "Außerdem können Dünger und Mineralstoffe nur wirken, wenn sie eingeschwemmt werden."

Probleme sieht Kattler, wenn es nach langer Trockenheit wieder zu nass ist, denn dann platze die Rinde der Bäume durch das "einschießende" Wasser auf und die Bäume gingen ein. Solchem Verlust beuge regelmäßiges Wässern vor.

Sorgenfalten bekommt auch Herbert Beck vom Geistkircher Hof beim Gedanken an den fehlenden Regen. "Sie hätten mal sehen sollen, wie das gestaubt hat, als ich jetzt Kartoffeln gesetzt habe", so der Landwirt, "durch den wenigen Niederschlag im Winter ist der Grundwasserspiegel sehr niedrig."

Derzeit könne man den Schaden nicht sehen, denn "das Leiden kommt erst noch", wie Beck sagt, wenn es bei ihm an die Grasernte geht. Gras, mit dem er auch sein Vieh versorgt, wachse derzeit so gut wie nicht und auch die Getreidebauern würden Probleme bekommen. "Da wird es düster aussehen", so Beck. Das Wintergetreide sei reduziert, die Ährenanzahl und die Kornzahl pro Ähre gingen zurück. Das Sommergetreide hat früh gekeimt, verdorrt jetzt und müsse nachgesät werden. Ganz zu schweigen von den Nährstoffgehalten, die im Getreide bei langer Trockenheit nicht optimal sind. Auch der Raps sei lückenhaft. Bekommen die Pflanzen nicht genügend Wasser, sind sie auch anfälliger für Pilzkrankheiten und Schädlinge. "Ohne Wasser geht hier nichts", so Herbert Beck. Derzeit könne man nur abwarten. "Leider gibt's Regen nicht beim Aldi zu kaufen", meint seine Ehefrau Rita, die ihren Kunden im Hofladen zwar gutes Wetter für die Ferien wünscht, für ihre Landwirtschaft aber Regen herbeisehnt.

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