Nur die Fürstin lockte Besucher an

Reinheim · Nur wenig Resonanz gab es in diesem Jahr für den Handwerkermarkt im Europäischen Kulturpark Bliesbrück-Reinheim. Dabei gab es jede Menge historische Handwerkskunst zu sehen. Von alter Backkunst über Lederarbeiten bis zur Herstellung eines Kettenhemdes reichte das üppige Angebot.

 Nicht gerade riesig war der Andrang beim Handwerkertag – hier der Glaserei-Stand– im Europäischen Kulturpark Bliesbrück-Reinheim. Fotos: Jörg Martin

Nicht gerade riesig war der Andrang beim Handwerkertag – hier der Glaserei-Stand– im Europäischen Kulturpark Bliesbrück-Reinheim. Fotos: Jörg Martin

 Vincenzo Di Rosa in der Taverne des Kulturparks.

Vincenzo Di Rosa in der Taverne des Kulturparks.

Überschaubar war die Anzahl der Besucher beim Handwerkertag, der jüngst im Europäischen Kulturpark Bliesbrück-Reinheim stattgefunden hatte. Im Vergleich zu sonstigen Veranstaltungen dieser Art waren die einzelnen Stände und Demonstrationen keltischer und römischer Handwerkskunst dieses mal vorwiegend auf der französischen Seite zu sehen. Gähnende Leere an den Ständen, an denen etwa Fellbearbeitung gezeigt werden sollte. Auch das Entstehen von Kettenhemden wollte kaum jemand sehen. Im gleichen Zelt hätte man auch die Chancen gehabt, zu sehen, wie die bunten Schilder entstehen, die Krieger früher vor sich hielten, um die Angriffe der Gegner abzuhalten.

Die Frau, die die Gesichter sowohl der Erwachsenen, als auch der Kinder dekorativ anmalte, fand etwas mehr Beschäftigung. Dies aber auch nur, weil sie die Leute gezielt ansprach. Da trauten sich nur wenige, das Angebot abzulehnen. Blaue Farbe dominierte in schöner Zierde die Gesichter der Besucher. "Also kann es kein Henna Tattoo sein. Das ist nämlich immer rot", erklärte gerade eine Frau ihrem männlichen Begleiter den Hintergrund. Sie und ein Paar weiter vorne mit einem Kind schienen eine der wenigen Deutsch sprechenden Gäste zu sein, die auf der französischen Seite den Handwerkertag besuchten.

Französisch dominierte auch bei einer kleinen Gruppe am Stand der Glasherstellung. Völlig verwaist auch die Töpferei. Hier hatte die Person hinter dem Stand wohl schon aufgegeben. Einzig bei der Schmuckherstellung, hier gab es vieles aus Horn zu kaufen, war ein wenig mehr los. Bessere Karten hatte da der Bäcker. In der "Boulangerie" zeigte er die Backwarenherstellung, während nebenan im Mühlrad die Kinder ein paar Runden liefen und so den Zusammenhang plastisch machten. Gegenüber in der Küche konnte man typische Spezialitäten erklärt bekommen und diese auch gleich zum Essen kaufen.

"Hier sind so wenige Kinder", meinte der kleine Jean-Luc Rénard etwas traurig. Er war mit seinen Großeltern aus der Nähe von Saargemünd hierher gekommen und ging wohl von mehr Betrieb aus. Auch auf der deutschen Seite war es für eine Veranstaltung regelrecht leer. Manch einer war verwundert, als er - und das vor allem an einem Sonntag - Männer sah, die nahe der Taverne mauerten. Doch das waren keine normalen Arbeiten, wie man glauben konnte. Mit originalgetreuen Werkzeugen wurde eine Mauerrekonstruktion ohne Wasserwaage und Zirkel wieder aufgebaut. Groma und Chorobates hießen die Vermessungsinstrumente vielmehr bei den Römern. Jedoch auch hier, wie beim Schmied, war kaum jemand zu sehen. Am Fürstinnengrab war genauso viel Betrieb wie immer. "Das musste sein. Seelisches Entschlacken nenne ich das", sagte der Mann mit dem längeren, dunklen Locken bei seinem Konzert in der Taverne des Europäischen Kulturparks. Der Tenor Vincenzo Di Rosa hatte bei der Matinee gerade eben das Lied "Amsterdam" von Jacques Brel gesungen und dabei regelrecht alles gegeben. Ein Paar, zufälligerweise aus den Niederlanden kommend, hatte ihm Recht gegeben. Wenn der Saarbrücker mit Eltern aus Italien und Frankreich Titel des Belgiers beeindruckend schmettert, dann lebt er sie regelrecht.

Dann ist der Chansonnier irgendwie weg. In Ekstase sozusagen. Und das Publikum dankt es ihm wie immer. Bravo-Rufe und Zugabe-Forderungen sind da, wie bei vielen anderen Liedern, schon obligatorisch. "Das geht ans Herz", hatte eine blonde Besucherin vor Beginn schon ihrer Freundin vom Gesang des Mannes nur so vorgeschwärmt. Doch auch die Umgebung muss den Mann mit dem Lausbubencharme inspirieren. In Reinheim sprach er gar davon, das Gefühl zu haben, man sei am Meer. Ein Mann, der enorm zu dieser Stimmung beitrug, war einer, der im Hintergrund agierte und doch eine übergeordnete Rolle spielte: Pianist David Andruss. Der Kalifornier ist der rote Faden im Programm "Forme, formidable". Der Name kommt nicht von ungefähr: Er ist zugleich ein Titel von Charles Aznavour , dem "Entertainer des Jahrhunderts". Er ist das große Vorbild von Di Rosa, der bereits für ihn singen durfte.

Eigentlich kommt der Gesang des Sunnyboys am besten zur Geltung, wenn er italienisch ist. Etwa "Caruso", welches nicht von Luciano Pavarotti stammt, sondern von Luca Dona. Wenn Di Rosa bei der Interpretation noch die mehr als passende Mimik und Gestik auflegt, dann ist das Gänsehautkribbeln nicht mehr weit. Selbst bei der deutschen Version von "La Bohème" ging das Publikum mit. Nach dem Schluss-Klassiker, "My way", musste dann noch "Il Mondo" (Jimmi Fontana) und "O` sole mio" her, ehe es stehende Ovationen gab.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort