Ein winziger Bauer kommt von der Burg

Wallerfangen · Eine Schachfigur der Ritterzeit, eine Miniatur Wallerfangens von vor 100 Jahren und künstlerisch ansprechende Keramikstücke. Diese neu erworbenen Objekte zeigt das Historische Museum Wallerfangen seit Freitag in einer Sonderausstellung.

 Verspielte Motive mit ausgemaltem Kupferdruck zeigt ein Kaffeeservice von etwa 1850.

Verspielte Motive mit ausgemaltem Kupferdruck zeigt ein Kaffeeservice von etwa 1850.

1750 Besucher zählt das neu gestaltete Historische Museum Wallerfangen seit Eröffnung im September 2015. Darauf wies der Vorsitzende, Peter Winter, am Freitagabend bei der Eröffnung einer Sonderausstellung hin. Früher waren es jährlich an die 700. Die jetzige Sonderausstellung soll mithelfen, bis September auf über 2000 zu kommen.

Neue Objekte aus verschiedenen Epochen und Themenbereichen werden gezeigt. Die handlicheren Stücke sind in zwei beleuchteten Glasvitrinen untergebracht, Karten hängen an einer doppelseitigen Stellwand. Auf ein Urinoir aus Steingut verwies Keramik-Expertin Ulrike Radunz. Das steht erhöht in einer Ecke, nennt sich "Bianca" und stammt von etwa 1900. "Einer unserer Höhepunkte", sagte Radunz dazu. Verziert ist es mit einem grauschwarzen Rosendekor, während heutige Urinale in schlichtem Weiß daherkommen.

Gezeigt werden des weiteren Wandteller, Servierplatten, Teller und ganze Services aus der 1931 geschlossenen Keramikfabrik Wallerfanger. Ausgeführt sind sie in Keramik oder Knochenporzellan. Viele mit herrlichen Dekoren, mit filigranen Blüten, Girlanden und Szenen. Darunter ein Wassereimer aus Keramik mit farbigem Blumenmuster. Und ein großer Nachttopf mit geschwungenen goldenen Linien. Kleine Aufkleber mit roten Pfeilen zeigen an Objekten immer wieder auf einen aufgedruckten Namen. Philipp Müller steht da, ein bekannter und versierter Kupferstecher aus Wallerfangen .

Aufgeschlagen ist ein Poesiealbum des Wallerfanger Malers Karl Faber junior. Gleich am Anfang findet sich eine Tuschezeichnung mit Blick vom Limberg auf das Wallerfangen von 1899. 1978 hatte ein Bagger in der letzten Kurve nach St. Barbara hoch das Gelände eben gemacht, berichtete Winter. Im Sand kamen zwei Fundstücke zum Vorschein. "Ein Stück dunkle Keramik, das ist hier dieser Kugeltopf." Dieses Gefäß hat einen gewölbten Boden und wurde vermutlich einfach ins Feuer gestellt. Etwa die Hälfte davon ist aus Bruchstücken rekonstruiert worden. Es stammt aus dem 13. bis 14. Jahrhundert.

In Szene gesetzt ist der zweite Fund. Winzig wie ein kleiner Würfel steht er auf einem Schachbrett. "Eine Schachfigur, "ein Bauer." Das habe Landesdenkmalschützer Wolfgang Adler bestätigt. Diese Figur ist aus dem 14. Jahrhundert und vermutlich aus Horn geschnitzt. Sie hat auf vier Seiten ein angedeutetes Gesicht. Beide alten Fundstücke gehen zurück auf die Burg Altenfelsberg, die etwa an der östlichen Spitze von St. Barbara lag. Im 12. Jahrhundert wurde sie erstmals urkundlich erwähnt. 1341 ließ Erzbischof Balduin von Trier sie zerstören. Ihr Nachfolger ist die Teufelsburg bei Felsberg.

 Ein mit prächtigem Rosendekor geschmücktes Urinoir entstand um das Jahr 1900. Fotos: Johannes A. Bodwing

Ein mit prächtigem Rosendekor geschmücktes Urinoir entstand um das Jahr 1900. Fotos: Johannes A. Bodwing

 Ein Bauer eines mittelalterlichen Schachspiels aus dem 14. Jahrhundert.

Ein Bauer eines mittelalterlichen Schachspiels aus dem 14. Jahrhundert.

 Ein Kugeltopf etwa aus dem 13. bis 14. Jahrhundert aus St. Barbara.

Ein Kugeltopf etwa aus dem 13. bis 14. Jahrhundert aus St. Barbara.

 Ein reich verziertes Waschbecken, etwa Mitte 19. Jahrhundert.

Ein reich verziertes Waschbecken, etwa Mitte 19. Jahrhundert.

Die neuen Objekte hat das Museum teilweise aufgekauft und auch geschenkt bekommen. Bis Sonntag, 25. September, sind sie im Historischen Museum Wallerfangen zu sehen, jeweils freitags, samstags und sonntags, 15 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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