Basketball „Uns fehlt eine Führungsspielerin“

Saarlouis · Die Saarlouis Royals suchen nach dem missratenen Saisonstart nach der Wende. Am Sonntag kommt Keltern.

 Die Leiden eines Trainers: Hermann Paar war in dieser Saison öfter am Verzweifeln. Seiner Mannschaft fehlt derzeit die Konstanz, ihr Niveau über die komplette Spielzeit zu halten.

Die Leiden eines Trainers: Hermann Paar war in dieser Saison öfter am Verzweifeln. Seiner Mannschaft fehlt derzeit die Konstanz, ihr Niveau über die komplette Spielzeit zu halten.

Foto: Ruppenthal

Es läuft nicht bei den Basketballerinnen der Saarlouis Royals. Nach fünf Saisonspielen liegt der Vorjahresvierte nur auf dem vorletzten Tabellenplatz. Da bleiben Fragen. Royals-Trainer Hermann Paar (63) stellt sich ihnen.

Herr Paar, Sie sind mit dem Ziel „oben mitspielen“ in die Saison gestartet. Nach fünf Spielen hat Ihr Team erst einen Sieg. Was läuft schief?

Paar: Es gibt mehrere Gründe. Ein wichtiger Faktor ist, dass die Mannschaft vor der Saison nicht lange zusammen war, aber sehr viele neue Spielerinnen ins Team integriert werden mussten. Ein Faktor ist auch der bescheidene Spielplan, der uns nicht gerade hilft. Wir hatten fünf Spiele in zwölf Tagen – und konnten deshalb nur sehr reduziert trainieren. Bis auf Nadjeschda Ilmberger sind die Neuzugänge noch nicht so eingeschlagen, wie wir uns das erhofft haben. Allerdings sehen wir durchaus Perspektiven, denn jede hat schon sehr gute Spiele gemacht. Wir müssen da einfach mit ein bisschen Geduld rangehen.

Die Mannschaft wirkt oft nervös, lässt Kampfgeist vermissen. Die einzige, die Normalform erreicht, ist Sabine Niedola.

Paar: Sabine spielt sogar mehr als nur in Normalform. Sie hat sich gegenüber der letzten Saison nochmal weiterentwickelt, ist noch variabler geworden. Aber das darf nicht dazu führen, dass sich die anderen wie in Chemnitz hinter ihr verstecken.

Die Niederlage in Chemnitz war ein Tiefpunkt. Der Gegner hatte vorher noch kein Spiel gewonnen.

Paar: Es ist seltsam. Wir haben dort letztes Jahr schon schlecht ausgesehen. Wir sind optimistisch hingefahren, weil wir die Woche über gut trainiert hatten. Aber als es dann losging. . .  Wir waren komplett unorganisiert, haben schlecht verteidigt. Bis zu 32. Minute war noch alles offen, dann sind wir gar nicht mehr ins Spiel gekommen. Die Mannschaft stand sich selbst im Weg, irgendwann sind die Spielerinen an sich selbst verzweifelt. Das Selbstvertrauen war komplett weg.

Wie kann so etwas passieren?

Paar: Uns fehlt eine Führungsspielerin. Wir brauchen ein bisschen mehr Struktur, eine klare Hierarchie in der Mannschaft. Die war in dieser Saison bislang nicht richtig vorhanden – aber da arbeiten wir dran.

Wie?

Paar: Wir müssen uns vor allem mental weiterentwickeln. Die Einstellung muss sich ändern. Ich darf als Spielerin nicht einfach in schwierigen Situationen den Ball nur zu Niedola passen. Das haben wir auch mit der Mannschaft besprochen. Vergangene Saison hatten wir Mo Smalls und Angela Tisdale als Führungsspielerinnen – beide sind weg. Diese Lücke müssen wir füllen.

Tisdale hat nach mehreren Verletzungen eigentlich ihre Karriere beendet und sollte nur noch Assitenzstrainerin sein. Nun half sie auch auf dem Feld aus. Ist ihre feste Rückkehr angedacht?

Paar: Nein, das geht nicht. Sie hat drei Spiele ausgeholfen, aber jetzt müssen andere die Lücke füllen.

Wer ist da vor allem gefordert?

Paar: Gefordert sind vor allem die Gurads. Da muss was kommen. Ich erwarte mir da natürlich was von Levke Brodersen – auch im Hinblick auf die Nationalmannschaft. Aber auch von Magaly Meynadier und Shalethia Stringfield auch. Der Rest der Mannschaft muss ihnen dabei aber auch helfen.

Der Spielplan sieht viele Heimspiele in der Hinrunde vor – und nur noch wenige in der Rückrunde. Schrillen da angesichts des vorletzten Platzes die Alarmglocken?

Paar: Keine Frage, die vielen Auswärtsspiele in der Rückrunde können uns hintenraus richtig weh tun. Aber man muss die Sache realistisch sehen: Ja, wir sind momentan unten. Das tut weh und man muss das ernst nehmen. Momentan spielen wir gegen den Abstieg. Aber auf der anderen Seite: Es ist nicht so, dass wir jetzt Panik hätten, da nicht mehr rauszukommen. Die Mannschaft hat ja auch gute Spiele gezeigt. Wir haben gegen Hannover ein richtig gutes Spiel gemacht, die zweite Halbzeit gegen Marburg war auch auf hohem Niveau. Das Spiel hätten wir gewinnen können – auch die Spiel in Herne und Nördlingen. Bloß: Das muss man dann auch mal tun. Das haben wir klar angesprochen.

Wie lief das Training diese Woche?

Paar: Am Montag hatten wir ein langes Teammeeting. Das war gut. Von Dienstag an haben wir sehr intensiv und sehr gut trainiert. Der Schwerpunkt lag auf der Verteidigung.

Am Sonntag kommt mit Keltern eines der absoluten Top-Teams der Liga. Kommt so ein Gegner zum völlig falschen Zeitpunkt, oder sogar gerade rechtzeitig?

Paar: Keltern ist für mich die stärkste Mannschaft der Liga. Stärker noch als Wasserburg – auch wenn sie gegen die gerade verloren haben. Keltern hat einen exzellenten Kader. Sie haben mit Stina Barnert die beste deutsche Aufbauspielerin, mit Amber Orange als Guard eine echte Granate. Sie sind unter dem Korb stark, haben viele Werfer. Aber wir haben in Keltern im Pokal ein super Spiel gemacht. Drei Viertel waren wir sehr gut, haben erst im letzten Viertel dann knapp mit zehn Punkten verloren. Jetzt spielen wir zu Hause in der Stadtgartenhalle, mit einem begeisterungsfähigen Publikum im Rücken. Da haben wir schon einige Große zerlegt. Warum soll uns das nicht gegen Keltern gelingen? Ich bin mir sicher, dass die Mannschaft nach Chemnitz eine Reaktion zeigen wird.

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