Bakterienfund in Kita-Trinkwasser

Lisdorf · Im Trinkwasser der Kita Herz Jesu in Lisdorf wurden bereits im November Legionellen nachgewiesen. Allerdings in sehr geringer Konzentration. Kita-Leitung und Gesundheitsamt war dies bekannt, aber die Eltern wurden nicht informiert. Nun haben sich einige Eltern in einem Brief über dieses Vorgehen erzürnt.

"Sofortige Aufklärung über die Bakterien, die sich im Trinkwasser der Kita befinden", verlangen Eltern von Kindern, die die Kita Herz Jesu in Lisdorf besuchen, in einem Schreiben, adressiert an Kita gGmbH als Betreiber und das Gesundheitsamt Saarlouis. Eine "Informantin" hätte Eltern darüber in Kenntnis gesetzt, dass im Trinkwasser des Kindergartens schon seit mehreren Monaten Legionellen vorhanden seien.

Das kann Dr. Wolfgang Schmitt, Leiter des Kreis-Gesundheitsamtes, bestätigen. Ende November 2015 seien bei einer routinemäßigen Untersuchung Proben entnommen und Legionellen im Trinkwasser der Kita nachgewiesen worden, allerdings in geringer Konzentration. Weitere Proben seien in der Folgezeit entnommen worden, mit Werten zwischen 100 und 1500 KBE (Kolonienbildende Einheit) pro 100 Milliliter. Zur Erklärung: Legionellenkonzentrationen von unter 100 KBE pro 100 ml gelten als anzustrebender "Zielwert". Bei Legionellenzahlen über 100 KBE muss der Inhaber der Trinkwasser-Installation diese überprüfen lassen. So besagt es die Trinkwasserverordnung. Bei einem Wert über 1000 KBE sind Sanierungsmaßnahmen notwendig, um die Anzahl kurzfristig zu verringern. Das besagt das Umweltbundesamt , das bei einer Konzentration, ab 10 000 KBE pro 100 ml von einem "Gefahrenwert" spricht. Dann sind Sofortmaßnahmen zur Gefahrenabwehr wie beispielsweise ein Duschverbot oder Einsatz Filter notwendig.

"Der Bereich, in dem eine direkte Gefahrenabwehr notwendig wäre, wird in der Kita Lisdorf nicht erreicht", heißt es in einer Stellungnahme des Gesundheitsamtes.

Dort gehe keine "akute Gefährdung" von den Legionellen aus, erklärt Leiter Wolfgang Schmitt, "aber als 150-prozentige Sicherheitsmaßnahme haben wir veranlasst, das Zähneputzen dort einzustellen". Als Trinkwasser sei das Leitungswasser ohne Bedenken zu genießen, da die Erreger durch zerstäubtes oder vernebeltes Wasser, wie etwa beim Duschen, übertragen werden, was die Legionärskrankheit, eine schwere Form der Lungenentzündung, zur Folge haben kann.

Die Katholische Kita gGmbH teilte gestern in einer Stellungnahme mit, dass in der Folge der Untersuchung im November verschiedene technische Sofortmaßnahmen ergriffen wurden, so zum Beispiel der Umbau eines Trinkwassererwärmers und kurzfristig durchführbare Umbauten an den Wasserleitungen. "In Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro, dem betreuenden Labor und dem Gesundheitsamt Saarlouis wurde eine Gefährdungsanalyse initiiert und wiederholt weitere Untersuchungen des Trinkwassers vorgenommen", heißt es weiter.

Dusche abgestellt

Nach der gemeinsamen Bewertung der eingebundenen Fachleute habe "nach dem Stand des Wissens und dem zugrundeliegenden Regelwerk" zu keinem Zeitpunkt eine akute Gesundheitsgefährdung der Kinder, Mitarbeiter und Besucher der Kita bestanden.

Dennoch hab sich die Standortleitung in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt entschieden, die einzig vorhandene Dusche bis zur technischen Sanierung der Trinkwasserinstallation nicht zu verwenden und

bei den Kindern übergangsweise auch auf das Zähneputzen zu verzichten.

Aus der derzeit laufenden Gefährdungsanalyse ergeben sich die weiteren technischen Handlungsoptionen für die Sanierung der Trinkwasserinstallation. Eine Schließung der Einrichtung bis zur technischen Sanierung der Trinkwasserinstallation sei, Stand jetzt, nicht notwendig.

In persönlichen Gesprächen habe man die Eltern auch über den Stand der Dinge informiert, teilt Sprecherin Simone Speicher mit, aber da zu keinem Zeitpunkt Gefahr für die Kinder bestand, habe man von einer generellen Mitteilung abgesehen.

Meinung:

Unglückliche Vorgehensweise

Von SZ-Redakteur Marc Prams

Es braucht nur ein paar Klicks im Internet und man findet rasch, welche Gefahren von Legionellen ausgehen. Ein paar Klicks weiter findet man auch, wann und unter welchen Bedingungen diese für den Menschen gefährlich sind. Dann ist schnell klar, dass der Befall in der Kita Herz Jesu nicht besonders problematisch ist. Unverständlich daher, warum dies nicht bereits vor Monaten den Eltern mitgeteilt wurde. Anhand von Fakten, einer Einschätzung des Gesundheitsamtes und einer Stellungnahme der Kita-Leitung. Stattdessen hat man es vorgezogen nichts zu sagen, was nun zu einem Schreiben führte, das unter den Eltern die Runde macht und für Panik sorgt. Gäbe es in der Kita schon Zensuren, gäbe es für dieses Vorgehen nicht mal mehr ausreichend.

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