Einer der ganz Großen

Ensdorf · Herbert Martin zählte in den 50er Jahren zu den ganz Großen des Saarfußballs, noch heute führt er die Torjägerstatistik des FCS an. An diesem Samstag wird der Ensdorfer 90 Jahre alt.

 Herbert Martin (rechts) lässt hier der deutschen Torwartlegende Bert Trautmann (Manchester City) keine Chance. Das Spiel fand 1955 im Ludwigspark statt, der FCS gewann 3:1. Foto: Hartung

Herbert Martin (rechts) lässt hier der deutschen Torwartlegende Bert Trautmann (Manchester City) keine Chance. Das Spiel fand 1955 im Ludwigspark statt, der FCS gewann 3:1. Foto: Hartung

Foto: Hartung

Einen Tag der offenen Tür hat er geplant: "Wir haben ja genug Platz im Haus", sagt Herbert Martin und lacht. Die Terrasse, der Balkon, das große Wohnzimmer. "Stühle sind auch genug da", bestätigt Martin "und natürlich freue ich mich auf das Fest". An diesem Samstag feiert Martin seinen 90. Geburtstag in seinem Haus in Ensdorf . In seiner Heimat, von der aus er in den 50er Jahren zu einer großen Fußball-Karriere ansetzte.

Angefangen hat die nach dem zweiten Weltkrieg. Martin kehrte mit einer Verletzung nach Hause zurück und half dem FC Ensdorf wieder auf die Beine. Von 1948 bis 1950 spielte Martin für den FCE in der damals erstklassigen Ehrenliga Saarland. Er war trickreich, listig, ein starker Angreifer.

Das fiel auch dem Hauptstadtclub 1. FC Saarbrücken auf. Zur Runde 1950/51 wechselte Martin zum FCS. Es war der Startschuss für eine im Saarland nahezu beispiellose Fußballer-Karriere: In der damals erstklassigen Oberliga Südwest schoss Martin in 279 Ligaspielen 215 Tore für den FCS. Bis heute ist das Vereins-Rekord. In insgesamt 324 Pflichtspielen in dieser Zeit traf er insgesamt 254 Mal. 1952 erreichte er mit dem 1. FC Saarbrücken das Endspiel um die deutsche Meisterschaft, das das Team knapp mit 2:3 gegen den VfB Stuttgart verlor.

Martin bestritt auch zwischen 1950 und 1956 für das damalige Fifa-Mitglied Saarland 17 der 19 ausgetragenen Länderspiele und erzielte dabei sechs Tore. Damit ist er gemeinsam mit Herbert Binkert Torschützenkönig der Mannschaft. Beim legendären WM-Qualifikations-Spiel am 28. März 1954 vor 53 000 Zuschauern im Saarbrücker Ludwigspark gegen Deutschland (1:3) erzielte Martin das Tor für das Saarland per Elfmeter. Zuvor hatte er bereits ein Tor zur vermeintlichen 1:0-Führung erzielt. Doch der Schiedsrichter entschied auf Abseits. "Da stand ich nie und nimmer drin", erinnert sich Martin.

Sowieso: 1954 war das Jahr von Martin: Mit 35 Treffern holte er sich die Torjägerkrone aller fünf deutschen Oberligen. Zur WM durfte er aber nicht: Er war ja Saarländer. Und damit ein Fußball-Autonomer.

Zu diesem Zeitpunkt hätte Martin auch längst schon in Italien sein Geld verdienen können. 1951 klopfte der AC Florenz an die Tür des Hauses Martin in Ensdorf . Die "Spione " der Italiener hatten am Tag davor bei einem Freundschaftsspiel von Schalke 04 gegen den FCS auf dem Kieselhumes den Schalker Paul Matzkowski beobachtet. Doch nach dem 5:0 des FCS schauten sie bei Martin vorbei und unterbreiteten dem zweifachen Torschützen "ein gutes Angebot". Martin fühlte sich geehrt, sagte aber nach zehn Tagen ab. Die familiäre und berufliche Sicherheit hatte bei ihm Vorrang.

In seiner letzten Saison erzielte der 35-jährige Routinier nochmals 16 Tore. In seinem letzten Oberligaspiel am 23. April 1961 verabschiedete er sich bei einem 5:1-Heimsieg gegen Saar 05 standesgemäß mit zwei Toren.

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