Reifen und Biomasse verwerten

Dillingen · Eine weltweit einzigartige Anlage entsteht in Dillingen. Damit lassen sich in großem Stil alte Reifen, Kunststoffe und auch Biomasse recyceln. Dafür war jedoch ein langer Atem erforderlich, stellte Pyrum-Geschäftsführer Pascal Klein dar.

Die Aussicht ist einfach toll vom rund 25 Meter hohen Turm aus Stahl und Blech im Dillinger Gewerbegebiet Nord. Doch dafür haben Pascal Klein, Julien Dossmann und weitere Mitstreiter von Pyrum nicht jahrelang gekämpft und an die acht Millionen Euro investiert. Entscheidend ist das Innere. Dort entsteht eine weltweit einzigartige Anlage, die mittels Thermolyse alte Reifen, Kunststoffe und auch Biomasse recycelt. Die werden erhitzt, dann kondensieren unter anderen Kohlenstoff, Koks und Öl.

Was als Gas anfällt, wird in einem zugehörigen Blockheizkraftwerk verarbeitet und liefert Energie für den Betrieb. "Wir sind autark", sagt Pyrum-Geschäftsführer Pascal Klein, "was über den eigenen Bedarf hinaus geht, können wir einspeisen". Ein langer Atem war erforderlich, um die jetzige Großanlage zu realisieren. 2006 fing es an mit Treffen in einer Gartenlaube. Grundlage des Projektes war die Erfindung des Ingenieurs Klaus-Peter Schulz. Eineinhalb Jahre lang wurde recherchiert, bis die grundsätzliche Realisierbarkeit klar war.

Anfang 2008 wurde Pyrum gegründet, Ende 2008 stand die Pilotanlage. Um die 280 000 Euro gingen dafür drauf. "Vieles haben wir selbst gemacht, von Kooperationspartnern günstiger bekommen oder umsonst, sonst wären es mehr als eine halbe Million geworden." "Die Resonanz war ganz gut, doch wir waren bloß ein paar Zwanzigjährige mit einer kleinen Anlage", sagt Klein. Ernsthafte Interessenten jedoch wollten eine richtige Produktionsanlage sehen. Noch bis 2010 trieb man dem Projekt die Kinderkrankheiten aus. Parallel lief der Kampf um Fördermittel und Finanzierung. Inzwischen gibt es Gelder der EU und vom französischen Staat. Zwölf große Partnerfirmen machen mit, dazu kommen zahlreiche Investoren. 2011 konnten die ersten beiden Mitarbeiter eingestellt werden, derzeit sind es zehn.

Arbeitsplätze sichern

Nach Fertigstellung der Großanlage sollen weitere 15 hinzukommen. Aber auch den eingebundenen Firmen sichert Pyrum zunehmend Arbeitsplätze. Denn die Produktion der nächsten Anlagen soll weiterhin mit heimischen Unternehmen laufen. "Made in Germany", betont Klein. Ernsthaftes Interesse an dem Dillinger Projekt gebe es nun weltweit. Neun Anlagen seien inzwischen verkauft. Damit die Gelder daraus fließen "müssen wir die Großanlage in Betrieb nehmen und einen Monat lang laufen haben". Für die fand Anfang 2012 der Spatenstich statt. Fertig sein soll sie Ende des Jahres. Danach könnten pro Stunde etwa 1,3 Tonnen Reifengummi verarbeitet werden. Dabei entstehen jeweils 500 Liter Öl und 380 Kilogramm Koks.

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