Zum Beispiel: Häuschen am Stockweiher

50 Anwälte aus insgesamt 15 Ländern, alle sind Mitglieder des Verbandes Eurojuris, treffen sich zurzeit zu einem Kongress in Luxemburg. Warum sie am Freitag auch einen Abstecher nach Saarlouis machten – unter anderem zum Boulen – erklärt Anwalt Dr. Nikolaus Geiben aus Saarlouis in einem Gespräch mit SZ-Redakteur Johannes Werres.

Herr Dr. Geiben, in zwei Sätzen: Was ist Eurojuris?

Geiben: Ein internationaler Verband von 600 mittelständischen Kanzleien mit etwa 5000 Anwälten in 50 Ländern. Die Mitgliedskanzleien haben sich zusammengeschlossen, um sich fachlich und grenzüberschreitend auszutauschen und um Mandanten bei speziellen und internationalen Rechtsfragen kompetent helfen zu können.

Können Sie ein typisches Beispiel nennen für die Zusammenarbeit in dem Verband?

Geiben: Ein saarländischer Unternehmer kommt zu mir. Er hat einem Kunden in Luxemburg Waren geliefert, und dieser Kunde zahlt nicht. Über unsere Kooperationspartner in Luxemburg kann ich dem Mandanten helfen, die Kaufpreisforderung gerichtlich geltend zu machen. Anderes Beispiel aus dem Erbrecht, einem meiner Fachgebiete: Gerade in unserer Region gibt es viele grenzüberschreitende Fälle. Beispielsweise eine Saarlouiser Familie mit zwei Kindern, die ein Häuschen am Stockweiher hat. Ein Elternteil stirbt. Die Konstellation klingt harmlos, ist in der rechtlichen Abwicklung aber knifflig, weil es zu einer so genannten Nachlass-Spaltung kommt. Das heißt: Zwei Rechtssysteme sind parallel anwendbar, und da ist es natürlich hilfreich, wenn man sich mit französischen Kollegen austauschen kann.

Aber warum braucht man dazu einen Verband?

Geiben: Die Idee von Eurojuris ist, dass man europaweit verlässliche und kompetente Kooperationspartner hat, auf die man jederzeit zurückgreifen kann. Auch der enge fachliche Austausch in speziellen Rechtsgebieten sowie die Einführung von Qualitätsstandards sind Markenzeichen des Verbandes. Durch die zum Teil über zwanzigjährige Mitgliedschaft vieler Kanzleien ist auch ein besonderes Vertrauensverhältnis gewachsen. Das vereinfacht die Kommunikation zwischen den Kollegen, egal ob in Paris, Barcelona oder London.

Jetzt kommen 50 Juristen aus 15 Ländern zu einer Tagung nach Luxemburg . Ein Abstecher geht nach Saarlouis . Wieso?

Geiben: Als Organisator aus Saarlouis wollte ich die Europastadt Saarlouis in das Programm der Tagung einbinden, die hauptsächlich in Luxemburg stattfindet. Es ist auch ein Zurück zu den Ursprüngen. 1990 hat mein Vater im Landratsamt von Saarlouis den deutschen Verband von Eurojuris gegründet.

Wie kam es, dass Ihr Vater diesen Verband vor jetzt fast 25 Jahren gegründet hat?

Geiben: Das hing mit den internationalen Kontakten meines Vaters zusammen. Er hatte beruflich viel mit Kollegen in Belgien, Luxemburg und Frankreich zu tun. So wurde er Initiator der Gründung des deutschen Verbandes. 1990 kamen Vertreter von 16 Kanzleien aus Deutschland in Saarlouis zusammen, um Eurojuris Deutschland zu gründen.

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