Streit mit Fraport ist noch nicht beendet

Körprich · Seit Oktober 2013 ist das Körpricher Familienunternehmen Natursteine Czapla wegen eines Auftrags für den Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport zahlungsunfähig. Die SZ fragte nach, wie es dazu kam.

 Blick auf den neu ausgebauten Flugsteig A-Plus in Frankfurt am Main. Foto: Firma Czapla

Blick auf den neu ausgebauten Flugsteig A-Plus in Frankfurt am Main. Foto: Firma Czapla

Foto: Firma Czapla

Das Ende des Körpricher Familienunternehmens Natursteine Czapla GmbH kam im Herbst vorigen Jahres für viele überraschend. Seit Oktober 2013 befindet sich die Firma in Insolvenz. 42 Mitarbeiter verloren damals ihren Arbeitsplatz. Ausgerechnet ein Großauftrag vom Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport in Höhe von 18 Millionen Euro wurde Czapla zum Verhängnis. Wie konnte es zu der überraschenden Insolvenz kommen?

2010 hatte Czapla das Ausschreibungsverfahren für den Innenausbau des neuen Flugsteiges A-Plus gewonnen. Jedoch mussten Teile eines Hohlraumbodens, den ein bayerischer Subunternehmer im Auftrag der Firma Czapla eingebaut hatte, nachträglich wegen Schäden erneuert werden. Hieraus resultierten zeitliche Verzögerungen beim Flugsteigbau und weitere negative Begleitumstände.

Deshalb verweigert Fraport laut Insolvenzverwalter Günter Staab ausstehende Zahlungen in Höhe von 6,3 Millionen Euro an Czapla. Daraufhin sah sich die Levo-Bank, Hausbank der Firma, gezwungen, keine weiteren Kredite mehr an das Körpricher Unternehmen zu vergeben. Dies führte letztlich zur Insolvenz von Czapla. "Das ist sehr bedauerlich, zumal Czapla zu diesem Zeitpunkt mit weiteren Großaufträgen bestens im Geschäft war", erläutert Staab. Bernd Hell, Vorstandsvorsitzender der Levo-Bank, möchte das Geschehen nicht kommentieren.

Strittig sei, erläutert Staab, ob Fraport der Firma Czapla nachträglich vorgegeben habe, einen anderen Boden durch einen Subunternehmer einbauen zu lassen, als von der Körpricher Firma selbst angeboten. Czapla selbst betont auf Nachfrage der SZ, für ihn sei nicht vorhersehbar gewesen, dass beim Einbau dieses temperaturempfindlichen Bodens durch einen quasi "aufgezwungenen" Subunternehmer Schäden entstehen könnten. Der Insolvenzverwalter hofft nun, sich mit Fraport außergerichtlich über noch ausstehende Zahlungen einigen zu können. Immerhin sei Czapla einschließlich Sanierungskosten auf acht Millionen Euro sitzen geblieben.

Fraport sind die Vorwürfe des Insolvenzverwalters und die des früheren Firmenchefs bekannt. "Über einen Teil der finanziellen Forderungen besteht derzeit Uneinigkeit zwischen uns und Czapla, weshalb wir in engem Kontakt mit der Geschäftsführung und dem Insolvenzverwalter der Firma stehen", sagt Christopher Holschier, stellvertretender Pressesprecher der Fraport AG. Fraport arbeite seit 20 Jahren mit Czapla zusammen und sei mit dessen Leistungen bisher zufrieden gewesen, betonte Holschier. "Unstrittige finanzielle Forderungen aus dem Auftrag für den Ausbau des Flugsteigs A-Plus wurden bereits an Czapla beglichen", so der Sprecher. Fraport bedauere zwar, dass Czapla in Insolvenz geraten sei, hoffe jedoch, dass der Fortbestand des Unternehmens gesichert werde.

Dies hofft auch Albert Eberhardt, Geschäftsführer der Saar-Handwerkskammer: "Wir beraten und unterstützen Czapla unter anderem, eine neue Hausbank zu finden." Der frühere Firmenchef Markus Czapla macht hauptsächlich die Frankfurter Fraport AG für die Insolvenz seiner Firma verantwortlich. Fraport habe Planungsfehler gemacht und gegen europäisches Wettbewerbsrecht verstoßen, behauptet Czapla im Gespräch mit der SZ. Er sei jedoch fest entschlossen, den Betrieb am Standort Körprich wieder neu aufzubauen. Schon kurz nach der Insolvenz hat der Körpricher Unternehmer das Unternehmen als Czapla Solutions neu gegründet. 18 frühere Mitarbeiter sind in der neuen Firma - wenn auch einige lediglich in Teilzeit - wieder für Czapla tätig. Nach wie vor verfügt der Körpricher Unternehmer über gute geschäftliche Kontakte in der Branche Natursteinbau für Fußböden und Fassaden. Ein kürzlich eingegangener neuer Großauftrag aus Saudi-Arabien lässt die Körpricher Unternehmerfamilie wieder auf bessere Zeiten hoffen.

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