Einbruchsradar spaltet auch die Polizei

Saarbrücken/Mainz · Einige Präsidien in Rheinland-Pfalz veröffentlichen die Tatorte, andere lehnen das ab. Auch die Saar-Polizei ist skeptisch.

(/SZ) Im Saarland ist die Polizei dagegen, doch in Rheinland-Pfalz setzt die Polizei verstärkt auf den Einsatz des Einbruchsradars. Das Polizeipräsidium Westpfalz hat als zweites in Rheinland-Pfalz ein solches Radar eingeführt. Bei diesem Pilotprojekt, das in Koblenz Anfang Dezember 2016 seinen Anfang nahm, werden auf einer online veröffentlichten Karte die versuchten und vollendeten Einbrüche einer Woche in der jeweiligen Region dargestellt. Bürger sollen so auf die Gefahr und auch auf möglichen Schutz aufmerksam gemacht werden. Unumstritten ist das nicht, einige Präsidien haben sich bewusst dagegen entschieden.

Das Innenministerium in Mainz betonte, mit dem Radar solle die Bevölkerung informiert und sensibilisiert werden. In Koblenz sei das Radar zunächst in Kooperation mit der "Rhein-Zeitung" veröffentlicht worden, anschließend auf der Internetseite des Präsidiums. Das Landeskriminalamt habe dies insgesamt positiv bewertet und eine Fortsetzung empfohlen. Es sollten nun weitere Erfahrungen gesammelt werden, im Sommer folge eine weitere Bewertung. In Nordrhein-Westfalen wird das Instrument bereits in zahlreichen Städten genutzt (siehe Grafik für den Raum Köln).

Nach Angaben des Präsidiums in Koblenz wird beim Einbruchsradar nur der Ort eines Falls angezeigt, nicht Straßennamen oder Hausnummern. Auch Einzelheiten zur Beute oder zum Vorgehen der Diebe sind nicht zu finden. Man wolle damit auch deutlich machen, wie wichtig Hinweise von Nachbarn oder Anwohnern sind, um Täter zu finden, teilte Präsidiumssprecher Uli Hoppen mit. "Hinweise aus der Bevölkerung tragen maßgeblich zu unseren Ermittlungserfolgen bei."

Christiane Lautenschläger, Sprecherin beim Polizeipräsidium Westpfalz in Kaiserslautern, das neu dabei ist, unterstrich: "Das Einbruchsradar dient zum einen der Steigerung der Transparenz polizeilichen Handelns und zum anderen der Steigerung des Hinweisaufkommens aus der Bevölkerung - und folglich zu einer Stärkung der Ermittlungsarbeit der Polizei". Diese Chance wolle man sich nicht entgehen lassen.

Anders die Einschätzung beim Polizeipräsidium in Mainz: "Das ist in absehbarer Zeit nicht geplant", sagte eine Sprecherin. Jedes Präsidium könne selbst entscheiden, die Meinungen gingen auseinander. Man gebe Pressemitteilungen zu aktuellen Einbrüchen heraus, versehen mit Empfehlungen, wie man sich schützen könne. Eine Karte mit Einbruchsorten bilde nur die Vergangenheit ab.

Ähnlich klingt das beim Polizeipräsidium Rheinpfalz in Ludwigshafen. "Wir informieren die Bürger über Pressemitteilungen und in den sozialen Medien", sagte ein Sprecher. Ein Radar sei nicht vorgesehen, auch hier sieht man keinen rechten Nutzen darin. Der Sprecher des Präsidiums Trier, Uwe Konz, sagte, erst kürzlich sei hausintern über ein solches Radar beraten worden. "Es ist nicht vorgesehen, es einzuführen", sagte er. Man sehe keinen Mehrwert.

Im Saarland sprach sich Innenminister Klaus Bouillon (CDU) im Januar gegen ein Einbruchsradar aus, nachdem zuvor die SPD und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) für ein solches Projekt geworben hatten. Bouillon sagte damals bei einer Fragestunde im Landtag, aus Sicht der Polizei gebe es viele Gründe, das Radar zurzeit nicht einzuführen. Einer davon sei der Opferschutz, "weil ein Einbruchsradar in ländlichen Regionen, bei geringen Zahlen, sehr schnell dazu führen kann - auch wenn man Hausnummern und dergleichen weglässt -, dass Rückschlüsse auf Familien, auf Gruppierungen gezogen werden". Wenn Banden an ein oder zwei Tagen viele Einbrüche begingen, dann aber nie wieder kämen, bestehe zudem die Gefahr der Stigmatisierung von ganzen Wohnvierteln. Eine Veröffentlichung könne auch Folgewirkungen für den Wert einer Immobilie haben. "Nicht zuletzt sagen Kriminalisten, wir würden ja denjenigen, die Einbrüche verüben wollen, punktgenau Daten liefern, wo man hingehen könnte, wo man vielleicht bessere Möglichkeiten hätte." Bouillon kündigte gleichwohl Beratungen der Fachleute auf Länderebene an und schloss eine Einführung des Einbruchsradars nicht auf alle Zeit aus.

Nach der jüngsten Kriminalstatistik für Rheinland-Pfalz ging die Zahl der Wohnungseinbrüche im vergangenen Jahr um etwa fünf Prozent auf 6744 Fälle zurück, im Saarland um rund 20 Prozent auf 1947 Fälle (sie SZ berichtete).

Das Mainzer Innenministerium betonte, das Einbruchsradar sei nur eine Maßnahme von vielen. In Regionen mit gesteigerten Fallzahlen werde die Polizei vielfach aktiv. Anwohner würden von Beamten angesprochen und beraten. Sprecher Steffen Wehner teilte mit, die Bevölkerung könne bei der Bekämpfung von Einbrüchen vieles selbst leisten. "Wenn die Bürgerinnen und Bürger auf ungewöhnliche Begebenheiten achten - unbekannte Gesichter, fremde Fahrzeuge, Bewegung auf dem Nachbargrundstück, obwohl die Nachbarn eigentlich außer Haus sein müssten - leisten sie einen enormen Beitrag." Im Saarland gab es im vergangenen Jahr 701 Einzelberatungen und 27 Vorträge, in denen Fachleute der Polizei erklärten, wie Bürger sich besser vor Einbrüchen schützen können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort