Zweieinhalb Stunden mit Falco auf der Überholspur

Saarbrücken · 1986 gastierte Falco auf seiner "Emotional"-Welttournee live in der Saarlandhalle Saarbrücken. Zudem hat der Österreicher dort zwei Mal den früheren SR-Showpreis "Goldene Europa" erhalten. Am Dienstagabend wollte nun "Falco - das Musical" die Atmosphäre, die bei den Auftritten des 1998 verstorbenen Künstlers herrschte, für zweieinhalb Stunden auf die Bühne zurückholen. Auch wenn der Hauptdarsteller Alexander Kerbst zuweilen etwas zu brav daher kam, überzeugte das Musical mit Einblicken in das Leben einer zerrissenen Seele. "Er lebte auf der Überholspur", eröffnete Erzähler Sebastian Achilles in der Rolle von Falcos Manager das Geschehen. Horst Bork, der zwölf Jahre lang der echte Geschäftspartner des Künstlers war, beriet die Macher.

 Sänger Falco galt als provokativer Egozentriker. Foto: Marcel Klette

Sänger Falco galt als provokativer Egozentriker. Foto: Marcel Klette

Foto: Marcel Klette

Falco galt als provokativer Exzentriker. Seine Musik schrieb Geschichte: Mit seinem Hit "Rock me Amadeus" schaffte es Hans Hölzel, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, sogar 1986 als bis heute einziges deutschsprachiges Lied in USA an die Chartspitze. Das Musical schildert Aufstieg und Fall der Musik-Legende, ihr Leben zwischen Genie, Größenwahn, Alkoholsucht und gescheiterten Beziehungen. Um die innere Zerrissenheit des Künstlers mitsamt seinen zuweilen anzutreffenden alkoholgetränkten Fieberträumen zu verdeutlichen, wurden zwei sehr gegensätzliche Frauentypen verdeutlicht: Die erhoffte "Erlöserin", eine blonde Cinderella-Figur namens Jeanny (Claudia Müller-Kretschmer) und die Antagonistin mit Namen Ana Conda (gespielt von Stefanie Kock), die Falco auf der Bühne gerne Mal zur Sau machte. Ein Highlight im Kampf um Falcos inneres Seelenheil war dabei der Titel "Dance Mephisto", bei dem sich die Bühne in einen Tanzpalast verwandelte.

Unterhaltsam ging es bei der Version von "Rock me Amadeus" zu. Geschildert wurden dabei Falcos Allüren. Denn der Künstler kam gerne Mal Stunden zu spät zu seinem Videodreh. Weniger lustig war der zunehmende emotionale Verfall, den Hanz Hölzel alias Falco, durchmachte. Mit verzweifelten Rechtfertigungsversuchen wie "David Bowie trinkt auch nicht nur Apfelsaft" mündete der einst strahlende Star immer mehr im Untergang. Stets hoffte er auf die Frau, die ihn vor sich selbst retten würde. Doch diese Frau an Falcos Seite hat es nie gegeben. Unfähig, sich selbstkritisch mit der eigenen Lebensproblematik auseinander zu setzen, folgten Eskapaden über Eskapaden, die schließlich im frühen Tod endeten. Das Publikum in der Saarbrücker Saarlandhalle verfolgte das Geschehen überwiegend ruhig, aber interessiert. Bei den Zugaben "Rock me Amadeus" und "Der Kommissar" zeigte sich Begeisterung im Saal. Ein gelungener Abend.

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