Rentner baut Krachmacher aus Holz für die Ostertage

Niedaltdorf · Reiner Petry stellt in seiner Werkstatt in Rehlingen-Siersburg Klepperkästen her.

 Früher arbeitete Reiner Petry als Schlosser in der Dillinger Hütte. Heute steht er in seiner Werkstatt und bastelt an den Klepperkästen.

Früher arbeitete Reiner Petry als Schlosser in der Dillinger Hütte. Heute steht er in seiner Werkstatt und bastelt an den Klepperkästen.

Foto: Andreas Engel

So manchen haben die Dinger schon genervt an den beiden Tagen vor Ostersonntag, wenn morgens um sechs in der Früh undefinierbarer Lärm den Schlaf beendete. Aber diese Form des Krachmachens hat eine lange Tradition, und eigentlich möchte die Tradition auch keiner missen. Es geht um die Klepperkästen.

In Niedaltdorf, einem Gau-Dörfchen an der Grenze zu Lothringen, das zur Gemeinde Rehlingen-Siersburg gehört, lebt Reiner Petry. Der 68 Jahre alte frühere Schlosser auf der Dillinger Hütte baut Klepperkästen.

Auf die Idee mit dem Klepperkastenbau kam Petry, der auch noch SPD-Ortsvorsteher der 800-Seelen-Gemeinde Niedaltdorf ist, als seine Enkelkinder Simon und Andreas im vergangenen Jahr gemeinsam mit den anderen Kindern von Haus zu Haus wandern wollten, um zu ratschen. "Opa, kannst du uns einen Klepperkasten bauen?", fragten die Jungen. Früher, so erinnert sich Petry, der als Messdiener auch mit der Klepper unterwegs war, wurden die Kästen vererbt. Einmal stabil aus Holz hergestellt, überdauerten die Kästen Generationen. Damals baute der örtliche Schreiner die hölzernen Krachmacher, das lohnt sich heute aber nicht mehr.

Für Petry bedeutete dieser Umstand den Startschuss in eine neue Karriere als Klepperkasten-Hersteller. Er begann in Büchern und älteren Aufzeichnungen zu recherchieren, wurde fündig und ergatterte eine Art Bauplan. Petrys Lärm-Instrumente bestehen aus 27 Holzteilen, dazu 25 Nocken und Schrauben. Einigermaßen kompliziert sei die Anordnung der Nocken auf der zentralen Walze, die durch eine Handkurbel betrieben wird. Diese Nocken heben nacheinander die fünf darüber gespannten Eichenlättchen an. Löst sich die Spannung durch das Betätigen der Kurbel, klacken oder knallen die Lättchen, versehen mit einem kleinen hölzernen Hämmerchen auf den Resonanzboden - fertig ist der Krach.

"Mit meinen Klepperkästen hat es sofort funktioniert", erklärt Petry stolz. Beim Heimwerkermarkt besorgt er sich die Teile und schneidet in seiner Werkstatt alles nach einem selbst entwickelten Plan zurecht. "Das geht inzwischen fast fließbandmäßig", schmunzelt der begabte Bastler.

Die Klepperkästen-Produktion sei natürlich ein eng begrenztes Saisongeschäft, "zwei bis drei Tage werden die Dinger benutzt", erzählt er. Es mache ihm aber Riesenspaß. Und das sieht man. Nachdem die ersten Kleppern 2016 fertig waren, die Enkelkinder stolz durch die Straßen zogen, meldeten sich erste Interessenten, erzählt Petry. Der erste war eine Frau aus Hilbringen, "woher die das wusste - keine Ahnung". Um die 60 Euro kostet die Klepper bei Petry in Niedaltdorf.

Der umtriebige Sozialdemokrat und Umweltschützer ist nebenbei noch Naturpark-Referent für den Naturpark Saar-Hunsrück. In diesem Zusammenhang erwähnt er gerne, dass er in Schulen und Kindergärten referiert und mit den Kindern Nistkästen oder die sogenannten Insektenhotels baut.

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