Selbstbewusst ins Superwahljahr

Merzig. Väter mit Vollbart tragen ihre Babys durch den Saal, vor der Tür steht ein Elektroauto, der Parteitag beginnt mit 25 Minuten Verspätung - auf einige grüne Klischees scheint immer Verlass. Parteichef Hubert Ulrich meinte am Samstag in der Merziger Stadthalle aber etwas anderes, als er dem Landesverband im 30. Jahr seines Bestehens "sehr viel Kontinuität" bescheinigte

Merzig. Väter mit Vollbart tragen ihre Babys durch den Saal, vor der Tür steht ein Elektroauto, der Parteitag beginnt mit 25 Minuten Verspätung - auf einige grüne Klischees scheint immer Verlass. Parteichef Hubert Ulrich meinte am Samstag in der Merziger Stadthalle aber etwas anderes, als er dem Landesverband im 30. Jahr seines Bestehens "sehr viel Kontinuität" bescheinigte. Er meinte, dass sich die Grünen dank einer klaren Linie, dank unantastbarer Positionen in einem "ganz schwierigen Umfeld" immer wieder neu behauptet hätten in der Vergangenheit.

An diesem Kurs will die Partei daher auch in diesem "besonders schwierigen" Wahljahr festhalten, in dem sie gerade im Saarland mit einer beispiellosen Konkurrenz konfrontiert ist. Soll heißen, das betonte Ulrich in seiner Rede vor über 100 Delegierten: Nicht um jeden Preis regieren - sondern nur, wenn die Inhalte stimmen. "Wer mit uns regieren will", sagte ein selbstbewusster Ulrich, müsse vor allem in den Bereichen Bildung, Umwelt, Energie und Soziales mehr bieten als die amtierende CDU. Ob die Grünen unter bestimmten Voraussetzungen nicht aber doch sogar mit Peter Müller eine Politik-Ehe eingehen würden, bleibt indes nach wie vor offen. Über eine mögliche Koalitionsaussage für die Landtagswahl soll ein weiterer Parteitag im Sommer entscheiden, erklärte Ulrich.

Beim fast fünfstündigen Zusammentreffen am Samstag standen dagegen personelle Entscheidungen im Vordergrund. Und obwohl die Saar-Grünen mit dem Leitgedanken "Zeit für Veränderung" in den Dauer-Wahlkampf 2009 ziehen, vertrauen sie dabei auf offenbar bewährte Kräfte. Bei der Aufstellung der Landesliste für die Wahl am 30. August gab es keine Kampfabstimmungen über die besten Plätze, keine Hand voll Fragen an die zehn Kandidaten und am Ende durch die Bank deutliche Zustimmung. So wurde Ulrich mit 94,8 Prozent an die Spitze gewählt, Landtagskollegin Claudia Willger-Lambert durfte sich auf Rang zwei über 90,9 Prozent freuen. Der Landesvize Klaus Borger auf Platz drei fuhr mit 82,8 Prozent schon eines der schwächsten Ergebnisse des Tages ein. Ein frisches Gesicht wählten die Grünen aber auch noch nach vorne: die 21-jährige Politikstudentin Kathrin Baltes aus Illingen auf Platz vier erhielt 88,3 Prozent.

Meinung

Gefangen im Gewohnten

Von SZ-Redakteur

Thomas Schäfer

Ein schwieriges Jahr sagt Parteichef Ulrich seinen Grünen voraus. Er weiß, dass der Einzug in den Landtag bei der politischen Wetterlage diesmal ein besonders hartes Stück Arbeit wird. Dennoch geben sich die Grünen selbstbewusst. Vermutlich aus dem Glauben heraus, dass die Öko-Partei für Unentschlossene immer eine gute Wahl ist. Doch will man sich damit zufrieden geben? Wo sind die wirklich frischen Ideen, die es für den Wandel braucht? Aufbruchstimmung war in Merzig nicht zu spüren. Aber die kann ja noch kommen.

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